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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Ben schwankte zurück. »Mir wird schlecht«, stöhnte er. »Ich glaube, ich kippe um.« Claremont ließ Lisa los, um Ben aufzufangen. Sofort wirbelte Lisa herum und ließ ihr Knie in seine Leisten krachen. Während Claremont und Ben zu Boden fielen, lief sie zur Tür. Als Rick begriff, was geschah, ließ er Nathan los, zog seinen Revolver und begann zu schießen. Lisa hatte schon den Türknauf in der Hand, als zwei Kugeln neben ihr einschlugen.
    »Keine Bewegung!« schrie Rick.
    Lisa stand reglos vor der einen Spalt weit geöffneten Tür, die Hände noch immer gefesselt.
    »Ich tu's. Ich bring' euch alle um«, drohte Rick.
    Lisa wußte, daß dies ihre letzte Chance zur Flucht war. Sie stürzte in den Flur, während drei weitere Kugeln in die Tür einschlugen.
    Lisa rannte direkt auf den Notausgang zu, doch als sie die Tür zum Treppenhaus aufriß, sah sie zu ihrer Überraschung zwei weitere Türen - eine führte nach oben, die andere nach unten. Sie entschied sich für den Weg nach unten und zog mit ihren gefesselten Händen die schwere Metalltür auf.
    »Ihr nach!« brüllte Rick Claremont an, der bereits auf die von Kugeln durchlöcherte Tür zutaumelte. Dann richtete er seinen Revolver auf Ben. »Wenn du dieses Zimmer verläßt, dann schwöre ich dir, daß du gleich zwei Freunde auf dem Gewissen hast.«
    Ben sah zu Nathan hinüber, der noch immer an seinen Stuhl gefesselt war. »Ich gehe nirgendwohin«, sagte er. »Das schwöre ich.« Sekunden später war Rick aus dem Zimmer.
    Von ihren Handschellen behindert, hatte Lisa Probleme, die erste Treppe hinunterzulaufen. Sie suchte nach einer weniger unbeholfenen Haltung und merkte, daß ihr die Bewegung leichter fiel, wenn sie die Ellbogen eng an ihren Körper preßte. Als sie das dreiundzwanzigste Stockwerk erreichte, fand sie eine weitere Tür, die zum nächsten Treppengang führte. »Verdammt«, zischte sie. Während sie die Tür aufzog, hörte sie Rick und Claremont schon hinter sich.
    Die Hände fest gefaltet und die Ellbogen eng am Körper, rannte Lisa die Treppe hinunter. In jedem Stockwerk hatte sie mit einer Tür zu kämpfen. Und je mehr sie das erschöpfte, desto schwerer fiel ihr das Öffnen der Türen und um so länger brauchte sie, um einen Treppenteil zu überwinden. Auf jedem Absatz war sie versucht, zurück in den Flur zu laufen, doch die Angst ließ sie auf der Treppe bleiben. Sie riß die Tür zum fünften Stockwerk auf und überlegte, wann Rick und Claremont sie einholen würden.
    Als Lisa den vierten Stock erreicht hatte, war sie ausgelaugt. Der Schlafmangel und die kreisende Treppe ließen den Schwindel in ihrem Kopf zurückkehren, doch sie weigerte sich, aufzugeben. Sie biß die Zähne zusammen, um gegen ihre Benommenheit anzukämpfen, und lief weiter. Nur noch vier Treppen, sagte sie sich. Sobald ich in der Halle bin, schrei' ich wie verrückt. Sie hatte die Tür zur nächsten Treppe erreicht, als sich der Angstschweiß auf ihrem ganzen Körper ausbreitete. Taumelnd stürzte sie sich auf den Türknauf. Er bewegte sich nicht. Sie blickte hoch und bemerkte ein Schild an der Tür: »Zum Erdgeschoß bitte die Treppe im Südflügel benutzen.« Nein! Nicht das! dachte sie und trat wild auf die Tür ein. Wieder ergriff sie den Türknauf, stemmte den Fuß gegen die Wand und zerrte verzweifelt daran. Sie hörte die Schritte von Rick und Claremont näher kommen.
    Dann wandte sich Lisa zu der Tür, die zum Flur führte. Sie riß sie auf und taumelte aus dem Treppenhaus. Der mit Teppichboden ausgelegte Flur war gespenstisch still. Zu ihrer Rechten sah sie durch ein großes Glasfenster das blaue Wasser eines Pools unter sich. Sie stürzte den Gang hinunter, wobei sie mit ihren gefesselten Händen an jede Tür schlug. »Feuer! Alle raus hier! Feuer!« Keine einzige Tür öffnete sich. Als Lisa die Aufzüge erreichte, schlug sie mit den Fäusten auf den Abwärtsknopf. Die Digitalanzeige über den Lifttüren zeigte an, daß ein Aufzug sich im neunzehnten, der andere im sechsundzwanzigsten Stock befand. So lange kann ich hier nicht warten, dachte sie und rannte weiter. Auf ihrem Weg zum anderen Ende des Flurs sah sie ein kleines Schild: »Südtreppe -zum Erdgeschoß.« Sie betete, daß dies der ersehnte Fluchtweg war, und schloß die Hände um den Knauf. Auch diese Tür war verschlossen. »Verdammte Scheiße!« brüllte sie.
    Von der Tür der Nordtreppe her hörte sie, wie Claremont Rick etwas zurief. Die Stimmen waren laut. Lisa wußte, daß die beiden nicht

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