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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Antwort erhielt, fügte er hinzu: »Ben, sind Sie noch dran?«
    »Ja, ja. Natürlich.« Ben ließ die Liste der über hundert identifizierbaren Teilhaber über den Schirm rollen. »Tut mir leid, ich hab' den letzten Satz nicht ganz verstanden.«
    »Ich wollte bloß fragten, ob Sie sich schon entschieden haben, welche Richtung Ihre Laufbahn im nächsten Jahr nehmen soll«, wiederholte Alcott.
    »Noch nicht. Ich hatte zuviel zu tun, um an die nächste Woche zu denken - vom nächsten Jahr ganz zu schweigen.«
    »Geh an den Anfang der Liste!« rief Lisa.
    »Das verstehe ich vollkommen«, meinte Alcott. »Mir ist bloß daran gelegen, daß Sie uns im Hinterkopf behalten.«
    Ben ließ das alphabetische Register vorbeilaufen und suchte nach der neuesten Ergänzung. Als ihm der letzte Eintrag endlich ins Auge sprang, wurde ihm flau im Magen. Er wollte seinen Augen nicht trauen, doch da stand es ganz oben auf seinem Bildschirm: Addison & Co. »Hören Sie, Adrian, ich muß jetzt auflegen.«
    »Ist irgend etwas nicht in Ordnung?« wollte Alcott wissen, doch bevor er weiterfragen konnte, hatte Ben schon aufgelegt.
    »Das darf doch nicht wahr sein.« Ben riß nervös an seinen Haaren. »Das ist doch ganz unmöglich. Ich bin total erledigt.«
    »Sag doch nicht so was.« Lisa kam zu ihm, um ihn zu beruhigen. »Es ist doch nicht so, daß -«
    »Lisa, wenn am Montag das Urteil verkündet wird, wird eine unter meinem Namen laufende Firma Millionen an einer Entscheidung verdienen, an der ich mitgearbeitet habe. Und du glaubst nicht, ich sollte mir deswegen Sorgen machen?«
    »Ben, man kann doch gar keine Verbindung zwischen dir und dieser Firma herstellen. Du hast sie nicht angemeldet; du hast absolut nichts damit zu tun. Außerdem - wer außer uns sieht schon in diese Datenbank, um die neuesten Veränderungen an der Zusammensetzung des Grinnell-Konsortiums zu prüfen?«
    Bens Telefon läutete. Er erstarrte und sah Lisa an. Wieder schrillte das Läuten durchs Zimmer.
    »Das sind die Marshals«, sagte Ben. »Sie wissen es schon.« Er stürzte zum Garderobenschrank und riß seinen Mantel heraus.
    »Wo willst du denn hin?« fragte Lisa.
    »Ich muß hier raus.« Ben packte seine Aktentasche und lief zur Tür. »Tausch deinen Ausweis mit mir.«
    »Was?«
    »Ich sagte, du sollst deinen Ausweis mit mir tauschen.« Ben warf Lisa seinen Gerichtsausweis zu. »Beeil dich!«
    Lisa lief zu ihrem Tisch zurück, holte ihre Karte aus der Schublade und gab sie Ben. Kaum hatte er sie in den Händen, war er auch schon verschwunden.
    »Ruf mich an, wenn du nach Hause kommst«, rief Lisa ihm hinterher, während immer noch das Telefon schrillte.
    Schweißgebadet lief Ben in vollem Tempo die große Treppe hinunter. Als er im Erdgeschoß angekommen war, verlangsamte er seine Schritte und bemühte sich, unauffällig weiterzugehen. Um den Haupteingang zu vermeiden, blieb er im Nordflügel des Gebäudes und lief auf dessen einzige unbewachte Tür zu. Während er sich ihr näherte, glaubte er, einen Verfolger zu hören. Er wandte sich um, sah niemanden und beschleunigte seine Schritte trotzdem. Mit wild schlagendem Herzen erreichte er schließlich das Lesegerät, das ihm den Ausgang öffnen sollte. Er holte Lisas Ausweiskarte aus der Tasche, hielt den Atem an und zog sie durch den Leseschlitz. Nichts. Mit zitternden Händen wiederholte er die Bewegung. Endlich ein Klicken. Er stürzte los und drückte die Seitentür des Gebäudes auf. Im Freien angelangt, atmete er endlich aus und ließ seine Aktentasche zu Boden fallen, erleichtert, den beißend kalten Wind im Gesicht zu spüren. Vornübergeneigt, die Hände auf den Knien, nahm sich Ben eine Minute Zeit, um sich wieder zu sammeln. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, schloß die Augen und versuchte, nachzudenken. Dann hob er eine Handvoll Schnee auf, rieb sich damit die Stirn ein und steckte den Rest in den Mund. Schließlich ging er die Maryland Avenue entlang, trat ein paar Häuserblocks weiter in eine Telefonzelle und wählte Lisas Nebenstelle.
    »Hallo, hier ist das Amtszimmer -«
    »Lisa, ich bin's.«
    »Was war denn mit dir los?«
    »Tut mir leid. Ich mußte einfach raus. Mir war hundeelend.«
    »Wofür hast du denn meinen Ausweis gebraucht, verdammt noch mal?«
    »Ich dachte, die Marshals würden meinen sperren, damit ich das Gebäude nicht verlassen kann. So haben sie mich schon das letzte Mal gekriegt.«
    »Und jetzt sitze ich hier fest?«
    »Nein.« Ben sah über seine Schulter. »Du kannst ja

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