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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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du das?«
    »Ich wollte dafür sorgen, daß du -«
    »Daß ich was?« Bens Augen füllten sich mit Tränen. »Daß ich mir Vorwürfe mache? Daß ich denke, ich bin schuld? Mach dir keine Sorgen, das tu ich schon. Ich halte mich für hundertprozentig verantwortlich. Ich bin derjenige, der diese ganze Sache losgetreten hat, und das wird mich bis an mein Lebensende verfolgen. Bis zu dem Tag, an dem ich sterbe, wird kein einziger Tag vergehen, an dem ich mich nicht schuldig fühlen werde.«
    »Du solltest dich auch schuldig fühlen.«
    »Erzähl mir bloß nicht, wie ich mich fühlen soll.« Bens Stimme zitterte. »Ober war mein bester Freund! Ich hätte alles getan, um ihn zu retten.«
    »Du hättest ihn ja retten können«, erwiderte Nathan. »Du hättest nur den Mund aufmachen müssen.«
    »Was ist denn los mit dir, verdammt noch mal?« schrie Ben. »Wie kannst du bloß so ekelhaft sein? Ich wollte mich doch stellen! Darum ging es heute Abend doch! Aber ich konnte doch nicht wissen, daß Ober sich umbringen würde! Ich hatte keine Ahnung, daß er so gefährdet war!«
    »Und ich hab' keine Ahnung, was du jetzt von mir erwartest. Glaubst du, nur weil du deine Schuld zugibst, werde ich sie dir sofort vergeben? So funktioniert das nicht. Du hast ihn umgebracht, und jetzt mußt du damit leben.«
    Wütend schlug Ben Nathan in den Magen. »Ich habe ihn nicht umgebracht!« brüllte er.
    Vor Schmerz vornübergeneigt, rang Nathan nach Luft.
    »Ich habe ihn nicht umgebracht!« wiederholte Ben. »Er hat es selbst getan!«
    Noch immer keuchend warf Nathan sich auf Ben, so daß beide auf den Couchtisch stürzten. Das selbstgemachte Möbelstück zerbrach; die Jahrbücher und Obers Album rutschten auf die beiden.
    Nathan hockte sich auf Bens Brust und packte ihn am Hemd. »Warum hast du das zugelassen?« schrie er.
    Ben stieß ihn zurück und taumelte hoch. »Ich hab's doch nicht gewollt!«
    »Warum hast du dann nicht -«
    »Ich wünschte, ich hätte tausend Dinge getan!« schrie Ben.
    »Um tausend Dinge ging es nicht«, sagte Nathan. »Da war nur eines zu tun.« »Ich schwöre dir, ich wollte mich morgen stellen!«
    »Es ist doch ganz egal, was du tun wolltest.« Tränen strömten über Nathans Gesicht. »Ober ist heute gestorben! Er ist tot, Ben! Wir werden ihn nie wiedersehen! Durch deine Schuld ist er gestorben! Ober ist tot!«
    »Nathan, ich -«
    »Ich will nichts mehr hören.« Nathan stürmte auf die Treppe zu. »Ich habe genug von deinen verdammten Entschuldigungen. Egal, was du sagst, ich weiß, du hast ihn umgebracht. Und ich hoffe, daß dieser Gedanke dich dein Leben lang verfolgt.«
    »Ich hab's Ihnen doch schon gesagt«, verteidigte sich Richard Claremont. »Ich hab' ihn überhaupt nicht angefaßt. Schließlich war ich den ganzen Abend am Jefferson Memorial, um die anderen drei zu beobachten.«
    »Wenn Sie lügen, wird die Polizei Sie finden«, sagte Rick drohend. »Man hat das ganze Haus nach Fingerabdrücken abgesucht.«
    »Ich lüge aber nicht! Bevor ich hierhergekommen bin, habe ich überhaupt nicht gewußt, daß er sich umgebracht hat.« Claremont zog seinen Mantel aus. »Seit wann sind Sie eigentlich so darum besorgt, was mit diesen Kerlen passiert?«
    »Wenn einer von ihnen seine Stelle verliert, macht mir das keine Sorgen, aber wenn einer abkratzt, ist das eine andere Sache.«
    »Ich weiß gar nicht, warum Sie das so erschüttert.« Claremont setzte sich auf das feudale Hotelsofa. »Schließlich haben Sie sie in diese Situation gebracht. Da hätten Sie erwarten können, daß einer von ihnen durchdreht.«
    »So etwas hatte ich nie vor!« brüllte Rick.
    »Aber Sie hätten wissen müssen -«
    »Ach, hören Sie doch auf«, unterbrach Rick ihn. »So etwas kann man nicht vorhersehen.«
    »Aber -«
    »Ich will jetzt nichts mehr hören. Lassen Sie's.«
    »Na schön«, sagte Claremont. »Und was machen wir jetzt mit dem Urteil?«
    »Darüber habe ich schon nachgedacht.« Rick zog eine halbe Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank. »Ich fürchte, daß Ben nicht mehr mitspielen wird.«
    »Sie glauben also nicht, daß er die Verabredung morgen einhält?«
    »Auf keinen Fall.« Rick entkorkte den Wein. »Gleich in der Frühe wird er zur Polizei laufen.«
    »Aber wenn er -«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte Rick seinen Partner. »Er wird nie dort ankommen.«
    Den Kopf voller Seelenqual und Reue ging Ben ins Bad und drehte die Dusche auf. Er zog sich aus und trat unter den warmen Wasserstrahl, begierig, die

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