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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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mußt du dafür die Verantwortung übernehmen. Wenn nur du in Gefahr wärst, würde ich ja sagen, daß du tun kannst, was du willst. Aber wenn du denkst, ich sehe tatenlos zu, während meine Karriere auf dem Spiel steht und du deine aussichtslose Jagd auf Rick fortsetzt, dann täuschst du dich. Sieh den Tatsachen ins Gesicht, Ben - man hat dich ausgetrickst. Du hast verloren. Gib auf.«
    »Halt bloß den Mund, verdammt noch mal!« Ben sprang auf und packte Nathan an der Jacke.
    Sofort brachte Eric die beiden auseinander. »Moment mal, Ben. Beruhige dich.«
    Während Eric versuchte, Ben zurückzuhalten, brüllte der Nathan an: »Wenn du mal eine Sekunde dein gottverdammtes Mundwerk hältst, würdest du vielleicht merken, daß ich nicht hierhergekommen bin, um neue Pläne gegen Rick auszubrüten. Ich bin hier, um mit meinen Freunden zu reden.«
    Als Ober ins Wohnzimmer kam, legte er einen Stapel Bücher auf den Couchtisch: vier Jahrbücher der High- School und ein übervolles Album. Als erstes nahm Ober das Jahrbuch aus der neunten Klasse, suchte die Porträts seiner Freunde und lächelte über Nathans Krauskopf. Als er zu Bens Bild kam, mußte er laut lachen. Mindestens vier Jahre waren vergangen, seit er das Buch zuletzt aufgeschlagen hatte, um den zerzausten, von seiner Zahnspange entstellten Häßling namens Ben Addison zu betrachten. Bei Erics Bild erinnerte Ober sich daran, wie gern er bei ihm übernachtet hatte, vor allem, weil Erics Bruder die größte Sammlung pornographischer Spielkarten weit und breit besaß.
    Auch als er das Jahrbuch der zehnten Klasse aufschlug, blätterte Ober sofort zu den Porträtseiten. Dabei fiel ihm ein, daß sie in dem Jahr ihren Führerschein gemacht hatten. Eric war nicht nur dabei der erste gewesen, er hatte auch den ersten Zusammenstoß - mit Nathans Mutter, die gerade aus ihrer Einfahrt bog. Dann kam das Jahrbuch der elften Klasse, und Ober erinnerte sich an die erste College-Party an der Boston University. Er lachte, als ihm einfiel, wie Ben den ganzen Abend damit verbracht hatte, die Damen zu überzeugen, er sei »Ben Addison, Professor für Liebe«.
    Schließlich schlug Ober sein persönliches Album auf. Stolz hatte er darin die Leistungen seiner Freunde dokumentiert. Da war ein Foto aus dem Boston Globe, das Nathan neben dem Außenminister zeigte, und ein Artikel über Bens Anstellung am Obersten Gericht. Da war die erste Story, die Eric für die Schülerzeitung geschrieben hatte, und seine ersten Artikel für Washington Life und den Washington Herald. Da waren das erste Silbenrätsel aus dem Herald 'und Erics Artikel über die undichte Stelle am Gerichtshof. Sogar Bens und Lisas Verlobungsanzeige hatte Ober aufgehoben. Sie sind alle berühmt, dachte er, als er das Album wieder zuklappte. Es sind lauter Superstars.
    »Führ dich bloß nicht so auf, als seist du das Opfer hier.« Nathan zog seine Jacke zurecht. »Das ist das letzte, was du -«
    »Ich habe nie gesagt, daß ich das Opfer bin«, protestierte Ben, während Eric ihn genau beobachtete. »Ich weiß, daß ich das alles ziemlich verbockt habe. Ich gebe zu, es war mein Fehler, daß Ober seinen Job verloren hat. Was soll ich denn noch sagen?«
    »Das ist dein Problem«, sagte Nathan leise und langsam. »Du glaubst, du seist bloß dafür verantwortlich, daß man Ober rausgeworfen hat. Aber du mußt erkennen, daß du noch für ganz andere Sachen die Verantwortung trägst. Es ist deine Schuld, daß das Ganze angefangen hat, Ben. Und was noch wichtiger ist, es ist deine Schuld, daß es noch immer weitergeht.«
    »Meinst du, das weiß ich nicht?« Bens Stimme schnappte über. »Es bringt mich um, daß -«
    »Ach, jetzt fühlst du dich plötzlich schuldig?«
    »Ich fühle mich schuldig, seit ich das erste Mal mit Rick zusammengekommen bin. Was willst du noch von mir? Diese Sache nagt schon seit Monaten an mir!« »Ist ja auch richtig so«, sagte Nathan. »Und ich hoffe -«
    »Wir haben schon verstanden«, mischte sich Eric ein. »Kannst du dich jetzt ein wenig beruhigen?«
    »Nein, das kann ich nicht«, erklärte Nathan. »Ich will, daß ihm wirklich klar wird, wie ich über das Ganze denke.«
    »Ich weiß ja, was du denkst -« setzte Ben an.
    »Nein, das weißt du nicht.« Nathans Stimme wurde lauter. »Sonst würden wir uns jetzt nicht streiten. Seit dem Tag, an dem wir diese Briefe von Rick bekommen haben, wußtest du, das so etwas passieren könnte. Und in diesem Augenblick hättest du die Anständigkeit besitzen

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