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Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Zeitungsartikeln von damals kommt noch ein Albert Saltzman vor. Er war der Vorsitzende der Gemeinde Beit Tikwa, ist aber auf dem entsprechenden Foto zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt, sodass ich nicht annehme, dass er noch am Leben ist. Ich erwähne ihn auch nur, weil er vielleicht noch Verwandte hat, die meine Fragen beantworten können.
    Das sollte eigentlich der Schluss meiner Anfrage sein, aber meine Finger machten sich selbstständig:
     
    Noch eine Frage: Wenn in Winter früher eine Synagoge stand, müsste es dann nicht auch einen Friedhof dazu gegeben haben? Können Sie mir sagen, wo dieser Friedhof war?
    Ich las den Absatz noch einmal durch. Wozu wollte ich das eigentlich wissen? Doch der Gedanke war mir heute schon zweimal durch den Kopf gegangen.
     
    Ich freue mich über jede Auskunft in Bezug auf den Mordfall, den Brand der Synagoge und alles, was danach passiert ist. Vielen Dank für Ihre Mühe. Sie können mich auch anrufen, wenn Ihnen das lieber ist.
    Ich fügte meine Telefonnummer an und zerbrach mir den Kopf über die Schlussformel – sollte ich »Mit freundlichen Grüßen, Christian Cage« oder einfach nur »Ihr Christian Cage« schreiben? Ich entschied mich für das zweite und schickte die Mail ab.
    Pling! Sarah war online. Ich erzählte ihr sofort von meiner Mail.
     
    sarah13: Super Idee – hoffentlich bringt’s was.
    ccage: Glaub nicht. Wenn hier schon keiner mehr etwas darüber weiß … Es kommt ja nur dieser Mr Saltzman infrage, und der muss inzwischen uralt sein, älter als Eisenmann. Wahrscheinlich lebt er gar nicht mehr.
    sarah13: Vielleicht hat er ja noch Angehörige und die wissen was. Aber was willst du sie überhaupt fragen? Du weißt doch schon alles.
    ccage: Alles? Von wegen! Ich will wissen, warum alle Juden Winter verlassen haben. Ich will wissen, warum die Synagoge abgebrannt ist. Ich will wissen,
    warum ich dauernd von Wölfen und Blut und Tod träume
     
    warum bei uns niemand über diese Zeit spricht. Hier in Winter sieht alles so idyllisch aus, die hübschen Häuser, die 24gepflegten Vorgärten und so weiter. Aber damals ging es hier überhaupt nicht idyllisch zu.
    sarah13: Ich glaub, du steigerst dich da in was rein. Überall passieren schlimme Dinge. Auch Morde.
    ccage: Stimmt schon. Aber es kommt mir trotzdem komisch vor, dass keiner mehr etwas davon wissen will.
    sarah13: *Augen verdreh* Wie viele Leute haben wir denn schon gefragt?
    ccage: Äh … viele? Ich hab sogar den Sheriff gefragt, und der wusste nur ein paar Fakten.
    sarah13: Vielleicht gibt es eben nicht mehr darüber herauszufinden. Du witterst anscheinend eine Verschwörung – ist das nicht ein bisschen paranoid?
    ccage: Wie soll man nicht paranoid werden, wenn einen alle ständig anglotzen wie einen … ach, keine Ahnung.
    sarah13: Geht das schon wieder los? Ich glaub, du musst öfter mal unter Leute.
    ccage: Haha.
    sarah13: Also ich find’s total LOGISCH, dass die Juden hierweggegangen sind. Die anderen Einwohner waren gegen sie – okay, vielleicht nicht alle –, und dann hat Eisenmann auch noch die Gewerkschafter fertiggemacht, ihre Synagoge ist abgebrannt, und die christlichen Kirchengemeinden haben öffentlich gegen ihre Versammlungen protestiert. Also ich wär auch abgehauen.
    So ging es eine Weile hin und her, bis Sarah meinte, wir würden uns im Kreis drehen. Ich schrieb zurück, dass wir uns in einer halben Stunde treffen sollten, dann loggten wir uns aus. Blöd war nur … mit Sarah zu chatten, machte mir eigentlich Spaß.
    + + +
    Onkel Hank hatte gute Laune. Während er Sarah und mich zu Dr. Rainiers Villa fuhr, pfiff er die ganze Zeit vor sich hin. »Ihr habt echt Glück«, sagte er über die Schulter. »So was bekommt nicht jeder zu sehen. Aber ich muss euch warnen – im Fernsehen ist so eine Obduktion immer im Nu vorbei. In Wirklichkeit erfordert Spurensicherung vor allem Geduld, Geduld und noch mal Geduld. Dabei zuzuschauen kann ganz schön langweilig sein.«
    »Langweilig?«, wiederholte Sarah ungläubig.
    »Wir sind hier in Winter nicht so üppig besetzt, darum muss ich ab und zu selbst an einem Tatort die Spuren sichern. Manchmal wühlt man stundenlang im Müll, sammelt Zigarettenkippen auf und sucht nach Fußabdrücken auf einer Haustür, die irgendwer eingetreten hat, um sich ein paar Wertgegenstände unter den Nagel zu reißen. Das kannStunden dauern. Manchmal trägt es zur Aufklärung des Falles bei. Meistens fasst man den Täter aber, weil er so dämlich ist, seinen

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