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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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voll in der analen Phase.«
    Nathan bürstete die Seite eines Schuhs, wobei er ein wenig Spucke hinzufügte. »In deinen Träumen vielleicht.«
    »Woran liegt es dann, daß deine Kreditkarten alphabetisch geordnet in deiner Brieftasche stecken? Oder daß deine Kleider sich im Schrank auf keinen Fall berühren dürfen?«
    »Ich möchte bloß, daß alle Dinge ihren eigenen Platz haben«, erklärte Nathan.
    »Klar möchtest du das - und nicht etwa, weil du ein Spinner bist.« Ben starrte auf den Schuh in seiner rechten Hand. »Wenn Lisa mich jetzt sehen könnte, würde sie in ein Triumphgeheul ausbrechen.«
    »Ich kann's kaum glauben, daß du sie noch immer nicht rumgekriegt hast.«
    »Ich glaube, sie wird dir wirklich gefallen«, sagte Ben. »Sie hat was.«
    »Warum machst du dich dann nicht an sie ran?«
    »Geht nicht«, meinte Ben. »Wir sind uns zu ähnlich. Es wäre wie ein Verhältnis mit meiner eigenen Schwester.« Er schlüpfte in seine spiegelblanken Slipper.
    Als es läutete, ging Ben zur Tür. »Hübsch hier«, sagte Lisa beim Eintreten. »Besser, als ich gedacht hab'.« An der gegenüberliegenden Wand des Wohnzimmers stand eine große tiefblaue Couch. Ein kleineres gestreiftes Sofa diente als Ablage für Jacketts, Aktenmappen, Brieftaschen und Schlüssel. Die beiden Möbel waren von der ersten Gehaltszahlung der Freunde in Washington angeschafft worden. Über der größeren Couch hing ein riesiger leerer Goldrahmen als Einfassung eines Gesprenkels aus roter, blauer, gelber und grüner Farbe, das Eric beim Einzug direkt auf die Wand gemalt hatte. Eric hatte ihm den Titel »Primärfarben in Aktion« gegeben, Ben sprach von einem netten ersten Versuch - wenn man Jackson Pollock mochte. Ober war der Meinung, es sei nicht ganz daneben, während Nathan es als Desaster bezeichnete.
    Ben trat mit Lisa ins Wohnzimmer und stellte Nathan vor, der noch immer seine Schuhe polierte.
    »Schön, dich endlich mal kennenzulernen«, sagte Lisa. Sie schnüffelte in der Luft und fügte mit einem Blick auf den Schuhputzkasten hinzu: »Wenn ihr Lust habt, können wir ins Kino gehen. Rentner bekommen Ermäßigung.«
    »Mach dich nur über uns lustig, wenn's dir Spaß macht«, meinte Ben.
    »Natürlich macht es mir Spaß.« Lisa sah sich im Zimmer um. »Sagt mal, was ist das eigentlich für ein Couchtisch?« Der Tisch in der Mitte des Zimmers bestand aus einem auf starke Pappe aufgezogenen Plakat von Elbridge Gerry - nach Bens Meinung der übelste Vizepräsident der amerikanischen Geschichte -, das auf Betonblöcken ruhte.
    »Das ist der politisch fragwürdigste Couchtisch der Stadt«, erklärte Ben stolz. »Wo sonst kann man seine Füße auf die Visage von jemandem legen, der sich geweigert hat, die amerikanische Verfassung zu unterzeichnen?«
    »Manchmal hast du wirklich nicht alle Tassen im Schrank, ist dir das klar?« sagte Lisa. Sie ging an dem gläsernen Eßtisch vorbei, der zwischen Küche und Wohnzimmer stand, betrat die Küche und inspizierte einen am Kühlschrank hängenden Kalender. »Ist das etwa ein Miss-Teen-USA-Kalender?« Sie zeigte auf das Logo unter dem Bild eines Mädchens im Abendkleid und blätterte die Monate durch. »Wirklich erbärmlich.«
    »Ich hab' schon gewußt, daß du das machst«, verkündete Ben aus dem Wohnzimmer. »Es gibt zwei Sorten von Menschen auf dieser Welt: Die einen sehen sich nie den ganzen Wandkalender an, damit sie jeden Monat eine Überraschung haben, und die anderen blättern das Ding sofort gierig durch, um alle Bilder auf einmal sehen zu können.«
    Lisa kam ins Wohnzimmer zurück. »Ich dachte, du bist der Meinung, daß es auf der Welt bloß zwei andere Sorten von Menschen gibt: Spaghetti-Dreher und Spaghetti-Schlürfer.«
    Ben legte eine Kunstpause ein. »Na schön, dann gibt es eben vier Sorten.«
    Ohne Vorwarnung stand Ober in der Tür. »Da bin ich wieder!« verkündete er. »Ist die Lesbe schon da?«
    »Vielleicht gibt es fünf Sorten«, sagte Ben.
    Ober trat zu Lisa, während Ben die Augen schloß und sich aufs Schlimmste gefaßt machte. »Du mußt Ober sein.« Lisa bot ihm die Hand. »Komisch, Ben hat gesagt, deine Handflächen wären viel haariger.«
    Nathan lachte, und Ober konterte: »Tatsächlich? Dich hat er dragonermäßiger dargestellt.«
    »Er hat gesagt, du könntest nicht mal aufrecht gehen«, schlug Lisa zurück.
    »Er hat gesagt, du könntest im Stehen pinkeln.«
    »Wirklich nett«, meinte Lisa. »Er hat gesagt, du hättest keine opponierten Daumen.«
    »Das

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