Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
Vom Netzwerk:
Mann hin, der sich mit dem Messer in der Hand zu Eisenmann herunterbeugte. »Den hier.«
    »Vor Gericht würde es heißen, du hättest dir Witeks Zeichnung eingeprägt und sie ist aus deinem Unterbewusstsein wieder aufgetaucht«, wandte Onkel Hank ein. »Ich würde das auch vermuten.«
    »Nicht unbedingt.« Dr. Nichols scharrte auf ihrem Sieb herum und schob mit dem Daumen die Erdkrümel von einer ovalen Metallplakette.
    »Was ist das?«, fragte Dr. Rainier.
    Die Plakette war aus Aluminium und fast so groß wie Dr. Nichols’ Handfläche. In der Mitte war eine tiefe, waagerechte Rille. Drei Löcher waren in das Metall gestanzt, zwei über und eins unter der Mittelrille. Durch die beiden oberen Löcher war eine morsche Schnur gefädelt. Ober- und unterhalb der Rille war eine Folge von Zahlen und Buchstaben eingeprägt: 9356 Pz. Gen. Rgt. 26 und links unten war eine große Null .
    »Fragt mich nicht, was die Abkürzungen bedeuten«, sagteDr. Nichols, »aber es handelt sich offensichtlich um eine Erkennungsmarke. Die Nummer dient zur Identifizierung des Trägers.«
    »Es gab eine deutsche Panzerdivision, deren Abzeichen der Wolfshaken war«, sagte ich. »P und Z könnten die Abkürzung für Panzer sein und die Marke gehört Soldat Nummer 9356.«
    »Die Null wäre dann die Blutgruppe«, warf Dr. Rainier ein.
    »Wir tüten das Ding ein und lassen es untersuchen, aber eigentlich bin ich sicher«, meinte Dr. Nichols. »Noch mal zum Gentest: Wenn der Tote tatsächlich der echte Charles Eisenmann ist, können wir seine DNA mit der seiner Verwandten abgleichen. Seine Eltern sind doch bestimmt hier in Winter begraben. Die DNA muss zu fünfzig Prozent mit der DNA der Mutter übereinstimmen und zu fünfzig Prozent mit der des Vaters. Diese Zahlen lügen nicht. Wenn Sie mir einen Abstrich von dem Typen besorgen, der sich heute als Charles Eisenmann ausgibt, wird die DNA zweifelsfrei zeigen, ob er ein Schwindler ist.« Dr. Nichols war hörbar stolz. »Tja, Sheriff, ich würde sagen, für eine Exhumierung reichen die Indizien allemal.«
    + + +
    Jemand hatte uns Kaffee und Donuts vorbeigebracht, aber ich verzichtete. Inzwischen war ich hundemüde und wollte nur noch ins Bett. Ich verließ die Scheune, diesen Schreckensort, und wankte in den strahlend schönen Sonntagmorgen hinaus. Zarte Nebelschleier lagen über dem Teichund den Viehweiden. Ich atmete tief durch, aber mein Kopf wurde nicht klarer. Es kam mir vor, als hätte ich noch etwas vergessen. Aber was?
    Dr. Rainier und Onkel Hank kamen jetzt auch nach draußen. Sie wirkten ebenfalls müde, doch Onkel Hank hatte noch einen langen Arbeitstag vor sich. »Dr. Rainier fährt dich heim«, sagte er. »Du siehst völlig fertig aus.«
    »Bin ich auch. Aber …«
    »Was denn?«
    Ich drehte mich nach der Scheune um. »Ich weiß auch nicht, es ist bloß … keine Ahnung.« Ich ging um die Scheune herum auf die Nordwestseite, wo noch das blöde Gerüst stand. Onkel Hank und Dr. Rainier kamen hinterher. Das eine Hakenkreuz war noch verschwommen zu erkennen. Hatte es eigentlich etwas zu bedeuten, dass ich ausgerechnet diese Wand der Scheune angesprüht hatte? Bis jetzt war an der ganzen Geschichte nichts zufällig gewesen, nicht meine Träume, nicht die Begegnung mit Mr Witek, nicht der Ausblick vom Heuboden – alles hatte eine Bedeutung gehabt. Warum also diese Wand?
    Etwas anderes fiel mir auf: Alle Krähen waren fort. Trotzdem spürte ich, dass sie ganz in der Nähe waren.
    »Bin gleich wieder da.« Ich kletterte das Gerüst hoch, bis zu der Stelle, wo ich vor Wochen zum ersten Mal einen eisigen Schauder verspürt hatte – auf Höhe des Hakenkreuzes. Ich ließ den Blick über die Felder und Hügel schweifen.
    »Was suchst du da oben, Christian?«, rief Onkel Hank zu mir hoch.
    Mein Blick streifte die Ruine, Davids niedergebranntes Elternhaus (wie war es eigentlich zu dem Brand gekommen?),dann wandte ich mich dem Teich mit der Espengruppe am Ufer zu.
    Dort waren die Krähen! Die Bäume waren schwarz von ihnen. Die Äste bogen sich, so viele waren es.
    Aber die Vögel hätten mich gar nicht darauf hinweisen müssen. Zwischen den Bäumen lag etwas, das mir nicht aufgefallen war, als ich den Ausblick seinerzeit mit Davids Augen betrachtet hatte. Drinnen in der Scheune fehlte jetzt etwas, das am Abend des Mordes noch dagewesen war.
    In Gedanken hörte ich Eisenmann höhnisch zu Mordechai Witek sagen: Bei ihr hat die Natur doch sowieso gepfuscht.
    »Christian?«, rief Onkel Hank.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher