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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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versteh' ich nicht«, sagte Ober verdutzt. »Was sind opponierte Daumen?«
    »Wenn du keine hättest, würdest du mit den Halbaffen rumhängen«, erklärte Lisa. »Oder mit den Reptilien. Vielleicht wären es auch die Bakterien. Niedere Lebensformen ...«
    »Ooookay, ich glaube, wir haben's kapiert«, unterbrach Ben und trat zwischen die beiden. »Wie ich sehe, werdet ihr zwei hervorragend miteinander auskommen. Also, was machen wir zum Abendessen?«
    »Ich hab' gedacht, daß Lisa für uns kocht.« Ober ließ sich neben Nathan auf die große Couch fallen. »Nein - stimmt ja gar nicht - sie sollte mein Auto reparieren.«
    »Fangt bloß nicht wieder an«, warnte Ben. »Wie wär's, wenn wir uns was Chinesisches kommen lassen?« Die drei anderen nickten zustimmend, und Ben gab die Bestellung durch. Als er den Telefonhörer auflegte, griff Lisa in ihre Tasche. »Ben, ich wollte dir was zeigen.« Sie zog ein zehnseitiges Schriftstück heraus. »Das habe ich gerade aus dem Westlaw ausgedruckt. Es ist unser erstes veröffentlichtes Votum.«
    Strahlend überflog Ben das Dokument. »Unglaublich! Das sind unsere Worte! Als Teil der Rechtsprechung!«
    »Das verstehe ich noch immer nicht«, bemerkte Nathan. »Ihr entscheidet die Fälle anstelle der Richter? Ist das legal?«
    »Wir entscheiden nichts, wir schreiben bloß die Voten.« Ben wedelte mit dem Schriftstück in der Luft. »Jeden Mittwoch und Freitag kommen die Richter zu einer Sitzung zusammen, und da wird dann über die Fälle abgestimmt. Auf der Grundlage unserer Memos und unserer Recherchen entwickeln sie ihr Votum. Nehmen wir einmal an, ein Bürgerrechtsfall kommt vor Gericht. Die Richter stimmen ab, wobei fünf den Beklagten für haftbar halten, vier aber nicht. Der Beklagte ist also haftbar. Dieses Urteil wird aber nicht einfach so verkündet; die eigentliche Urteilsbegründung muß jemand zugeteilt und dann verfaßt werden. Das dauert ein bis sechs Monate. Wenn die Sache also Hollis zugeteilt wird, kommt er aus der Sitzung und verkündet mir und Lisa: Wir schreiben das Mehrheitsvotum; der Beklagte ist haftbar. Ich hätte gern, daß Sie das Ganze aus der Perspektive des Vierzehnten Zusatzartikels - da geht es um den Schutz der persönlichen Freiheit gegen staatliche Übergriffe – angehen. Wir versuchen unser Bestes und überreichen es Hollis. Normalerweise bringt er entscheidende Veränderungen an, bevor der Schrieb endgültig fertig ist, aber er bleibt doch in erster Linie unser Werk.«
    »Und hier ist er.« Lisa zerrte das Schriftstück aus Bens Händen und überreichte es Nathan. »Hollis hat das schon vor Monaten abgesegnet, aber es wurde erst diese Woche bekanntgegeben.«
    »Sehr eindrucksvoll«, bemerkte Nathan.
    »Siehst du den Abschnitt da?« Lisa zeigte auf eine Seite. »Daran haben wir zwei volle Tage gearbeitet. Hollis wollte eine seiner früheren Entscheidungen nicht umstoßen.«
    Die Türglocke läutete. »Futter. Futter. Futter«, frohlockte Ober und rannte zur Tür.
    »Das kann gar nicht sein«, rief ihm Ben hinterher. »Wir haben doch gerade erst bestellt.«
    Als Ober die Tür öffnete, stand zu seiner Enttäuschung Eric davor.
    »'tschuldigung, aber ich hab' meine Schlüssel im Büro vergessen«, erklärte Eric und fuhr sich mit den Händen durch sein ungekämmtes Haar.
    »Phantastisch«, sagte Ober aufgeregt. »Komm schon, ich will dir jemanden vorstellen.« Er zog Eric ins Wohnzimmer und verkündete: »Lisa, das ist Eric. Er ist noch Jungfrau.«
    »Du mußt ihn entschuldigen.« Eric schüttelte Lisas Hand. »Er ist so stolz auf mich, daß er sich einfach nicht beherrschen kann.«
    »Schön, dich kennenzulernen«, meinte Lisa. »Ich hab' schon viel von dir gehört.«
    »Ganz meinerseits«, sagte Eric.
    Ohne auf Ober zu achten, fragte Ben: »Willst du was zu essen haben, Eric? Wir haben was Chinesisches bestellt. Die Sachen dürften jeden Moment kommen.«
    »Klingt super«, meinte Eric. »Übrigens, habt ihr schon von der CMI-Fusion gehört?«
    »Nee. Was ist denn?« erkundigte sich Ben.
    »Ich war gerade in der Nachrichtenredaktion, als die Sache durchkam. Kurz vor Börsenschluß hat Charles Maxwell weitere zwanzig Prozent der Lexcoll-Aktien gekauft. In den verbleibenden drei Minuten ist der Kurs der Aktie um vierzehn Punkte hochgeschossen, und die Analysten sagen voraus, daß CMI bis neun Uhr fünfunddreißig morgen früh um dreißig Prozent explodieren wird. Die Trader auf dem Parkett haben sich die Haare gerauft.«
    »Maxwell kann doch nichts

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