Der zehnte Richter
ist alle Zeit der Welt belanglos.« Er sah Ben an. »Na, Ben, gewinnt American Steel wirklich?« »Sag's ihm nicht«, zischte Lisa.
Rick schlug ihr ins Gesicht. »Dich hat keiner gefragt.« Ein roter Fleck blühte unter Lisas linkem Auge auf. »Jetzt paßt du gleich besser zu Nathan.«
»Laß sie in Ruhe!« Bens Arme zerrten an den Handschellen, sein Körper zuckte in wilder Wut. »Ich bring' dich um!«
»Ich hab' dich was ... gefragt«, wiederholte Rick und schlug wieder zu.
Ben sah Blut und Speichel aus Lisas Mund fließen, während er sich hilflos zu befreien versuchte. »Ich bring' dich um, du Scheißkerl!«
»Das ist nicht die richtige Antwort.« Rick gab Lisa eine Ohrfeige, die ihren Kopf zur Seite schleuderte.
Tobend und brüllend hatte Ben jede Gewalt über sich verloren. In irrer Wut zerrte er an seinen Fesseln. »Es ist die Wahrheit!« schrie er, während im Tränen übers Gesicht liefen. »Was willst du denn noch hören?«
»Wie war die Abstimmung?« fragte Rick.
»Fünf gegen vier«, sagte Ben. »Dreiberg hat den Ausschlag gegeben.«
Rick zog seinen Revolver aus der Tasche und richtete ihn auf Lisa. »Bist du sicher?«
»Kommen Sie, Rick, das reicht«, unterbrach ihn Claremont.
»Mund halten«, erwiderte Rick. Er packte Lisa an den Haaren, stieß ihr den Lauf der Waffe in den Mund und wiederholte seine Frage. »Bist du sicher?«
»Ich schwöre es«, flehte Ben. »Bei meinem Leben.« Rick spannte den Hahn und legte seinen Finger an den Abzug. »Ich scherze nicht. Ich tu's.«
»Ich schwöre, daß es wahr ist.« Bens Körper verkrampfte sich. »Steel gewinnt.«
Rick schwieg, während er in Bens Gesicht nach dem Anflug einer Täuschung suchte. »Schön«, sagte er schließlich und zog den Lauf aus Lisas Mund, »ich glaube dir.« Er ging zu dem Tisch in der Ecke, nahm sein Handy und tippte rasch eine Nummer ein. »Hallo, Noah? Ich bin's. Paß auf. Sobald die Börse aufmacht, liquidierst du sämtliche Vorzugsaktien, die du von mir hast. Mit dem Erlös kaufst du dann sämtliche Optionen auf American Steel, die du bekommen kannst.« Rick lauschte einen Augenblick. »Genau. Ich bin ganz sicher. Mittags wirst du dann abkassieren und den Betrag auf das übliche Konto überweisen. Genau. Du hast's verstanden.« Rick schaltete das Handy aus und sah Claremont an. »Jetzt müssen wir nur noch warten.«
Lisa spuckte Blut auf den Teppichboden, während sie darum kämpfte, die um sie kreisenden Zimmerwände zum Stehen zu bringen.
»Lisa!« rief Ben. »Sieh hierher!«
»Sie kommt zu sich«, sagte Nathan. »Laß ihr Zeit.«
»Was ist passiert, verdammt noch mal?« fragte Lisa. »Mein Gesicht fühlt sich an wie ein Luftballon.«
»Wie geht's dir?« fragte Ben. »Alles in Ordnung?«
»Ja, ja.« Sie preßte die Augen zu, um einen Schwindelanfall zu unterdrücken. »Laß mich mal Atem holen.« Eine Minute lang blieb sie stumm, dann fragte sie: »Sieht mein Auge so schlimm aus, wie es sich an fühlt?«
»Nur ein blaues Auge«, sagte Ben.
»Ich weiß, was es ist«, fuhr Lisa ihn an. »Sag mir, wie es aussieht.«
»Ziemlich übel.«
»Hat Rick das allein gemacht, oder hat Claremont auch zugeschlagen?«
»Es war Rick«, antwortete Ben.
»Wenn ich aus diesen Handschellen rauskomme, ist er ein toter Mann.« Lisa sah über die Schulter und erblickte Nathan. »Und wie geht's dir?«
»Ganz gut.« Nathans Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Sieht mein Auge so schlimm aus wie seines?« Lisa deutete mit dem Kinn auf Nathan.
»In ein paar Stunden bestimmt«, sagte Ben.
» Toll. «
»Hey, Rick« rief Ben durchs Zimmer. »Können wir wenigstens ein bißchen Eis bekommen?«
»Nein.« Rick zog einen Laptop aus seiner Aktentasche.
Wenige Minuten vor zehn schloß Rick sein Handy an den Laptop an und klinkte sich in die Westlaw-Datenbank des Obersten Gerichtshofs ein. Claremont blickte ihm über die Schulter. »Können wir das Urteil von hier aus mitbekommen?« fragte er. »Nein«, erwiderte Rick sarkastisch, »wir machen einen Ausflug zum Gericht, damit wir es alle persönlich hören können.« Er hackte auf die Tastatur ein. »Sobald das Urteil verkündet wird, gibt das Pressebüro es frei, und über Westlaw kommt es online.«
Am anderen Ende des Zimmers fragte Ben Lisa: »Bist du sicher, daß alles in Ordnung ist?«
»Zum zehnten Mal, ja.« Die Haut um ihr Auge schwoll weiter an und wurde dunkler. »Man schlägt mir schließlich täglich ins Gesicht.«
»Nathan?« fragte Ben. »Wie geht es deinem
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