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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sitze, und ein Krummhorn dient als musikalische Begleitung.«
    Lobsang zuckte mit den Schultern. »Nein, eigentlich nicht. So sind die Dinge eben.«
    Lu-Tze lächelte fast. »Ist sehr flexibel, das menschliche Bewusstsein«, sagte er. »Kann sich an erstaunlich viele Dinge anpassen. In dieser Hinsicht leisten wir wirklich gute Arbeit…«
    »Lu-Tze?«
    Einer der jüngeren Akolythen wartete respektvoll.
    »Der Abt ist jetzt bereit, dich zu empfangen«, sagte er.
    »Na schön.« Der Kehrer stieß Lobsang an und flüsterte: »Wir gehen nach Ankh-Morpork, Junge.«
    »Was? Aber du hast doch darum gebeten, nach Überwald geschickt zu werden…«
    Lu-Tze zwinkerte. »Es steht geschrieben ›Man bekommt nicht das, worum man bittet‹. Es gibt mehr als nur eine Möglichkeit, einen Dangdang zu erwürgen, als ihn mit Pling zu stopfen, Junge.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Wenn man genug Pling hat. Lass uns jetzt zum Abt gehen. Es dürfte bald Zeit werden, ihn zu füttern. Er ist inzwischen soweit, feste Nahrung zu sich zu nehmen, dem Himmel sei Dank dafür. Wenigstens braucht er keine Säugamme mehr. Es war so peinlich für ihn und die junge Frau. Man wusste gar nicht, wo man hinsehen sollte, und das galt auch für ihn. Ich meine, geistig ist er neunhundert Jahre alt…«
    »In ihm steckt sicher eine Menge Weisheit.«
    »Ja, er ist recht weise. Aber ich habe festgestellt, dass hohes Alter nicht unbedingt mit viel Weisheit einhergeht«, sagte Lu-Tze, als sie sich den Gemächern des Abts näherten. »Manche Leute werden mit zunehmender Autorität dümmer. Was natürlich nicht für Seine Hochwürden gilt.«
    Der Abt saß auf seinem Hochstuhl und hatte gerade einen Löffel mit nahrhaftem Brei nach dem Chefakolythen geschleudert. Der an mehreren Stellen getroffene Mann lächelte wie jemand, dessen Job davon abhing, sich über den von der Stirn tropfenden Pastinaken- und Stachelbeerpapp zu freuen.
    Lobsang dachte nicht zum ersten Mal daran, dass die Attacken des Abts auf den Chefakolythen nicht allein von seinem momentanen Zustand bedingt waren. Der Akolyth gehörte zu jenen leicht unangenehmen Leuten, die in vernünftig denkenden Personen den Wunsch weckten, ihnen Pampf ins Haar zu gießen und sie mit einem Gummiyak zu schlagen. Und der Abt war alt genug, um auf sein inneres Kind zu hören.
    »Du hast mich rufen lassen, Hochwürden«, sagte Lu-Tze und verneigte sich.
    Der Abt entleerte seinen Napf auf die Kutte des Akolythen.
    »Wahahahahaha ah, ja, Lu-Tze. Wie alt bist du jetzt?«
    »Achthundert, Hochwürden. Aber das ist überhaupt kein Alter!«
    »Trotzdem, du hast viel Zeit in der Welt verbracht. Wolltest du dich nicht in den Ruhestand zurückziehen, um dich ganz deinen Gärten zu widmen?«
    »Ja, aber…«
    »Aber…« Der Abt lächelte engelhaft. »… wie ein altes Kriegsross sagst du ›Haha!‹, wenn du Trompeten hörst.«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Lu-Tze. »Eigentlich klingen Trompeten nicht besonders lustig.«
    »Ich meine, du wünschst dir einen neuen Außeneinsatz. Aber du hast viele Jahre lang Mönche für den Einsatz in der Welt ausgebildet. Diese Herren hier?«
    Mehrere stämmige, muskulöse Mönche saßen auf der einen Seite des Raums. Sie waren für die Reise ausgerüstet, trugen eine zusammengerollte Schlafmatte auf dem Rücken und weite schwarze Kleidung. Sie nickten Lu-Tze beschämt zu, und ihre Augen über den Halbmasken blickten verlegen.
    »Ich habe mir alle Mühe gegeben«, sagte Lu-Tze. »Die Ausbildung übernahmen natürlich andere Leute. Ich habe nur versucht, den angerichteten Schaden in Ordnung zu bringen. Mir ging es nie darum, Ninjas aus ihnen zu machen.« Er stieß Lobsang mit dem Ellenbogen an. »Dieser Begriff kommt aus der achatischen Sprache und bedeutet ›vorbeistreichender Wind‹«, teilte er dem Jungen in lautem Flüstern mit.
    »Ich schicke sie jetzt sofort los WAH !« Der Abt klopfte mit dem Löffel auf seinen Hochstuhl. »So lautet mein Befehl, Lu-Tze. Du bist eine Legende, aber du bist schon ziemlich lange eine Legende. Warum nicht der Zukunft vertrauen? Keks !«
    »Ich verstehe«, sagte Lu-Tze traurig. »Oh, na schön, es musste ja mal so kommen. Danke für deine Rücksicht, Hochwürden.«
    » Brrmbrrm… Lu-Tze, ich kenne dich seit langer Zeit! Du wirst dich Überwald nicht einmal bis auf hundert Meilen nähern!«
    »Ganz und gar nicht, Hochwürden.«
    »Das ist ein Befehl!«
    »Ich verstehe.«
    »Du hast meine Befehle baababa schon einmal missachtet. In Omnien, wenn ich mich recht

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