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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schien dem Jungen überhaupt nicht zuzuhören. »Aber auch das Fegen taugt dazu, wie du vielleicht festgestellt hast. Suche immer nach dem perfekten Moment, riet uns Wen. Manche Leute wollen ihn unbedingt dafür nutzen, andere Leute in den Nacken zu treten…«
    »Es war keine Herausforderung. Ich wollte nur, dass du mir zeigst…«
    »Und ich werde es dir zeigen. Ich habe etwas versprochen. Und jetzt muss ich alter Narr dieses Versprechen einlösen.«
    Das nächste Dojo war das Dojo des Zehnten Djim. Nur zwei Mönche hielten sich dort auf. Ihre Gestalten zeichneten sich schemenhaft ab, als sie über die Matte wirbelten und die Zeit um sich herum falteten.
    Lu-Tze hatte Recht, wusste Lobsang. Die Zeit war eine Ressource. Man konnte lernen, sie schneller oder langsamer verstreichen zu lassen – dadurch war ein Mönch imstande, ganz ruhig durch eine Menge zu gehen und trotzdem so schnell zu sein, dass ihn niemand sah. Oder er konnte einige Sekunden still stehen und beobachten, wie Sonne und Mond über einen flackernden Himmel rasten. In einer Minute ließ es sich einen ganzen Tag lang meditieren. Hier im Tal währte ein Tag ewig.
    Aus den beiden Schemen wurden zwei zögernde Mönche, als sie Lu-Tze erkannten. Er verbeugte sich.
    »Ich bitte darum, für kurze Zeit dieses Dojo verwenden zu dürfen, damit mein Schüler mir die Torheit des Alters zeigt«, sagte er.
    »Ich wollte wirklich nicht…«, begann Lobsang, aber Lu-Tze stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. Die Mönche bedachten den Alten mit einem nervösen Blick.
    »Das Dojo gehört dir, Lu-Tze«, sagte einer von ihnen. Sie eilten hinaus und stolperten fast über ihre eigenen Füße, als sie zurücksahen.
    »Zeit und ihre Kontrolle sollten wir hier lehren«, meinte Lu-Tze, als sein Blick den beiden Mönchen folgte. »Die Kampfmethoden sind nur eine Hilfe, mehr nicht. Zumindest sollten sie nicht mehr sein. Selbst draußen in der Welt kann eine gut ausgebildete Person bei einem Kampf bemerken, wie flexibel die Zeit ist. Hier dient uns das als Grundlage. Komprimiere oder strecke die Zeit. Halte sie an. Anderen Leuten die Nieren durch die Ohren zu schlagen… Das ist nur ein dummes Nebenprodukt.«
    Lu-Tze nahm ein Pika-Schwert mit rasiermesserscharfer Klinge aus dem Gestell und reichte es dem schockierten Jungen.
    »Hast du eine solche Waffe schon einmal gesehen? Eigentlich ist sie nicht für Novizen bestimmt, aber du hast Talent.«
    »Ja, Kehrer, aber…«
    »Weißt du, wie man damit umgeht?«
    »Ich habe die Übungsschwerter benutzt, aber sie bestehen aus…«
    »Dies ist ein richtiges Schwert. Nimm es und greif mich damit an.«
    Über ihnen raschelte es. Lobsang sah auf und beobachtete, wie Mönche auf die Beobachtungsgalerie über dem Dojo strömten. Einige von ihnen bekleideten hohe Ränge. In einer kleinen Welt sprachen sich Neuigkeiten schnell herum.
    »Regel Nummer Zwei lautet: Weise nie eine Waffe ab«, sagte Lu-Tze. Er trat einige Schritte zurück. »Wenn du soweit bist…«
    Lobsang hielt das Schwert unsicher in der Hand.
    »Nun?«, fragte Lu-Tze.
    »Ich kann doch nicht einfach…«
    »Ist dies das Dojo des Zehnten Djim?«, unterbrach Lu-Tze den Jungen. »Ja, meine Güte, wir sind hier tatsächlich im Dojo des Zehnten Djim. Das bedeutet: Es gibt keine Vorschriften. Alle Waffen und Strategien sind erlaubt. Verstehst du? Oder bist du zu dumm?«
    »Aber ich kann doch nicht einfach jemanden töten, weil er mich dazu auffordert!«
    »Warum denn nicht? Was ist mit deinen guten Manieren?«
    »Aber…«
    »Du hältst eine tödliche Waffe in der Hand! Du stehst einem unbewaffneten Mann gegenüber, der eine unterwürfige Haltung einnimmt. Fürchtest du dich?«
    »Ja! Ja, ich fürchte mich!«
    »Gut«, erwiderte Lu-Tze ruhig. »Das ist die dritte Lektion. Merkst du, wie viel du bereits lernst? Es ist mir gelungen, das Lächeln aus deinem Gesicht zu vertreiben. Na schön, stell das Schwert ins Gestell zurück und nimm… Ja, nimm einen Dakka- Stab. Davon bekomme ich höchstens einige blaue Flecken.«
    »Mir wäre es lieber, wenn du die Schutzkleidung anziehst…«
    »Bist du so gut mit dem Stock?«
    »Ich bin sehr schnell…«
    »Wenn du jetzt nicht kämpfst, nehme ich dir den Stab weg und zerschmettere ihn an deinem Kopf«, sagte Lu-Tze und wich noch etwas weiter zurück. »Alles klar. Angriff ist die beste Verteidigung, habe ich gehört.«
    Lobsang hob den Stab zu einem widerstrebenden Gruß.
    Lu-Tze faltete die Hände. Als Lobsang auf ihn zutanzte, schloss er

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