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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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haben, können sie eigentlich nichts machen.« Er ging zu seinem Schreibtisch. »Übrigens, mit wem hast du gesprochen, als ich hereinkam?«
    »Wie bitte?«
    »Als ich hereinkam, hast du doch mit jemandem telefoniert. Du sagtest: Er ist gerade reingekommen , und dann hast du aufgelegt. Mit wem hast du gesprochen?«
    »Ach, das war Nancy im Zimmer von Hollis. Hollis hat seine endgültige Fassung des Grinnell-Votums geschickt, und wir beide sollen sie noch einmal durchlesen. Er braucht den definitiven Ausdruck bis Freitag, weil er ihn bis zum Wochenende ans Zentralbüro schicken will, damit sie kommenden Montag das Urteil verkünden können.«
    »Und das ist alles, was sie sagte?«
    »Ganz recht.« Lisa bemerkte Bens skeptische Miene. »Mach mich bloß nicht schwach«, warnte sie ihn.
    »Wieso?«
    »Ich weiß schon, was du denkst.« Lisa stand vom Sofa auf. »Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber ich habe nicht mit Rick gesprochen.« »Wer hat das denn behauptet?«
    »Glaub mir, ich kenne deinen schiefen Blick. Egal, welch großartige Dinge du da unten bei den Marshals geleistet hast - was mich betrifft, so weiß ich ganz genau, wenn du lügst.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin nicht mißtrauisch. Wenn du sagst, es war Nancy, dann war es Nancy.«
    »Und es war Nancy.«
    »Dann glaube ich dir.«
    »Sie war es wirklich!«
    »Ich sagte doch, daß ich dir glaube.«
    »Ben, ich -«
    »Hör mal, wenn ich wirklich der Ansicht wäre, daß du lügst, würde ich so tun, als müßte ich zum Klo; und dann würde ich zu Nancy gehen und sie fragen, ob sie dich angerufen hat. Ich vertraue dir, Lisa. Wenn du sagst, daß sie es war, dann war sie's auch.«
    Am späten Freitagnachmittag starrte Ben bereits seit drei Stunden unablässig auf seinen Bildschirm. »Es ist mir schleierhaft, wieso er sich noch nicht gerührt hat«, sagte er und rieb sich die blutunterlaufenen Augen. »Er kann doch nur dann Geld machen, wenn er einen Anteil kauft.«
    Lisa war dabei, zum achten Mal seit Mittwoch die endgültige Fassung des Grinnell-Votums durchzulesen. »Vielleicht hat Rick das Urteil überhaupt nicht bekommen. Es kann ja auch um eine ganz andere Entscheidung gegangen sein.« »Nie im Leben«, meinte Ben. »Es war mit Sicherheit Grinnell. Das spüre ich.«
    »Ach, tatsächlich?« meinte Lisa, ohne von ihrem Schriftsatz aufzusehen. »Und angenommen, daß deine übernatürlichen Fähigkeiten dich da nicht auf den Holzweg führen, warum bist du dir eigentlich so sicher, daß Ricks Geschäftspartner den Verkauf seines Anteils überhaupt anzeigt? Vielleicht übergibt er ihm einfach die Urkunde und macht sich aus dem Staub.«
    »Der Verkäufer könnte sich so verhalten, aber nicht Rick. Schließlich ist es in Ricks ureigenstem Interesse, den Verkauf zu dokumentieren, denn sonst wäre der Käufer eventuell in der Lage, das Geschäft zu leugnen. Indem er sich als Käufer offenbart, stellt Rick seine Transaktion sicher, und er ist zu clever, das zu übersehen.«
    Fasziniert von der Logik in Bens Hypothese, legte Lisa das Votum beiseite und wandte sich ihrem eigenen Computer zu. Sie hatte ebenfalls die Lexis-Datenbank aufgerufen. Während die beiden Kollegen gebannt vor den Grundbucheinträgen saßen, zerstörte das Läuten von Bens Telefon die Stille.
    »Hallo, hier ist das Amtszimmer von Richter Hollis«, meldete sich Ben.
    »Tag, spricht da Ben Addison? Derselbe Ben Addison, der vor zwei Jahren im Sommer bei Wayne and Portnoy hospitiert hat?«
    Augenrollend erkannte Ben die Stimme von Adrian Alcott. Er zwang sich zu einem jovialen Ton. »Wie geht's denn so, Adrian? Schön, wieder mal Ihre Stimme zu hören.«
    »Ganz meinerseits«, erwiderte Alcott. »Wir haben uns schon lange nicht mehr unterhalten. Wie steht's denn am Gerichtshof?«
    »Arbeit, Arbeit, Arbeit«, sagte Ben, verärgert, von seinem Bildschirm abgelenkt zu werden.
    »Ich weiß schon. Ich hab' gehört, zum Jahresende hin wird es wirklich unerträglich.«
    »Absolut. Man versucht, so viele Entscheidungen wie möglich zu verkünden, damit alle die Feiertage genießen können.«
    »Verstehe, verstehe. Selbst hier versuchen wir -«
    »Ben, sieh dir das an!« rief Lisa und zeigte auf ihren Bildschirm.
    Ohne auf Alcotts Geplauder zu achten, wandte sich Ben wieder seinem Monitor zu und versuchte angestrengt, den Grund für Lisas Aufregung festzustellen.
    »Nun, haben Sie schon entschieden, wie Ihre Laufbahn sich im nächsten Jahr entwickeln soll?« fragte Alcott. Als er keine

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