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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Früher lernte man so etwas im Saal. Man lernte, zur Seite zu springen, wenn jemand rief ›Nummer Sowieso entlädt sich!‹. Denn wenn man nicht rechtzeitig zur Seite sprang, bekam man ein paar Jahre dorthin, wo’s wehtut. Und man lernte, dass es keine bessere Harmonie gibt, als wenn sich alle Zauderer glatt drehen.«
    Der Weg führte zum zentralen Gebäudekomplex des Klosters. Noch immer eilten aufgeregte Mönche hin und her, als sie sich dem Mandalasaal näherten.
    »Glaubst du, du kannst es dir noch einmal ansehen?«, fragte Lu-Tze.
    »Ja, Kehrer.«
    »Na schön. Du musst es wissen.«
    Dichtes Gedränge herrschte auf den Aussichtsbalkonen. Lu-Tze bahnte sich einen Weg und machte dabei geschickten Gebrauch von seinem Besen. Die ranghöchsten Mönche standen an der Brüstung.
    Rinpo bemerkte ihn. »Ah, Kehrer«, sagte er. »Hat dich Staub aufgehalten?«
    »Die Zauderer waren außer Kontrolle«, brummte Lu-Tze.
    »Ja, aber der Abt hat dich gerufen«, sagte der Akolyth vorwurfsvoll.
    »Früher einmal hätten alle, ohne Ausnahme, den Zauderersaal aufgesucht, wenn die Gongs ertönten«, meinte Lu-Tze.
    »Ja, aber…«
    » BRRRRbrrrrbrrrr «, sagte der Abt, und Lobsang sah, dass er in einer Schlinge auf dem Rücken des Akolythen steckte. Eine Rotkäppchenmütze schützte seinen Kopf vor der Kühle. »Lu-Tze hielt immer viel von der praktischen Herangehensweise BRRRbrrr .« Er blies Milchschaum ins Ohr des Akolythen. »Ich bin froh, dass die Angelegenheit geregelt ist, Lu-Tze.«
    Der Kehrer verneigte sich, während der Abt begann, mit einem Holzbär auf den Hinterkopf des Akolythen einzuschlagen.
    »Die Geschichte hat sich wiederholt, Lu-Tze DummdummBBBRRRR …«
    »Die gläserne Uhr?«
    Einige Mönche schnappten nach Luft.
    »Wie kannst du das wissen?«, fragte der Chefakolyth. »Bisher haben wir uns das entsprechende Mandalabild nicht noch einmal angesehen.«
    »Es steht geschrieben ›Ich fühle da etwas im Urin‹«, sagte Lu-Tze. »Auch damals gerieten die Zauderer auf diese Weise außer Kontrolle, und zwar alle. Ein Zeitrutsch. Jemand baut erneut eine gläserne Uhr.«
    »Das ist völlig ausgeschlossen«, erwiderte der Akolyth. »Wir haben alle Spuren beseitigt!«
    »Ha! Es steht geschrieben ›Ich bin nicht so grün, obgleich ich wie ein Kohlkopf aussehe!‹«, sagte Lu-Tze scharf. »So etwas kann man nicht vollkommen verschwinden lassen. Es gibt überall undichte Stellen, die zu Geschichten und Träumen führen, zu Bildern an Höhlenwänden und was weiß ich…«
    Lobsang sah zum Boden des Mandalasaals. Mönche drängten sich bei einigen hohen Zylindern am gegenüberliegenden Ende des Saals zusammen. Die Zylinder sahen wie Zauderer aus, aber nur ein kleiner drehte sich langsam. Die anderen bewegten sich nicht und waren von oben bis unten mit geschnitzten Symbolen versehen.
    Musterspeicher. Der Gedanke erschien einfach so in Lobsangs Kopf. Dort werden die Muster des Mandalas aufbewahrt, so dass sie noch einmal gezeigt werden können. Der kleine Zylinder zeichnet die Muster von heute auf, und die großen sind Langzeitspeicher.
    Unter ihm kräuselte sich das Mandala. Farben und Teile von Mustern glitten über die Oberfläche. Einer der fernen Mönche rief etwas, und der kleine Zylinder hielt an.
    Die rollenden Sandkörner kamen zur Ruhe.
    »So sah es vor zwanzig Minuten aus«, sagte Rinpo. »Siehst du den blauweißen Fleck dort? Und dann dehnte er sich aus…«
    »Ich weiß, was ich sehe«, erwiderte Lu-Tze grimmig. »Ich war dabei, als es passierte, erinnerst du dich? Hochwürden, sie sollen uns noch einmal die Sequenz der alten Gläsernen Uhr zeigen! Wir haben nicht viel Zeit!«
    »Ich glaube, wir…«, begann der Akolyth. Ein Hieb mit einem Gummiziegel unterbrach ihn.
    »Willtöpfchenwilltöpfchen wenn Lu-Tze Recht hat, dürfen wir keine Zeit vergeuden, meine Herren. Und wenn er Unrecht hat, steht uns genug Zeit zur Verfügung. Töpfchenjetztwilltöpfchen !«
    »Danke«, sagte der Kehrer und wölbte die Hände vor dem Mund. »Oi! Ihr dort! Zweiter Zylinder, viertes Bhing, etwa beim neunzehnten Gupa ! Und beeilt euch!«
    »Ich muss respektvoll protestieren, Hochwürden«, sagte der Akolyth. »Wir haben uns mit Übungen für einen solchen Notfall vorbereitet…«
    »Ja, über Übungen für Notfälle weiß ich Bescheid«, meinte Lu-Tze. »Etwas wird immer vergessen.«
    »Lächerlich! Wir haben uns alle Mühe gegeben, um…«
    »Ihr lasst immer den verdammten Notfall aus.« Lu-Tze wandte sich wieder dem Saal und den

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