Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
Vom Netzwerk:
Streit. Brotz wird erstochen, Eisenmann schwer verletzt. Witek kriegt es mit der Angst zu tun, taucht unter …
    … und lässt seine Frau und die beiden Kinder zurück? Das war zwar möglich, aber es kam mir doch unwahrscheinlich vor. Andererseits …
    »Mann!« Ich schlug mir mit der flachen Hand an die Stirn. »Wie kann man nur so blöd sein!«
    Katarina bei Sonnenuntergang. Die Frau im seidenen Morgenmantel.
    Mein Traum kam mir wieder in den Sinn – der mit dem Wintergarten, dem Bach und dem malenden Papa …
    Ich brauchte gar nicht erst den Computer noch mal hochzufahren und Namensschreibweisen zu recherchieren; Davids Entsetzen bestätigte meine Vermutung: Katarina und Mr Eisenmanns Verlobte Catherine Bleverton waren ein und dieselbe Person.
    + + +
    Natürlich hatten schon immer irgendwelche Frauen Malern Modell gesessen. Aber Catherine Bleverton war nicht irgendwer. Sie war eine reiche Erbin, eine Tochter aus gutem Hause. Sie hatte sich doch bestimmt nicht absichtlich nackt malen lassen, denn man hätte sie erkannt, oder? Wie und wo waren sich Mordechai Witek und Catherine Bleverton überhaupt begegnet? Er war nicht reich, eher arm, ein jüdischer Einwandererund noch dazu verheiratet. Ein Familienvater. Er war wohl kaum sonntags in die Kirche gegangen und hatte sich dort in Catherine verguckt.
    Vielleicht waren sie einander ja in Milwaukee begegnet. Catherine wohnte dort, und es war die erste Stadt, in der sich Witek nach seiner Einwanderung niedergelassen hatte. Auf dem Gemälde Katarina bei Sonnenuntergang hatten eine 3 und eine 9 über und unter dem Davidstern mit Witeks Anfangsbuchstaben gestanden, auf dem Gemälde mit der Frau auf dem Sofa eine 4 und eine 5 – Jahreszahlen? Dann wäre Witek Catherine Bleverton schon 1939 begegnet und hätte sie gemalt, bevor sie Eisenmann kennenlernte. Ihre Bekanntschaft mit Witek konnte demnach an die zehn Jahre gedauert haben!
    Keine Ahnung, was für Vorschriften es bei der Milwaukee-Kunstschau gab, aber vermutlich konnte ein Maler sowohl ältere als auch neue Werke einreichen. Ein Gemälde mit einer Tochter aus reichem Hause darauf – nackt! – hatte sicherlich einiges Aufsehen erregt, im Guten wie im Schlechten. Und Witek war damit bekannt geworden.
    Hatten die beiden schon 1939 ein Verhältnis gehabt?
    Als ich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass es noch eine andere Möglichkeit gab, nämlich dass Catherine Bleverton das Gemälde selbst in Auftrag gegeben hatte. Vielleicht hatte sie Witeks Arbeiten irgendwo gesehen und ihn aufgesucht. Vielleicht wollte sie aus irgendwelchen Gründen einen Skandal verursachen. Als Witek dann berühmt war, gab sie ein zweites Porträt in Auftrag, das genauso sinnlich war. Wo mochte das Porträt im Morgenmantel gemalt worden sein? Ab 1940 lebte Witek in Winter. Entweder warendie beiden in Verbindung geblieben oder Catherine hatte 1945 erneut Kontakt mit Witek aufgenommen, damit er sie noch einmal malte. Da musste sie schon mit Eisenmann verlobt gewesen sein.
    Was für ein Kuddelmuddel!
    Die Affäre flog auf, ein Unbeteiligter kam ums Leben und Witek ergriff die Flucht. Aber was war mit den Wölfen? Mit den Hakenkreuzen?
    In Davids Kopf war alles durcheinandergeraten. Man nehme nur die Wölfe – nein, die Männer, die Deutschen –, die sich in Wölfe verwandelten.
    Was hatte Pavel noch gleich über »Wolfshaken« gesagt?
    + + +
    Jetzt machte ich den Computer doch wieder an.

    Der »Wolfshaken«, auch »Wolfsangel«, war laut Internet eine alte deutsche Rune. Die senkrechte Ausführung wurde auch »Donnerkeil« genannt, die waagerechte war das Symbol für »Werwolf« – Menschen, die sich in Wölfe verwandeln.
    Außerdem war der Wolfshaken das Abzeichen der 8. deutschen Panzerdivision im Zweiten Weltkrieg.
    + + +
    Rätsel Nummer zwei: Was hatte es mit der Scheune auf sich?
    Ich wusste ja schon, dass Witeks Vater dort einen Mann umgebracht und Charles Eisenmann schwer verletzt hatte, und zwar vermutlich, weil Eisenmann Witek auf sein Verhältnis mit Catherine Bleverton angesprochen hatte. Deswegen hatte die Scheune für den kleinen David so große Bedeutung.
    Aber wieso brachte er immer wieder die Wölfe in Verbindung mit der Scheune? Weil deutsche Kriegsgefangene auf den Bohnenfeldern an der Scheune gearbeitet hatten? Das Eintreffen der Deutschen musste für die jüdische Bevölkerung von Winter ganz furchtbar gewesen sein. David hatte die Gefangenen am Bahnhof und vor der Fabrik zu Gesicht bekommen, aber ich war zur

Weitere Kostenlose Bücher