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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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daß da nicht noch eine schöne Summe landet. Wenn dazu noch das Tonband kommt, auf dem Sie das CMI-Urteil verraten, wird kein Mensch Ihnen Ihre Geschichte abkaufen.«
    »Beten Sie dafür.«
    »Das ist nicht nötig. Was meinen Sie wohl, wem Amerika glauben wird - dem jungen Juristen mit dem millionenschweren Konto oder dem Marshai, der ihn festgenommen hat? Und falls Sie versuchen sollten, Rick vorzuschieben, welchen Beweis haben Sie schon? Wie die Dinge liegen, können Sie nicht mal beweisen, daß er überhaupt existiert.«
    Ben schwieg. Seine Schultern verkrampften sich, so daß die Handschellen an seinen Gelenken zerrten. »Sie können sagen, was Sie wollen, aber eins ist doch klar: Rick denkt nur an sich selbst. Und das bedeutet, daß Sie ihm scheißegal sind. Es würde mich nicht mal wundern, wenn eine der von ihm gelegten Spuren auch zu Ihrem Büro führt. An Ihrer Stelle würde ich aussteigen, und zwar sofort.«
    »Ach Gott, Ben, glauben Sie wirklich, Sie könnten mich dazu bringen, die Seite zu wechseln? Ich bin nicht irgendein dämlicher, verkannter Handlanger. Ich bin mir jeder möglichen Konsequenz voll bewußt. Rick und ich haben das Ganze schon vor langer Zeit geplant, und ich habe durchaus vor, es bis zum Ende durchzuziehen.«
    »Also sind Sie schon seit CMI dabei?«
    »Was glauben Sie denn, woher Rick so viel über den Gerichtshof wußte?« fragte Lungen. »Ohne einen Insider wäre es für ihn unmöglich gewesen, so eine Sache anzufangen.«
    Die Tür in der Zimmerecke ging auf, und das helle Licht der angrenzenden Suite fiel in den dunklen Raum. Rick trat ein. »Na, habt Ihr euch angefreundet?« fragte er, während er in die Mitte des Zimmers schlenderte.
    »Kann man sagen.« Lungen erhob sich von seinem Sofa und ging auf die Tür zu. »Ben hat mich überredet, die Seite zu wechseln. Mir ist klargeworden, was für ein Trottel ich war, und jetzt werde ich uns allesamt anzeigen.«
    »Wunderbar.« Rick klopfte Lungen auf den Rücken, als dieser an ihm vorbeiging. »Aber sieh zu, daß du vorher ein wenig zum Schlafen kommst. Wir haben morgen noch viel vor.«
    An der Tür drehte Lungen sich noch einmal um. »Ich wünsche eine gute Nacht, Ben.«
    »Und ich wünsche Ihnen sehnlichst, daß Sie im Schlaf ersticken«, erwiderte Ben, bevor die Tür zufiel.
    »Sieht ganz so aus, als wären wir beide allein«, sagte Rick mit einem Blick auf den schlafenden Nathan.
    »Na und?« bellte Ben und versuchte, über seine Schulter zu sehen. Rick stand hinter ihm und kippte langsam den Stuhl zurück. »Was hast du vor?« fragte Ben.
    Rick reagierte nicht. Er zog den Stuhl in die Mitte des Zimmers und richtete ihn so aus, daß er dem Sofa gegenüberstand. Mit einem besseren Blick auf seinen Gefangenen ließ Rick sich nieder. »Jetzt sei doch nicht sauer«, sagte er. »In jedem Spiel muß es Gewinner und Verlierer geben. Und in diesem bist du eben zufällig der Verlierer.«
    »Und du bist der Gewinner?«
    »Richtig. Allerdings hättest du auch einer sein können. Das Angebot war von Anfang an da. Du hast dich leider geweigert, es anzunehmen.«
    »Es gab kein Angebot. Du hast nicht mit mir verhandelt, sondern nur mein Vertrauen mißbraucht.«
    »Dann verklag mich doch. Hättest du das Urteil denn sonst verraten?«
    Ben schwieg.
    »Eben.«
    »Dann war's das wohl - du weißt eben einfach alles über mich.«
    »Ben, hast du irgendeine Ahnung, was der größte Unterschied zwischen uns beiden ist?«
    »Von deiner Geisteskrankheit einmal abgesehen?«
    »Im Ernst«, fuhr Rick fort. »Es ist ein feiner, aber ungemein bedeutsamer Unterschied.«
    »Ah, jetzt begreife ich«, sagte Ben. »An diesem Punkt wirst du mir irgendeine kitschige Geschichte erzählen - daß wir die zwei Seiten derselben Münze sind oder so was.« »Keineswegs. Vielleicht besitzen wir ähnliche Qualitäten, aber was mich betrifft, so gehören wir noch nicht mal zu derselben Währung. Und das liegt ganz und gar an unserem wichtigsten Unterschied: Du glaubst, daß die Gesellschaft immer recht hat, während ich meine, daß sie ein Witz ist.«
    »Da bist du ja ein echter Außenseiter.«
    »Denk mal darüber nach, dann wirst du schon merken, daß ich recht habe«, machte Rick weiter. »Du intrigierst und lügst und manipulierst genau wie ich, aber du liebst die Art und Weise, wie die Gesellschaft aufgebaut ist. Du hältst dich an die Regeln. Hart arbeiten, den perfekten Job an Land ziehen, die perfekte Frau finden, das perfekte Haus kaufen, den perfekten Wagen leasen.

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