Der zehnte Richter
gewußt haben, oder?« fragte Lisa Ben.
»Nein. Auf keinen Fall«, erwiderte Ben, dem ein Schauer den Rücken hinunterlief, als er an seine Unterhaltung mit Rick dachte. Nein, Maxwell konnte nichts gewußt haben, beruhigte er sich. »Das ist gar nicht möglich. Es war ein Glückstreffer. Das Votum des Gerichtshofs war nicht unvorhersehbar. Maxwell muß mit seinen juristischen Beratern gesprochen haben.«
»Was auch immer er wußte«, sagte Eric, »man spricht davon, daß das die riskanteste Entscheidung war, die Maxwell je getroffen hat. Wenn er recht behält, ist er ein Milliardär, aber wenn der Gerichtshof die Fusion nicht zuläßt, hat er sein gesamtes Geld in die miserabelste Telekommunikationsallianz der Geschichte gesteckt.«
Als Ben am nächsten Tag zur Arbeit kam, lag eine Aktennotiz auf seinem Tisch. Sie war an alle Assistenten gerichtet und besagte, daß sich jeder einzelne angesichts der neuesten Entwicklungen betreffs der CMI-Fusion ins Gedächtnis rufen sollte, daß sämtliche innergerichtlichen Informationen absolut vertraulich seien und unter keinen Umständen nach außen gelangen dürften. Unvermittelt spürte Ben eine Hand auf seiner Schulter. »Wer zum Teufel -« schrie er und wirbelte herum.
»Immer mit der Ruhe, Großer«, sagte Lisa.
»Du hast mich ganz schön erschreckt.« Ben wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Ist die Notiz da nicht unglaublich?« Lisa hielt ihr eigenes Exemplar in die Höhe. »Was glauben die eigentlich, wer sie sind? Ist das eine Beschuldigung oder was?«
»Ich glaube nicht, daß es so schlimm ist.« Ben nestelte an seiner Krawatte. »Es ist wohl bloß als Erinnerung gedacht. Bestimmt ist die Presse ständig hinter ihnen her, um rauszukriegen, ob Maxwells Vermutung richtig war.«
»Na, jedenfalls ist die Verkündung auf nächste Woche vorgezogen worden, so daß die ganzen Geier rasch genug wissen werden, ob er ein Guru oder ein Trottel ist. Hör mal, ich will mir einen Kaffee holen. Willst du auch irgendwas?«
Ben schüttelte den Kopf. Sobald Lisa das Büro verlassen hatte, machte sich Ben sofort an seine Rolodex und suchte Ricks Telefonnummer heraus. Als er zum Hörer gegriffen und gewählt hatte, hörte er zur Überraschung nur eine mechanische Stimme: »Kein Anschluß unter dieser Nummer. Bitte überprüfen Sie die gewählte Nummer und wählen Sie noch einmal.« Verwirrt tippte er dieselben Zahlen erneut ein, wobei er jede Ziffer sorgfältig überprüfte. »Kein Anschluß unter dieser Nummer. Bitte überprüfen Sie die gewählte Nummer und wählen Sie noch einmal.«
Ben warf den Hörer auf die Gabel, zerdrückte die Karteikarte in seiner Hand und warf sie an die Wand. Verdammt, dachte er, was mache ich jetzt? Er nahm den Hörer wieder ab und wählte schnell die Auskunft. »Ich brauche eine Nummer in D.C.; der Name ist Rick Fagen. F-A-G-E-N.« Nervös klopfte Ben mit seinem Kugelschreiber auf die Tischplatte.
»Tut mir leid, Sir«, sagte die Telefonistin. »Der Name Fagen ist nicht verzeichnet.«
»Kann ich Ihnen vielleicht seine alte Telefonnummer geben, damit Sie nachschauen können, ob eine neue Nummer existiert?«
»Ich will's versuchen«, meinte die Telefonistin, und Ben rannte zur gegenüberliegenden Wand, um die Karteikarte wiederzuholen. »Sir, sind Sie noch da?«
Ben raste zu seinem Tisch zurück und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Da bin ich schon.« Er las Ricks alte Nummer vor.
»Tut mir leid, Sir«, erklärte die Frauenstimme, »dieser Anschluß ist abgemeldet.«
»Das weiß ich bereits«, schnauzte Ben. »Deshalb habe ich mich ja nach einer neuen Nummer erkundigt.« Wütend fuhr er fort: »Können Sie mir sagen, wohin die Rechnung nachgesendet wurde?«
»Tut mir leid, zu dieser Auskunft sind wir nicht berechtigt.«
»Danke.« Ben legte auf. Schweißüberströmt ließ er seine Stirn auf die Tischplatte sinken. Es muß eine Erklärung dafür geben, redete er sich ein. Rick ist einfach umgezogen. Es gibt keinen Grund zur Panik. Nur keine Aufregung. Wieder rief er die Auskunft an und ließ sich die Nummer der Telefongesellschaft geben. »Guten Tag, mein Name ist Rick Fagen«, erklärte er der Telefonistin. »Ich hab' vor kurzem mein Telefon abgemeldet, und ich glaube, ich habe Ihnen die falsche Nachsendeadresse gegeben. Könnten Sie dass bitte überprüfen, damit ich mit meinen Zahlungen nicht in Verzug komme?«
»Ich verbinde Sie mit der Buchhaltung, Mr. Fagen«, sagte die Telefonistin.
»Was kann ich für Sie tun?« fragte eine
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