Der zehnte Richter
abgearbeitet, um beim Obersten Gericht den Verlauf der Geschichte zu ändern. Manche von uns haben eben nicht das Glück, mit Jobs gesegnet zu sein, bei denen man um fünf nach Hause gehen kann.«
»Hey, was ist euch denn über die Leber gelaufen«, sagte Nathan, während sie in den Aufzug stiegen. »Wir sind schließlich diejenigen, die euch helfen sollen.«
Sie stiegen im vierten Stock aus und gingen durch den Flur zu Lisas Wohnung. »Tut mir leid«, sagte Ben zu Ober, während Lisa die Tür aufschloß. »Ich wollte dich nicht so anbellen.«
»Da sind wir«, verkündete Lisa. »Klein, aber mein.« In dem sparsam möblierten Zimmer standen ein abgewetztes braunes Ledersofa, ein Couchtisch und ein Schreibtisch, der im Grunde aus einer lackierten, auf zwei kleinen Aktenschränken liegenden Holzplatte bestand. Beide Tische bogen sich unter gewaltigen Papierbergen. An der dem Sofa gegenüberliegenden Wand hing ein riesiges Bild mit Poker spielenden Katzen, über dem Sofa selbst zwei auf schwarzen Samt gemalte Porträts: das eine zeigte die Mona Lisa, das andere einen Schlumpf nebst Blume.
»Hübsche Sachen«, meinte Ben, von der Wohnung seiner Kollegin sichtlich beeindruckt.
»Ich liebe Neo-Müll«, erklärte Lisa. »Je schrottiger, desto besser. Der Schlumpf ist das Prunkstück meiner Sammlung. Ich hab' ihn bei einem Volksfest gewonnen.«
»Das ist eigentlich 'ne ziemlich coole Wohnung«, kommentierte Ober.
»Du hörst dich überrascht an«, sagte Lisa. »Hast du erwartet, daß hier überall rosa und lila Seidenkissen rumliegen?«
»Ich weiß nicht recht«, erwiderte Ober. »Ich glaube, ich hab' Maxibinden und andere weibliche Hygieneartikel erwartet.«
»Erwartet oder erhofft?« fragte Nathan und setzte sich aufs Sofa.
Lisa warf ihre Aktentasche auf ihren Schreibtisch und ging zur Küche. »Will jemand was zu essen oder zu trinken?«
»Ich nehme ein Lammkotelett und ein Glas Weißwein mit Soda«, sagte Ober. »Wo ist Eric?« Ben ließ sich neben Nathan aufs Sofa fallen.
»Er muß heute bis in die Nacht arbeiten«, antwortete Ober. »Es tut ihm leid, daß er nicht dabeisein kann.«
»Typisch«, kommentierte Ben.
»Alles in Ordnung?« fragte Nathan, der Ben die Zeitschriften auf dem Couchtisch durchblättern sah.
»Was?« fragte Ben. »Ja, sicher. Ich will bloß endlich zur Sache kommen.«
Lisa brachte einen Stuhl aus der Küche und setzte sich dem Sofa gegenüber. »Was ich nicht verstehe, ist, warum Rick dir den Brief in sein eigenes Postfach gelegt hat. Er hätte ihn doch einfach zur Post geben oder in dein Fach stecken können.«
»Darüber habe ich schon nachgedacht«, sagte Ben. »Ich glaube, Rick wollte sich bloß in Szene setzen. Durch diesen Gag hat er meinen neuen Plan erledigt und mir gleichzeitig die Botschaft gesandt, daß meine Heimlichtuerei ein Witz war.«
»Ich wiederum verstehe nicht, warum er dir einen Waffenstillstand anbietet«, sagte Ober. »Es ist doch klar, daß du keine Chance hast, ihn zu schnappen. In gewisser Weise bist du für ihn bloß lästig.« Er sah Ben an. »Nichts für ungut, hm?«
»Ich glaube, er ist scharf auf weitere Informationen.« Nathan setzte sich zwischen Ober und Ben.
»Ganz meine Meinung«, sagte Ben. »Ansonsten gibt's nicht den geringsten Grund, warum Rick mir einen Waffenstillstand anbieten sollte.«
»Glaubst du etwa, er will, daß du ihm noch ein Urteil verrätst?« fragte Lisa.
Ben blätterte noch immer in den Zeitschriften. »Das ist das einzige, was ich mir vorstellen kann.«
»Dann sollten wir wohl annehmen, daß er genau das ansprechen wird, wenn ihr euch am Samstag in dem Restaurant trefft«, erklärte Nathan.
»Willst du ihn tatsächlich treffen?« kam sofort Lisas Frage.
»Natürlich will ich das«, bestätigte Ben. »Glaubst du, ich laß ihn aus den Fingern? Noch diesen Samstag gehört er mir!«
»Und was schlägst du dafür vor?« wollte Lisa wissen.
»Ich weiß nicht. Ich hab' gehofft, da könntet ihr mir weiterhelfen. Bisher hab' ich mir vorgestellt, ihn im Restaurant auf Video aufzunehmen oder so was.«
»Ich hab's!« brüllte Ober. »Wie war's, wenn einer von uns sich als Kellner verkleidet und sich irgendwie sein Weinglas schnappt? Das ist mit Sicherheit voller Fingerabdrücke.«
»Und was dann?« fragte Lisa. »Stecken wir es dann in Batmans Höhle in unsere Computer?«
»Wir können es über Nathan ans State Department schicken.«
»Ich schlage vor, heimlich Bilder von ihm zu machen, wenn er das Restaurant betritt«,
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