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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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Fenodyree. «Wir werden Folgendes versuchen: Nördlich von Shuttlingslow liegt der Wald von Macclesfield, die Gegend da ist so wild wie überall sonst in den Bergen; doch haben die Menschen sie mit Fichten und Tannen bepflanzt. Kennst du dich da aus?»
    «Ja», sagte Gowther. «Fängt über den Langley-Speichern an.
    Ich halt aber nicht viel davon – kilometerlange schnurgerade Baumreihen; nicht natürlich gewachsen.»

    «Die Stelle meine ich: ein Kerker für Bäume. Doch stehen ihre traurigen Reihen sehr dicht, und es ist kaum möglich, etwas, was sich darin versteckt, zu finden. Dieser Wald wird uns bis Freitagmorgen beschützen, und dann werden wir über die letzte Meile Moor nach Shuttlingslow hochklettern.»
    «So einfach soll das gehen?», fragte Gowther.
    «Falls wir in den Wald gelangen können», sagte Durathror.
    Fenodyrees Plan bestand darin, zunächst einige Kilometer nach Süden zu gehen und sich dann nach Osten zu wenden, mithin wo immer möglich sich im Wald zu bewegen. Er hoffte, dass sie die dazwischen liegenden Stücke offenen Geländes überqueren könnten, indem sie Gewässern folgten. Wenn man von seinen Beschwerlichkeiten absah, hatte dieser Plan etliche Vorteile. An den Bächen würden sie mit Sicherheit Erlen und Weiden finden, zwischen denen auch noch kleinere Pflanzen, Schilf, Binsen und wuchernde Holunderbüsche stünden. Wenn sie sich unter dem Niveau der angrenzenden Äcker bewegten, kamen sie zudem geschützter voran, da die Gefahr, dass sich ihre Silhouetten gegen den Himmel abzeichneten, gebannt wäre. Als letzter Ausweg bliebe ihnen auch noch, sich dicht unter die Böschung zu legen, falls sie von herankommenden Vögeln im Freien überrascht werden sollten. Außerdem tarnt fließendes Gewässer den Geruch, was sich als wichtig erweisen könnte, da noch immer zwei von Morrigans Jagdhunden am Leben waren.
    Dies alles legte Fenodyree dar, sein Plan wurde ohne Widerspruch angenommen, und sie machten sich nun an den schwierigsten Teil ihrer Reise, da sie sich auf eine Art der Fortbewegung festlegten, die sie über lange, erschöpfende Kilometer bestimmte. Sie mussten als Gruppe geschlossen bleiben, doch als Einzelwesen gehen und handeln; jeder war für sich dafür verantwortlich, Deckung zu suchen und zu finden, ehe Vögel über ihnen waren, und vorzudringen, sobald der Himmel frei war. Verwegene Klettereien, lange Wartezeiten, Schlamm, Sand, Wasser, Eis und übles Brombeergesträuch: Eineinhalb Kilometer in der Stunde waren da schon ein gutes Ergebnis.
    Der Bach führte nach Südwesten, auf den linken Hang von Sodger’s Hump zu, und dann unausweichlich unter der Straße nach Congleton hindurch, was ihnen allen ganz und gar nicht gefiel. Jedoch mündete wenige Meter vor der Brücke, wenn auch erst bedenklich kurz davor, ein kleinerer Bach in den Bag. Er kam in spitzem Winkel von links, vom Wildgehege bei Capesthorne her. Dies bedeutete, dass sie nun beinahe wieder rückwärts gehen mussten, versprach aber eine solch angenehme Wegstrecke zu werden, dass niemand den Umweg oder die verschwendeten Energien bedauerte: Das war es durchaus wert, sich dann in genau der richtigen Richtung zu bewegen – etwas, das ihnen nicht mehr oft vergönnt sein sollte.
    Sie waren noch nicht lange an diesem kleineren Bach entlanggegangen, da sahen sie am Rand von Dumvilles Schonung die ersten Wanderer.
    Der Bach kam aus einem Tal, das mit Birkengebüsch und totem Farn bestanden war; dies war ein Fortschritt gegenüber den kahlen Ackern, und vor ihnen boten einige Lärchen Asyl, aber das langsame Gekrieche dorthin erschien ihnen endlos.
    «Bei den Bändern von Frimla!», sagte Durathror, als sie endlich unter den verschlungenen Zweigen anlangten. «Es tut gut, diese Haltung eines Feiglings aufzugeben und wieder auf zwei Beinen zu gehen!»
    «Ich will nur hoffen, die Vögel sind taub», sagte Susan.
    Der Boden war mehrere Zentimeter dick mit toten Lärchenzweigen und kleinen Ästen bedeckt. Es war unmöglich, nicht darauf zu treten, und sie verursachten mit ihren fünf Paar Füßen das Geräusch eines fernen Waldbrandes.

    Nach dem Lärchenwald durchquerten sie eine kleine Passage voller Gestrüpp und kamen in eine Tannenschonung –
    Vertreter von Gowthers verhassten «schnurgerade gepflanzten Bäumen». Doch waren diese Bäume gut gewachsen: Es gab nur wenige niedrige Äste, und die Reihen standen großzügig weit auseinander, sodass die Bäume, statt wangenpeitschende Hindernisse zu bilden, sich in

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