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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gestalten hin und her.
    »Es sind Hunderte«, sagte Susanne. »Und alle in menschlicher Gestalt. Offenbar eine Versammlung.«
     
    Herr Weiß verlor die Geduld. Bisher hatte er gar nicht gewusst, dass es so etwas überhaupt gab, denn in gewisser Weise war er durch und durch geduldig gewesen. Aber jetzt spürte er, wie sich die Geduld auflöste, und damit einher ging ein sonderbares, heißes Empfinden in seinem Kopf. Und wie konnte ein Gedanke heiß sein?
    Die versammelten inkarnierten Revisoren beobachteten ihn nervös.
    »Ich bin Herr Weiß!«, teilte er dem glücklosen neuen Revisor mit, den man zu ihm geführt hatte. Er schauderte voller Erstaunen darüber, dass er den Singular verwenden konnte, ohne damit seine Existenz zu beenden.
    »Du kannst nicht ebenfalls Herr Weiß sein. Das hätte Verwirrung zur Folge.«
    »Aber uns gehen allmählich die Farben aus«, gab Herr Violett zu bedenken.
    »Das kann nicht der Fall sein«, erwiderte Herr Weiß. »Es gibt unendlich viele Farben.«
    »Aber nicht so viele Namen«, sagte Frau Maulwurfsgrau.
    »Das ist unmöglich. Eine Farbe muss einen Namen haben.«
    »Wir haben nur hundertunddrei Namen für Grün gefunden, bevor die Farbe entweder zu Blau oder Gelb wurde«, meinte Frau Scharlachrot.
    »Aber der Anzahl der Schattierungen sind keine Grenzen gesetzt!«
    »Was jedoch nicht für die Namen gilt.«
    »Dieses Problem muss gelöst werden. Setz es auf die Liste, Frau Braun. Es geht darum, alle möglichen Farbschattierungen zu benennen.«
    Eine der weiblichen Revisoren wirkte überrascht. »Ich kann nicht so viele Dinge im Kopf behalten«, sagte sie. »Und ich verstehe nicht, warum du Anweisungen erteilst.«
    »Abgesehen vom Renegaten habe ich die größte Erfahrung als Inkarnierter und bekleide dadurch einen höheren Rang.«
    »Deine fleischliche Existenz ist nur um einige wenige Sekunden länger«, sagte Frau Braun.
    »Das ist nebensächlich. Ich nehme den höchsten Rang ein, und das ist Fakt.«
    Das war Fakt. Revisoren respektierten Fakten. Fakt war auch, wusste Herr Weiß, dass mehr als siebenhundert Revisoren ziemlich unbeholfen durch die Straßen der Stadt gingen.
    Immer mehr Revisoren wurden von dem Unruheherd angezogen, aber Herr Weiß hatte den vielen Inkarnationen ein Ende gesetzt. Es war zu gefährlich. Das Beispiel des Renegaten zeigte deutlich, dass der menschliche Körper den Geist zwang, in beunruhigenden Bahnen zu denken. Die Umstände verlangten große Vorsicht. Auch das war Fakt. Nur wer die Fähigkeit bewies, den Vorgang überleben zu können, durfte menschliche Gestalt annehmen, um das Werk zu vollenden. Das war Fakt.
    Revisoren respektierten Fakten. Zumindest bisher. Frau Braun trat einen Schritt zurück.
    »Es ist gefährlich, hier zu sein«, sagte sie. »Ich halte es für besser, unsere fleischliche Existenz aufzugeben.«
    Herr Weiß spürte, wie sein Körper darauf reagierte, indem er den Atem entweichen ließ.
    »Sollten wir unbekannte Dinge zurücklassen?«, erwiderte er. »Unbekannte Dinge sind gefährlich. Wir lernen viel.«
    »Was wir lernen, ergibt keinen Sinn«, sagte Frau Braun.
    »Je mehr wir lernen, desto mehr Sinn wird alles ergeben«, ließ sich Herr Weiß vernehmen. »Es gibt nichts, das wir nicht verstehen können.«
    »Ich verstehe nicht, warum ich jetzt den Wunsch verspüre, einen plötzlichen Kontakt zwischen meiner Hand und deinem Gesicht herzustellen«, sagte Frau Braun.
    »Genau das meine ich«, entgegnete Herr Weiß. »Du verstehst nicht, und deshalb ist es gefährlich. Lass den Körper auf die gewünschte Weise aktiv werden. Dadurch erfahren wir mehr.«
    Frau Braun schlug zu.
    Herr Weiß hob die Hand zur Wange.
    »Ungebetene Gedanken an das Vermeiden einer Wiederholung entstehen«, sagte er. »Und damit einher geht das Empfinden von Hitze. Bemerkenswert. Der Körper scheint tatsächlich für sich selbst zu denken.«
    »Bei mir betreffen die ungebetenen Gedanken eine Mischung aus Zufriedenheit und Sorge«, sagte Frau Braun.
    »Wir lernen bereits mehr über Menschen«, stellte Herr Weiß fest.
    »Aber welchen Sinn hat das?«, fragte Frau Braun, deren Sorge zunahm, als sie sah, wie Herr Weiß das Gesicht verzog. »Für unsere Zwecke sind die Menschen kein Faktor mehr. In der angehaltenen Zeit kommen sie Fossilien gleich. Die Haut unter deinem einen Auge zuckt.«
    »Du bist unangemessener Gedanken schuldig«, sagte Herr Weiß. »Die Menschen existieren, und deshalb müssen wir alle ihre Details untersuchen. Ich möchte ein weiteres

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