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Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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dauerte es nur ein paar Minuten –, spürte ich etwas Kaltes, Hartes am Rücken. Jemand schüttelte mich und sagte eindringlich: »Wach auf, Christian, wach auf!«
    Ich öffnete mühsam die Augen und blinzelte ins grelle Taschenlampenlicht. Meine Schulter pochte, meine rechte Hand war verkrampft. Ich betastete mein Gesicht. Es fühlte sich klebrig an. Als ich die Hand wegnahm, hatte ich Blut an den Fingern. Auch meine Wangen und Augen waren feucht. »W-was … was ist passiert?«
    »Du bist umgekippt.« Dr. Rainier klang ausgesprochen erleichtert. »Du hast drauflos gezeichnet wie ein Wilder, dann hast du auf einmal geschrien und Nasenbluten bekommen und … eine Art Krampfanfall gehabt.«
    »Kannst du dich aufsetzen?«, fragte eine tiefe Männerstimme, und eine Hand umfasste meinen Hinterkopf. »Aber schön langsam.«
    Ich klammerte mich an Onkel Hanks Arm, und er und Dr. Rainier halfen mir, mich hinzusetzen. Onkel Hank gab mir ein Taschentuch, und ich wischte mir das Blut vom Gesicht. Mein Kopf fühlte sich an, als hätte jemand mit einem Hammer darauf eingeschlagen. »Seit wann bist du denn hier?«
    »Seit zehn Minuten. Hel…, äh, Dr. Rainier hat mich angerufen, als du nicht mehr ansprechbar warst. Ich bin gleich ins Auto gesprungen.« Er drehte sich zu Dr. Rainier um. »Was haben Sie sich bloß dabei gedacht? Mit so was ist nicht zu spaßen! Der Junge hätte sich verletzen können oder …«
    »Es war meine Idee«, unterbrach ich ihn.
    »Das macht es nicht besser. Du bist schließlich noch ein Kind …«
    »Ich bin kein Kind mehr! Ich weiß, was ich tue.« Ich blickte Dr. Rainier an. »Ich war dort. Ich habe alles gesehen. Ich weiß jetzt, was passiert ist.«
    Dr. Rainier betrachtete die Blätter mit meinem Gekritzel. Auf ihrem Gesicht malten sich erst Unglauben, dann Staunen und schließlich Entsetzen. Als sie sich wieder erholt hatte, sagte sie: »Weißt du was, Christian? Ich kenne diese beiden Männer.«
    »Wie bitte?« Onkel Hank nahm ihr die Zeichnungen aus der Hand. »Der hier hat ein Schielauge.«
    »Er leidet an Strabismus«, berichtigte ihn Dr. Rainier. »Ich habe sie beide schon mal irgendwo gesehen.«
    »Ich nur den einen.« Ich deutete auf den Schielenden. Auf meiner Zeichnung hielt er einen sich sträubenden Jungen gepackt. »Er heißt Daecher, und hinter seinem Namen stand eine Zahlenfolge. Ich glaube, die beiden sind deutsche Kriegsgefangene. Mr Witeks Vater hat damals die Männer im Lager gezeichnet.«
    »Stimmt – ich habe ihn in Mr Witeks Skizzenbuch gesehen, das er immer am Bett liegen hatte. Und den hier«, Dr. Rainier klopfte auf das Blatt, »kenne ich auch daher.«
    »Nicht nur daher«, sagte ich.
    Onkel Hank und Dr. Rainier machten verständnislose Gesichter. »Was meinst du damit?«, fragte Dr. Rainier.
    »Sag mal, Onkel Hank, ist Mr Mosby noch hier? Der Typ mit dem Bodenradar?«
    »Er und sein Team haben noch ein paar Tage an der Ziegler-Villa zu tun. Warum?«
    Ich deutete auf die Nordseite der Scheune – und dann auf eine andere Skizze. Sie zeigte zwei grabende Männer mit Schaufeln. »Ruf ihn an. Er soll herkommen.«
    + + +
    Daher weiß ich jetzt auch, wie ein Grab im Bodenradar aussieht, nämlich wie ein dunkelgraues Rechteck. Leider konnte man nicht erkennen, wie viele Leichen darin lagen.
    »Aber es ist hier«, sagte Mosby. »Hier unter dem Ziegelboden. Darauf verwette ich meinen Laden!«
    Das war kurz vor Mitternacht. Keiner von uns wollte ins Bett, darum trommelten wir die entsprechenden Leute zusammen und machten uns mit Presslufthämmern, Stemmeisen und Spaten daran, das Grab zu öffnen.
    Morgens um sieben waren wir so weit. Jemand hatte Dr. Nichols verständigt. Sie war mit verquollenen Augen und plattgedrücktem Haar eingetroffen.
    Wir fanden nicht nur ein Skelett, sondern zwei – zwei Männer, die nebeneinander lagen. Anscheinend war es leichter gewesen, ein breites Grab auszuheben als ein tiefes. Nach über sechzig Jahren war alles verwest, was die Knochen zusammengehalten hatte. Die Skelette waren in ihre Einzelteile zerfallen, aber man konnte sie noch unterscheiden.
    Das eine Skelett trug eine zerlumpte Arbeitshose und hatte einen eingeschlagenen Schädel. Dr. Nichols tastete sich an Mordechai Witeks Beinen entlang und suchte unter ihm herum, bis sie eine zerfledderte Lederbrieftasche zutage förderte. Sie öffnete die Brieftasche und zog mit spitzen Fingern einen Zehndollarschein heraus, zwei Fünfer und ein verblasstes Foto. Auf dem Foto waren vier Personen,

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