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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Votum für die Grinnell-Sache verfassen müssen.«
    »Darüber haben sie doch noch nicht abgestimmt, oder?«
    »Sieh mal auf deine Armbanduhr, du Trottel«, sagte Lisa. »Die Sitzung ist erst morgen. Hollis meint zwar, daß sie noch nicht dazu kommen werden, aber nächste Woche ist die Sache mit Sicherheit dran. Osterman spielt auf Zeit. Und die Mitarbeiter von Richter Veidt sagen, ihr Chef sei sich unschlüssig, weshalb Osterman ihn beackert, seit die Eingabe hereingekommen ist.« »Was ist denn los mit Veidt? Meinst du, er hat 'ne Schwäche für Osterman?«
    »Zweifelhaft«, meinte Lisa. »Veidt ist ein intellektuell unauffälliger Richter, der genau weiß, daß man ihn ausgewählt hat, weil er für alle Seiten akzeptabel war. Ich glaube, er denkt, es macht ihn etwas glaubwürdiger, wenn er sich an den Rockzipfel des Vorsitzenden hängt.«
    »Schon möglich«, gab Ben zu, »aber mein Szenario ist wesentlich cooler. Kannst du dir das vorstellen? Zwei in eine schäbige Liebschaft verwickelte Oberste Richter? Wäre das nicht absolut phantastisch?«
    »Auf jeden Fall wär's interessanter, als den ganzen Tag Eingaben durchzulesen.«
    Nach einem raschen Mittagessen in der Kantine des Gerichtshofs machte sich Ben zu Mailboxes Sc Things an der Constitution Avenue auf. Wird Zeit, den Wintermantel aus dem Schrank zu holen, dachte er, während der eisige Novemberwind die letzten Blätter von den Bäumen riß. Ben hauchte in seine gewölbten Hände, um der nahen Ankunft des Winters zu trotzen. Innerhalb von zehn Minuten erreichte er den Laden, der rot, weiß und blau bemalt war -eine beliebte Farbkombination in der Bundeshauptstadt.
    »Sie wünschen?« fragte ein Kassierer im Rollkragenpulli.
    »Ich habe eine Mahnung für ein Postfach bekommen. Allerdings hab' ich mein Postfach nicht nur im voraus bezahlt, die Nummer auf der Rechnung war auch nicht meine.«
    »Ach, dann haben wir bestimmt einen Fehler gemacht«, erwiderte der Mann. »Sagen Sie mir doch bitte Ihren Namen.«
    »Mein Name ist Be...« Er schluckte, bis ihm der falsche Name einfiel, den er bei der Eröffnung des Postfachs angegeben hatte. »Mein Name ist Alvy Singer.«
    »Singer, Singer ...« Der Mann blätterte in seinen Unterlagen. »Da ist sie ja.« Er zog die Karteikarte hervor. »Sie haben am achtundzwanzigsten September das Postfach mit der Nummer 1227 eröffnet und tatsächlich im voraus bezahlt. Am neunundzwanzigsten September haben Sie dann das Postfach Nummer 1327 eröffnet und um die Übersendung einer Rechnung gebeten. Außerdem steht hier, daß Sie zusätzlich fünfundzwanzig Dollar bezahlt haben, um für beide Fächer denselben Schlüssel benutzen zu können.«
    »Natürlich! Wie dumm von mir.« Ben wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn.
    »Wollen Sie den ausstehenden Betrag heute bezahlen?«
    »Klar. Das geht schon.« Ben holte sein Portemonnaie heraus und zahlte.
    Als er in dem Raum mit den Postfächern stand, war Ben in voller Panik. Er sah sich um und stellte erleichtert fest, daß niemand ihn beobachtete. Rasch holte er den Schlüssel aus der Tasche und öffnete sein Postfach Nummer 1227. Leer. Direkt darunter befand sich
    Postfach Nummer 1327. Ben steckte seinen Schlüssel ins Schloß und öffnete das Fach. Drinnen lag ein einsamer brauner Umschlag. Er zog ihn heraus, verschloß das Fach und ging zu einer schmalen Ablage.
    In dem Umschlag befand sich ein einzelnes Blatt, in Maschinenschrift beschrieben. Lieber Ben, las er. Es tut mir leid, da ß ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber Du hast Dir wohl schon gedacht, daß ich ziemlich viel zu tun hatte. Ich brauche Dir wohl nicht zu sagen, daß alles ganz ausgezeichnet gelaufen ist. Nun weiß ich zwar, daß Du Dich darüber ärgerst, was geschehen ist, aber bitte unterlaß doch Deine Versuche, mich zu finden. Du vergeudest nur deine Zeit. Meine Blumen zu zerfetzen war sinnlos, Dein Bestechungsversuch in meinem alten Apartmenthaus armselig, und was Deine Idee mit den Telefonrechnungen betrifft - glaubst Du wirklich, ich würde auf einem derart leicht nachprüfbaren Apparat wichtige Anrufe machen? Also wirklich. Da du Dich noch immer nicht bei der Polizei gemeldet hast, nehme ich an, daß Du begriffen hast, welche Folgen ein Geständnis für Deine Karriere hätte.
    Ich m öchte Dir nun einen Waffenstillstand vorschlagen. Wenn Du Interesse daran hast, triff mich bitte am Samstagabend um acht im Two Quail. Auf Deinen Namen ist schon ein Tisch reserviert. Wenn Du Kontakt mit mir aufnehmen

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