Der zehnte Richter
meinen Ausweis benutzen. Wenn er nicht funktioniert, bedeutet das, daß die Marshals über die Sache mit Grinnell Bescheid wissen. Wenn nicht, haben sie noch keine Ahnung.«
»Aber das beantwortet meine Frage nicht. Wenn sie mich einsperren, wie soll ich dann hier rauskommen?«
»Geh einfach zum Haupteingang und sag, du hättest deinen Ausweis verlegt. Dann überprüft man bloß deinen Namen und läßt dich so raus. Hast du inzwischen rausgekriegt, von wem Rick den Anteil gekauft hat?«
»Ich bin die Liste durchgegangen, die wir letzte Woche ausgedruckt haben, und da fehlte nur ein Name. Addison and Company hat eine Firma mit dem Namen Micron Group ersetzt.«
»Und was ist diese Micron Group?«
»Ich hab' Lexis überprüft, aber ohne Ergebnis. Ich konnte bloß feststellen, daß es sich um eine Teilhaberschaft mit beschränkter Haftung handelt, die vor ungefähr fünf Jahren in Delaware gegründet wurde. Die ursprünglichen Dokumente lauteten auf einen Murray Feinman, aber als ich unter diesem Namen nachgeprüft habe, war der einzige Bericht über ihn sein Nachruf. Er ist letztes Jahr im Alter von vierundachtzig Jahren gestorben. Micron wurde also wahrscheinlich nur gegründet, um vor seinem Tod irgendwelche Gelder zu investieren, und ich hab' keine Ahnung, wer jetzt der Chef der Firma ist.«
»Sonst hast du nichts gefunden?«
»Was willst du denn noch, verdammt noch mal? Schließlich hab' ich nichts als Lexis, und das heißt, daß ich auf Periodika und öffentliche Urkunden beschränkt bin. Ich war schon erstaunt, daß ich überhaupt soviel gefunden habe.«
»Tut mir leid. Ich bin einfach am Ende«, erklärte Ben, während eine kleine Touristengruppe samt Führer an ihm vorbeiging. Er wartete, bis der letzte Tourist verschwunden war, bevor er weiter sprach. »Glaubst du, wir können Rick aufspüren, wenn wir uns näher mit Addison and Company befassen?«
»Keine Ahnung. Ich hab' den Namen überprüft, aber so eine Firma ist nirgends eingetragen. Ich schätze, sie ist entweder in einem anderen Land angemeldet, oder Addison and Company ist der Ableger einer anderen Firma, deren Namen wir nicht kennen. Offenbar hat Rick den Namen nur benutzt, um deine Nerven zu ruinieren.«
»Ich glaube, da ist mehr dran. Wenn er mich ins Rampenlicht schiebt, bedeutet das, daß keiner mehr auf ihn achten wird.«
»Schon möglich. Aber was willst du jetzt machen?«
»Ich werde erst mal hier warten, bis du mit der Arbeit fertig bist. Dann weiß ich, ob die Marshals tatsächlich hinter mir her sind.«
»Du willst zwei geschlagene Stunden warten?«
»Vergiß die zwei Stunden. Hau einfach jetzt sofort ab. Hollis ist es egal. Das Grinnell-Votum ist in Ordnung; gib es einfach Nancy. Und sonst haben wir sowieso nichts zu tun.«
»Dann liegen also nicht ungefähr fünfzig Eingaben hier, die wir dringend durchsehen müssen?« »Jetzt komm schon, Lisa, heute ist Freitag. Verschwinde einfach.«
»Gut, gut«, willigte Lisa ein. »Sag mir, wo du bist.«
»Ich stehe in der Telefonzelle Ecke Maryland und D Street.«
»Alles klar. Dann bis in zehn Minuten.«
Als Lisa an der Straßenkreuzung eintraf, stellte sie besorgt fest, daß Ben nicht zu entdecken war. Sie blickte sich um und sah ein paar Dutzend Menschen über die frisch geräumten Gehsteige stapfen, doch keiner von ihnen sah ihm ähnlich. Dann entdeckte sie die Telefonzelle an der Ecke, ging darauf zu und bemerkte erstaunt, daß zwischen Hörer und Gabel ein Zettel steckte. Sie hob den Hörer ab und faltete den Zettel auseinander, der eine Nachricht in Bens Handschrift enthielt: »Wink das schwarzbeige Taxi auf der anderen Straßenseite heran.«
Lisa zerknüllte den Zettel und warf einen Blick über ihre Schulter, um festzustellen, ob ihr jemand gefolgt war. Dann überquerte sie die Straße und sah den schwarz-beigen Wagen. »Taxi!« rief sie. Als der Fahrer ihr zunickte, öffnete sie die Hintertür und stieg ein. Bevor sie ein Wort herausbringen konnte, raste der Wagen schon die Maryland Avenue entlang. »Entschuldigung, aber wissen Sie überhaupt, wohin ich will?« fragte Lisa.
»Na, hat es irgendein Problem gegeben?« Bens Kopf erschien über der Lehne des Beifahrersitzes.
Lisa zuckte zusammen. »Herrgott noch mal, du hast mich zu Tode erschreckt!« brüllte sie. »Wieso hast du dich denn am Boden versteckt, verdammt noch mal?«
»Ich wußte ja nicht, ob jemand dir folgen würde oder ob du überhaupt allein rauskommen würdest.«
»Also, du brauchst dir keine Sorgen zu
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