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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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davon gehört hast.«
    »Ich hab' eindeutig was versäumt.« Rick ließ den Blick über die verschiedenen Pizzen wandern.
    Die beiden bestellten ihre Getränke und gingen zur Theke, wo sich jeder drei Stücke auflud. Als sie zu ihrem Tisch zurückgingen, sagte Ben: »Übrigens, nochmals vielen Dank für den Rat in der Sache Scott. Mir war gar nicht klar, daß Hollis in solchen Fällen so eisern auf Seiten der Angeklagten steht.«
    »Wenn es um eine Benachteiligung des Angeklagten ging, hat unser gerechter Richter bisher immer angebissen«, kommentierte Rick. »Übrigens, wie ist die Sache mit der Todesstrafe ausgegangen?«
    »Du weißt doch, daß ich dir das nicht erzählen darf.« Ben stieß ein gezwungenes Lachen aus. »Wir haben einen Ehrenkodex unterzeichnet - alles ist vertraulich.«
    »Ich hab' mal die gleiche Verpflichtung unterschrieben.« Rick faltete ein Stück mit Zwiebeln und Knoblauch garnierter Pizza zusammen. »Und ich bin noch immer darangebunden. Glaub mir, ich weiß, wie es ist, in diesen Amtszimmern zu hocken. Die Verantwortung hört nie auf.«
    Ben sah über seine Schulter, dann beugte er sich zu Rick. »Wir arbeiten gerade am Sondervotum. Die Richter haben fünf zu vier entschieden, ihn in den Tod zu schicken. Es war herzzerreißend.«
    »Na, nun laß dich davon nicht niedermachen«, sagte Rick. »Ihr beide habt bei der Vorbereitung der Anhörung wirklich gute Arbeit geleistet. Ihr könnt ...«
    »Ich weiß, wir können nicht immer gewinnen«, unterbrach ihn Ben. »Ich hätte mir nur gewünscht, diesen Typ retten zu können. In der ersten Instanz hat man ihn einfach hingehängt.«
    »Er ist nicht der erste und wird sicher nicht der letzte sein«, stellte Rick fest. »Und woran arbeitet ihr noch? Was ist eigentlich mit der CMI-Fusion? Ist die nicht nächste Woche fällig?«
    »Wahrscheinlich wird es noch ein paar Wochen dauern. Blake und Osterman haben darum gebeten, mehr Zeit für ihre Voten zu bekommen. Du weißt ja, wie es ist - Fusionen führen immer zu Verwirrung. Es dauert ewig, den ganzen Kartellquatsch durchzuackern.«
    »Und wer gewinnt?«
    »Es war eigentlich ziemlich aufregend.« Ben sah wieder über seine Schulter. »Als es bei der Sitzung zu einer Abstimmung kam, stand es fünf zu vier gegen CMI. In letzter Minute hat Osterman dann Richterin Dreiberg aus dem Sitzungszimmer gebeten und mit in sein Büro genommen. Laut Ostermans Mitarbeitern hat er sie dann davon überzeugt, daß die Gesetze zugunsten von CMI sprächen, weshalb die Fusion mit Lexcoll nach dem Kartellgesetz vollkommen legal sei. Charles Maxwell wird sich zur Ruhe setzen, wenn diese Entscheidung bekannt wird. Es heißt, er hätte gut über fünf Millionen bloß für Anwaltskosten verbraten, um den Fall vor Gericht zu bringen.«
    »Hast du irgendeine Ahnung, warum die Dreiberg ihre Meinung geändert hat?«
    »Nein. Du weißt ja, wie Osterman ist. Er hat sie wahrscheinlich intellektuell unter Druck gesetzt, und sie hat nachgegeben. Es ist schwer für das jüngste Mitglied, sich gegen den Vorsitzenden durchzusetzen. «
    »Besonders, wenn es sich um eine Frau handelt«, meinte Rick.
    Erstaunt von seinem Kommentar, sagte Ben: »Das würde ich nicht sagen. Selbst für einen Mann wäre es schwer, Osterman frontal entgegenzutreten.«
    »Kann schon sein«, stimmte Rick zu.
    »Um wieviel Uhr kommt sie eigentlich?« fragte Nathan, während er seine Schuhe auf dem Couchtisch des Wohnzimmers polierte.
    »Sie müßte jeden Moment eintreffen.« Auch Ben bemühte sich um seine Schuhe. Als er sah, wie sorgfältig sein Freund bürstete und wienerte, meinte er: »Wie wär's, wenn ich dir was bezahle, damit du auch meine putzt?«
    »Dies ist eine alte Tradition, mein Junge«, erklärte Nathan. »Weitergereicht vom Vater zum Sohn, vom Sohn zum Freund. Schuhe zu polieren ist ein Teil des Lebens.«
    »Ich kann's kaum glauben, daß ich so was mache.« Ben bürstete schwarze Schuhcreme in den Slipper. »Ich fühle mich wie mein eigener Großvater. Ich meine, es ist doch so, daß nur alte Leute ihre Schuhe putzen. Wahrscheinlich übermannt mich gleich das Alter.«
    »Ums Alter geht es hier nicht im geringsten«, stellte Nathan fest. »Ich putze meine Schuhe, seit ich zwölf bin.«
    »Ja, aber du bügelst schließlich auch deine Socken.«
    »Nur meine Anzugsocken«, korrigierte Nathan. »Als ob ausgerechnet du dir darüber das Maul zerreißen dürftest.«
    »Komm mir bloß nicht so«, sagte Ben. »Ich bin vielleicht ordentlich, aber du bist noch

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