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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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leid, aber der Direktor will Ihren Anruf nicht entgegennehmen. Ich habe soeben mit ihm gesprochen, und er sagt, er habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Er weiß nicht einmal, wer Sie sind.«
    »Natürlich weiß er, wer ich bin. Das wissen Sie ja auch. Schließlich war ich vor zwei Wochen bei Ihnen -«
    »Tut mir leid, Mr. Addison. Ich habe persönlich mit ihm gesprochen, und das waren seine Worte.« »Wovon reden Sie da? Wie heißen Sie überhaupt?« fragte Ben.
    »Guten Tag, Mr. Addison.« Bens Gesprächspartnerin legte auf.
    Während Ben den Hörer sinken ließ, wurde ihm klar, was das bedeutete. Das wär's dann wohl, dachte er. Ich bin erledigt. Er starrte auf den Linoleumboden und überlegte, was er als nächstes tun sollte. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als die Tür des Badezimmers aufflog. Ben hob den Kopf und sah Lisa, die offensichtlich gelauscht hatte.
    »Was haben sie gesagt?« fragte sie.
    »DeRosa können wir vergessen«, antwortete Ben mit unsicherer Stimme. »Er behauptet, mich nicht zu kennen.«
    »Das wär's also - es ist aus.« Lisa lehnte sich gegen den Türrahmen. »Gehst du zur Presse?«
    »Ich weiß nicht, aber mit irgend jemand muß ich sprechen.«
    »Dann solltest du mit Hollis reden.«
    »Vielleicht.« Ben dachte fieberhaft über alle möglichen Konsequenzen nach. »Außerdem glaube ich, ich sollte meine Geschichte schriftlich niederlegen. Egal, was dann passiert, es ist wenigstens alles dokumentiert.«
    »Darüber würde ich mir jetzt keine großen Sorgen machen«, erwiderte Lisa. »Bevor du vor die Welt trittst, mußt du erst einmal mit deinen Freunden klarkommen.« Es war halb acht Uhr abends, als Ben sich trotz des eisigen Januarwetters auf eine der wenigen Bänke setzte, die das Jefferson Memorial umstanden. Er war übernervös und verlagerte wiederholt sein Gewicht, um eine bequemere Haltung zu finden. Mit leerem Blick starrte er auf den Fußpfad, der am Fluß entlang auf das Denkmal zulief. Seine Augen tanzten umher und nahmen alles auf, ohne sich auf etwas zu konzentrieren. Eine Viertelstunde später war er soweit, daß er alle dreißig Sekunden auf seine Armbanduhr sah, voller Ungeduld, weil seine Freunde ausblieben. Allmählich war er davon überzeugt, daß sie nicht mehr kommen würden.
    »Weshalb mußten wir uns eigentlich hier treffen, verdammt noch mal?« erklang plötzlich eine Stimme von der Westseite des Denkmals her. »Es ist eisig kalt.« Während Eric und Nathan näher kamen, starrte Eric auf die gewaltige Bronzefigur des dritten Präsidenten der USA. »Ich will mal sagen, so ein Treffen - in dunkler Nacht an einem der bekanntesten Denkmäler der Welt ... Also, ich fühle mich wie in einem Spionagethriller.«
    »Schön, daß es wenigstens dir Spaß macht«, sagte Nathan gereizt.
    »Hör mal, ich weiß schon, daß du sauer bist«, sagte Ben. »Wir sind alle ziemlich mitgenommen. Schließlich war es eine schlimme Woche. Aber jetzt wollen wir noch mal von vorn anfangen und -«
    »Tut mir leid, aber ich bin nicht in der richtigen Stimmung für Nettigkeiten«, unterbrach Nathan ihn. »Jetzt gib ihm doch wenigstens eine Chance, du Eisklotz«, mischte sich Eric ein. »Er hat dich hierhergebeten, um mit dir zu reden. Da könntest du wenigstens zuhören.«
    »Ich bin hierhergekommen, um eine einzige Sache zu erfahren.« Nathan verschränkte die Arme. »Wirst du dich stellen?«
    Ben überging die Frage. »Wo ist Ober?«
    »Er hat gesagt, er kommt nach«, erklärte Eric. »Als wir losgefahren sind, hat er gerade mit seiner Mutter telefoniert.«
    »Ich weiß gar nicht, was du von mir willst.« Ober kämpfte mit den Tränen.
    »Was ist denn das für eine Frage?« erwiderte Barbara Oberman. »Ich will, daß du diese Stelle wiederbekommst.«
    »Mom, ich kann sie nicht wiederbekommen. Sie haben mich rausgeworfen. Meine Arbeit hat ihnen nicht gefallen, und sie haben mich gefeuert.«
    »Hör auf. Geh einfach noch mal hin und sag ihnen, daß du dich ändern wirst. Sag, daß sie dir ein geringeres Gehalt geben sollen und daß du doppelt so lange arbeiten wirst. Es ist ganz egal, wie du es anstellst, aber sieh zu, daß sie dich wieder nehmen.«
    »Warum ist diese Stelle denn so wichtig?«
    »Warum sie so wichtig ist? Jetzt mach dir mal folgendes klar, William: Du brauchst diese Stelle. Es war die einzige, wo man dich je befördert hat. Das einzige Büro, wo man dich respektiert hat, statt dich innerhalb der ersten sechs Monate zu feuern. Vier Jahre lang hast du bei allem, was du versucht

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