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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Auge?«
    »Gut. Hör auf zu fragen.«
    »Jetzt haltet alle mal den Mund«, forderte Rick mit einem Blick auf seine drei Gefangenen.
    Um genau zehn Uhr ließ der Gerichtsdiener seinen Hammer ertönen, und alle Anwesenden erhoben sich.
    »Der ehrenwerte Vorsitzende und die Mitglieder des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten!« verkündete der Gerichtsdiener. Sogleich traten die neun Richter durch den burgunderroten Samtvorhang und begaben sich auf ihre Plätze.
    »Hört! Hört! Hört!« rief der Gerichtsdiener. »Wer ein Anliegen vor den ehrenwerten Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten zu bringen hat, wird aufgefordert, herbeizutreten und aufzumerken, denn der Gerichtshof läßt sich nun zur Sitzung nieder. Gott schütze die Vereinigten Staaten und dieses ehrenwerte Gericht!« Wieder ertönte der Hammer, und alle Anwesenden nahmen Platz. »Heute verkünden wir drei Urteile«, erklärte Osterman dem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. »Alvarez gegen die Stadt Gibsonia, Katz and Company gegen Nevada und Richard Rubin gegen American Steel. Richter Veidt wird die ersten beiden Urteile verlesen, Richterin Dreiberg das dritte.«
    »Warum dauert es so lange?« Claremont starrte auf Ricks leeren Bildschirm. »Es ist schon viertel nach zehn.«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Rick. »Schließlich müssen sie drei Urteile verkünden. Es kommt schon noch.«
    »Kommt es durch, sobald es verkündet ist, oder wartet man, bis die ganze Sitzung vorbei ist?« fragte Claremont.
    »Ich hab' doch gesagt, daß es kommt«, wiederholte Rick. »Jetzt halten Sie endlich den Mund.«
    »... entspricht nach dem ersten Zusatz den Buchstaben unserer Verfassung. In der Angelegenheit Katz and Company gegen Nevada entscheiden wir daher zu Gunsten des Beklagten und bestätigen das Urteil des Obersten Gerichtshofs von Nevada.«
    »Vielen Dank, Richter Veidt«, sagte Osterman. »Richterin Dreiberg wird unser letztes Urteil verkünden.«
    »Warum läßt du uns nicht gehen?« fragte Ben aus seiner Ecke. »Du kennst das Urteil doch.« Rick starrte gebannt auf seinen Laptop. »Ich glaube es erst, wenn ich es sehe.«
    »Und was ist, wenn er gelogen hat?« fragte Claremont. »Dann hätten wir auf das falsche Ergebnis gesetzt.«
    »Reißen Sie sich zusammen«, schnauzte Rick. »Er hat die Wahrheit gesagt.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil er genau weiß, daß ich ihn sonst umbringe.«
    »Vielen Dank, Herr Vorsitzender.« Richterin Dreiberg stützte sich auf beide Ellbogen, während sie ins Mikrophon sprach. Mit langsamer, monotoner Stimme sagte sie: »In der Angelegenheit Richard Rubin gegen American Steel sind wir der Ansicht, daß der Aufsichtsrat der Gesellschaft sich vor der Durchführung der Fusion nicht um die Zustimmung der Aktionärsminderheit bemühen mußte. Die Behauptung der Aktionäre, der Aufsichtsrat habe eine andere Meinungsbildung unter den Aktionären verhindern wollen, ist daher ungenügend, um eine Privatklage nach dem Aktiengesetz zuzulassen. Wir entscheiden daher zu Gunsten des Beklagten und bestätigen das Urteil des Berufungsgerichts im Neunten Bezirk.«
    »Haben wir gewonnen?« fragte Claremont.
    Rick überflog die Urteile, während sie über seinen Bildschirm rollten. »Moment. Da kommt es.« Er hielt inne. »Sieht ganz so aus, als hätte American Steel gerade einen Riesenprozeß gewonnen. Gratuliere, Addison. Endlich hast du was richtig gemacht.« Rick klappte seinen Laptop zu, löste die Verbindung zu seinem Handy, ging zur Couch und brachte beides in seiner Aktentasche unter.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Claremont aufgeregt. »Wo treffen wir Lungen? Wann brechen wir hier auf?«
    »Eins nach dem anderen«, sagte Rick. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche und ging auf Ben zu. »Helfen Sie mir, die drei da loszumachen. Und dann verschwinden wir hier alle.«
    »Wo geht's denn hin?« fragte Ben, während Rick seine Handschellen aufschloß.
    Rick antwortete ihm nicht. Statt dessen zog er Ben aus seinem Stuhl und schob ihn auf Claremont zu. »Wieder fesseln«, befahl er.
    »Strecken Sie die Hände aus«, sagte Claremont. Als Ben gehorchte, legte er ihm die Handschellen wieder an.
    Auch Lisa wurde erneut gefesselt. Claremont hielt die beiden an den Schultern fest, während Rick auf Nathan zuging. »Keine Bewegung, bevor ich was sage«, sagte Claremont drohend.
    Lisa starrte Ben an, bis er auf sie aufmerksam wurde, dann deutete sie mit den Augen auf Claremont, während sie unmerklich auf ihren Schritt zeigte.

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