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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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für uns nichts mehr zu tun.«
    »Du hast ihn getötet !«
    »Natürlich. Er war kein Mensch. Ich habe ein… Gespür für so etwas. Ein ererbtes Talent. Übrigens… Geh und hol den Schlauch. Na geh schon.«
    Lobsang kam der Aufforderung nach, da Susanne noch immer den Schraubenschlüssel in der Hand hielt. Erstaunt stellte er fest, dass der in die Ecke geworfene Schlauch ein wirres Knäuel bildete, wie Spaghetti aus Gummi.
    »Mein Großvater nennt so etwas Bösartigkeit«, sagte Susanne. »Die lokale Bösartigkeit der Dinge gegenüber Nichtdingen nimmt immer zu, wenn ein Revisor in der Nähe weilt. So wirkt sich ihre Präsenz aus, ob es ihnen passt oder nicht. Der Schlauch-Test ist in diesem Zusammenhang sehr zuverlässig, wie ich von einer Ratte weiß.«
    Von einer Ratte, dachte Lobsang. Aber er fragte: »Was ist ein Revisor?«
    »Und sie haben keinen Sinn für Farben. Sie verstehen sie einfach nicht. Sieh nur, wie er gekleidet ist. Grauer Anzug, graues Hemd, graue Schuhe, graue Krawatte, alles ist grau.«
    »Äh… vielleicht war er nur jemand, der sehr cool sein wollte.«
    »Glaubst du?«, erwiderte Susanne. »Nun, es wäre kein großer Verlust. Aber du irrst dich. Sieh nur.«
    Der Körper löste sich auf. Es war ein schneller und unblutiger Vorgang, eine Art trockene Verdunstung. Aus dem, was ein Mensch gewesen zu sein schien, wurde schwebender Staub, der verschwand. Doch die letzten Reste formten für einige Sekunden eine vertraute Gestalt. Dann lösten sie sich ebenfalls auf, begleitet vom Hauch eines Schreis.
    »Das war ein Dhlang !«, entfuhr es Lobsang. »Ein Unheilsgeist! Die Bauern in den Tälern versuchen, sich mit Talismanen vor ihnen zu schützen! Ich habe sie für Aberglauben gehalten!«
    »Oh, sie existieren tatsächlich«, sagte Susanne. »Sie sind real, aber kaum jemand glaubt an sie. Die meisten Leute glauben an Dinge, die nicht real sind. Etwas sehr Seltsames geschieht hier. Die Revisoren sind überall, und sie haben Körper. Das ist nicht normal. Wir müssen den Konstrukteur der Uhr finden…«
    »Und, äh, was bist du, Fräulein Susanne?«
    »Ich? Oh, ich… bin Lehrerin.«
    Sie bemerkte seinen Blick, der dem Schraubenschlüssel in ihrer Hand galt, und zuckte mit den Schultern.
    »Während der Pausen geht’s wohl ziemlich turbulent zu«, bemerkte Lobsang.
     
    Es roch penetrant nach Milch.
    Lu-Tze setzte sich kerzengerade auf.
    Er lag in einem großen Zimmer auf einem Tisch in der Mitte des Raums. Offenbar bestand die Oberfläche des Tisches aus Metall. Milchkannen standen an der einen Wand, und neben einem Spülbecken von der Größe eines Bads reihten sich metallene Schüsseln aneinander.
    Es roch nicht nur nach Milch, sondern auch nach… Desinfektionsmitteln und gut geschrubbtem Holz. Aus der Ferne kam der Geruch von Pferden.
    Schritte näherten sich. Lu-Tze legte sich wieder hin und schloss die Augen.
    Er hörte, wie jemand den Raum betrat. Eine Person pfiff leise vor sich hin, und es musste ein Mann sein – Lu-Tze hatte noch nie eine Frau so falsch pfeifen gehört. Der Unbekannte näherte sich dem Tisch, blieb einige Sekunden lang still und ging dann zum Spülbecken. Leises Quietschen verriet, dass eine Pumpe betätigt wurde.
    Lu-Tze öffnete ein Auge.
    Der am Becken stehende Mann war so klein, dass seine blauweiß gestreifte Schürze fast den Boden berührte. Allem Anschein nach wusch er Flaschen.
    Lu-Tze schwang die Beine über den Rand des Tisches und bewegte sich mit einer Verstohlenheit, neben der ein gewöhnlicher Ninja wie eine Blaskapelle klang. Lautlos berührten seine Sandalen den Boden.
    »Geht es dir besser?«, fragte der Mann, ohne den Kopf zu drehen.
    »Oh, äh, ja, danke«, sagte Lu-Tze.
    »Ich dachte mir, hier haben wir einen kleinen, kahlköpfigen Mönch, der Hilfe braucht«, meinte der Mann, hielt eine Flasche ins Licht und inspizierte sie. »Jemand, der ein aufgezogenes Etwas auf dem Rücken trägt und Pech gehabt hat. Möchtest du eine Tasse Tee? Der Kessel ist aufgesetzt. Ich habe auch Yak-Butter.«
    »Yak-Butter? Bin ich noch in Ankh-Morpork?« Lu-Tzes Blick fiel auf ein Gestell mit Schöpfkellen. Der Mann hatte sich noch immer nicht umgedreht.
    »Hmm. Interessante Frage«, erwiderte der Flaschenreiniger. »Man könnte antworten: In gewisser Weise bist du noch in Ankh-Morpork. Was hältst du von Yak-Milch? Ich kann dir auch Milch von Kühen, Ziegen, Schafen, Kamelen, Lamas, Pferden, Katzen, Hunden, Delphinen, Walen und Alligatoren anbieten.«
    »Was? Alligatoren

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