Der zehnte Richter
Geschichte.«
»Ja, das müßt ihr einfach hören«, erklärte Ober. »Es ist schlichtweg mondo.«
»Mondo?« Eric lachte. »Wir sind hier doch nicht in L. A. Hör bloß auf mit dem verrückten Zeug.«
»Jetzt laß ihn doch einfach erzählen«, sagte Ben.
»Nun denn«, begann Ober. »Ihr erinnert euch ja an Ricks angebliche Todesdrohung, die ich an Senator Stevens schreiben sollte.« Ben nickte. »Offenbar hat unsere Personalchefin herausgefunden, daß ich beim State Department eine Computerüberprüfung bezüglich Rick beantragt hatte. Letzte Woche kam sie zu mir, um zu fragen, warum ich das getan hätte. Ich hab' ihr gesagt, ich hätte es als Vorsichtsmaßnahme gesehen -ich hätte die Drohung zwar nicht ernst genommen, aber auf Nummer Sicher gehen wollen. Heute hat sie mich dann zu sich bestellt und mir erklärt, ich sei ab sofort ihr jüngster parlamentarischer Assistent. Ich werde die ganzen Wählerbeschwerden über Bauordnungen und Orangensaftsubventionen bearbeiten.«
»Damit bist du in Stevens' Wahlkampagne eindeutig an vorderster Front«, meinte Ben.
»Es wird noch besser«, sagte Nathan. »Ober, zeig ihnen den Brief.«
»Mit Vergnügen.« Ober öffnete die Ledermappe, die seine Eltern ihm zum College-Abschluß geschenkt hatten, zog ein einzelnes Blatt Papier hervor und überreichte es Ben.
»Lieber William!« las Ben vor, nachdem er sich mitten im Wohnzimmer in Positur gestellt hatte. »Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen betreffend die kürzlich gegen mich ausgesprochene Todesdrohung. Ihr Vorgehen ist ein leuchtendes Beispiel für jene Art von Initiative, die nur wenige Menschen zu ergreifen gewillt sind. Ich hoffe, Sie wissen, wie sehr ich Ihre gesamte Tätigkeit schätze. Marcia hat mir mitgeteilt, wieviel Sie leisten. Machen Sie weiter so!«
»Lies die Unterschrift«, sagte Ober lachend.
»Ihr Freund Paul.«
»Er hat mit Paul unterschrieben?« Eric riß Ben den Brief aus den Händen.
»Und ich bin sein Freund«, verkündete Ober.
»Das ist unglaublich«, erklärte Ben.
»Noch nie dagewesen«, sagte Nathan.
»Unmöglich.«
»Absolut phantastisch!« spann Ben den Faden weiter.
»Die sind mondo bescheuert!« tönte Ober. »Und mir hat das Ganze tatsächlich eine Beförderung eingebracht!«
Während Ober und Eric im Zimmer herumtanzten, fragte Ben: »Kennt Ihr eigentlich Des Kaisers neue Kleider ?«
»Genau«, sagte Nathan.
Das Telefon läutete. »Wartet mal einen Moment.« Ben ging in die Küche und nahm den Hörer ab. »Hallo?« meldete er sich.
»Hallo, Benjamin.«
»Tag, Mom«, sagte Ben.
»Benjamin, ich will dich etwas fragen. Hattest du irgendwas mit dem Urteil über Charles Maxwells Fusion zu tun, das heute verkündet wurde?«
»Eigentlich nicht«, sagte Ben augenrollend. »Das haben die Assistenten eines anderen Richters bearbeitet.«
»Aber du kanntest das Ergebnis, bevor es bekanntgegeben wurde, nicht wahr?«
»Natürlich, Mom. Schon seit zwei Monaten.«
»Danke«, sagte Sheila Addison. »Jetzt solltest du es eigentlich auch noch deinem Vater sagen, weil er's mir sicher nicht glauben wird. Der gute Mann denkt, nur weil er Kolumnist ist, weiß er alles.«
»Noch etwas, Mom?« fragte Ben. »Wir feiern nämlich gerade. Ober ist heute befördert worden.«
»Wie schön für ihn!« sagte Sheila. »Ach, Barbara wird so stolz auf ihn sein. Gib ihn mir mal, ich will ihm gratulieren.«
»Ich gebe ihn dir nicht«, sagte Ben.
»Na, dann sag ihm, daß ich ihn lieber mal sehen will, wenn ihr zu Thanksgiving nach Hause kommt. Übrigens, weißt du schon, ob du Dienstag oder Mittwoch kommst?«
»Es sind doch noch drei Wochen. Ich hab' noch keine Ahnung.« Um vom Thema abzulenken, fragte Ben: »Was gibt's Neues zu Hause?« »Eigentlich gar nichts«, sagte Sheila. »Heute hab' ich einen Brief für dich bekommen. Er sieht wie eine wichtige Rechnung aus; deshalb wußte ich nicht, ob ich vielleicht den Umschlag aufmachen soll, bevor ich ihn dir schicke.«
»Von wem ist er denn?«
»Der Absender ist Mailboxes and Things. Und da ist ein dicker Stempel mit Zweite Mahnung .«
Überrascht hörte Ben den Namen der Adresse, wo er sein Postfach eingerichtet hatte. Ich habe doch im voraus bezahlt, überlegte er. »Mach ihn bitte auf.«
»Das ist eindeutig eine Rechnung. Da steht, wenn du den ausstehenden Betrag nicht bezahlst, wird dein Postfach Nummer 1327 geschlossen und deine Post konfisziert. Warum hast du denn ein Postfach, Benjamin?«
»Wie war die Nummer des Fachs?« hakte Ben nach,
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