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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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neue Stimme.
    Ben erzählte seine Geschichte noch einmal.
    »Wie war Ihre alte Telefonnummer?«
    Ben las die Nummer von der zerknitterten Karteikarte ab und wartete. Endlich sagte seine Gesprächspartnerin: »Gut, daß Sie anrufen, Mr. Fagen. Sie haben gar keine Nachsendeadresse hinterlassen.«
    »Sind Sie sicher?« Ben griff nach einem Kugelschreiber. »Welche Adresse haben Sie denn?«
    »Wir haben bloß die alte. 1780 Rhode Island Avenue, N.W. Apartment 317.«
    »Das ist tatsächlich nur die alte.« Ben notierte die Adresse. »Nun, sobald ich eine neue Wohnung habe, werde ich Sie auf jeden Fall benachrichtigen.« Er legte den Hörer auf und lehnte sich zurück, um auf eine andere Möglichkeit zu kommen, wie Rick ausfindig zu machen war. Dann überflog er den Zimmerplan des Obersten Gerichts, verließ sein Büro und rannte den Flur entlang und die hängende Wendeltreppe hinunter, ein architektonisches Phänomen, das nur von den Angestellten benutzt werden durfte. Seinem geistigen Gebäudeplan folgend, lief er durch die Große Halle und durch die anschließenden Flure zum Personalbüro.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte eine Frau hinter der Theke.
    »Tag. Ich bin Ben Addison, einer der Mitarbeiter von Richter Hollis. Wir versuchen gerade, ein Treffen aller ehemaligen Mitarbeiter des Richters zu organisieren, und mir ist eingefallen, daß ich am Anfang die ganzen Formulare für Sie hier ausgefüllt habe. Haben Sie vielleicht eine Liste mit den Adressen der alten Kollegen?«
    »Oh, wir haben alle hier«, sagte die Frau stolz. »Da wir die Sicherheitsüberprüfung machen, kennen wir jede Adresse, unter der Sie in den vergangenen zehn Jahren gemeldet waren.«
    »Also, wir brauchen nur die Adresse eines der alten Mitarbeiter. Die anderen haben wir alle.«
    »Ausweis?«
    Ben griff in die Brusttasche seines Anzugshemds und reichte der Frau seinen Gerichtsausweis. Sie führte ihn durch eine Lesevorrichtung auf ihrem Tisch und blickte auf ihren Monitor, um auf das Erscheinen von Bens Freigabe zu warten.
    Nun mach schon, dachte Ben, der mit den Daumen auf die Theke trommelte.
    »Wie ist denn der Name des Mitarbeiters?« fragte die Frau endlich und gab Ben seinen Ausweis zurück.
    »Rick Fagen.« Ben steckte die Karte wieder in seine Brusttasche. »Vielleicht steht da auch Richard.«
    Die Frau gab den Namen in ihren Computer ein. »Unter diesem Namen finde ich niemanden als ehemaligen Assistenten von Richter Hollis.«
    Überrascht sagte Ben: »Vielleicht ist unsere Liste nicht in Ordnung. Könnten Sie die Liste mit den Mitarbeitern der anderen Richter überprüfen?«
    Ben trommelte weiter, während die Frau ihren Suchbefehl anpaßte.
    »Tut mir leid«, sagte sie schließlich, »unter diesem Namen gibt es keinen Eintrag.«
    »Das ist unmöglich.« Voller Panik erhob Ben die Stimme.
    »Ich sag's Ihnen doch«, beteuerte die Frau. »Ich hab' unser gesamtes Personal überprüft. Kein Mensch namens Rick Fagen hat jemals am Obersten Gerichtshof gearbeitet.«

VIERTES KAPITEL
    Ben schoß die Treppe hinauf und stürzte in vollem Tempo zurück in sein Büro. Er lief zu dem Aktenschrank und zog ihn von der Wand weg. Rick Fagens Unterschrift war nicht zu finden. »Verdammt!« brüllte er und schlug mit der Faust eine riesige Delle in den Schrank. »Wie konnte ich bloß so blöd sein?« Als er sich umwandte, entdeckte Ben einen riesigen Strauß roter, gelber und violetter Blumen auf seinem Schreibtisch. Er zog die Karte aus dem übergroßen Weidenkorb und öffnete den winzigen Umschlag. Danke für Deine Hilfe, las er. Mit freundlichen Grüßen, Rick. Ben wurde flau im Magen. Er war nahe daran, sich zu übergeben. Als das Zimmer sich um ihn zu drehen begann, legte er seinen Kopf auf die Schreibtischplatte. Jetzt sitz' ich wirklich in der Klemme, dachte er. Was soll ich bloß tun, verdammt noch mal?
    Als er allmählich wieder Luft bekam, schob Ben den Blumenkorb beiseite, nahm den Hörer ab und wählte die Nummer von Nathan. »Ich bin's«, meldete er sich.
    »Geht's dir nicht gut?« fragte Nathan.
    »Können wir uns zu Hause treffen?« fragte Ben zurück.
    »Es ist noch nicht mal zehn.«
    »Nathan, bitte, können wir uns zu Hause treffen? Es ist wichtig.«
    »Natürlich.« Nathan klang verwirrt. »Ich gehe sofort los, aber was ist überhaupt passiert?«
    »Ich sag's dir zu Hause«, antwortete Ben und legte auf.
    Er schrieb eine kurze Notiz für Lisa, packte seine Aktentasche und ging zur Tür. Als er das Gebäude verließ, sah er Lisa

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