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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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besorgten Arbeitern zu. »Alles bereit? Gut! Übertragt das gespeicherte Muster jetzt aufs Mandala! Oder ich komme zu euch hinunter! Und ich möchte nicht zu euch hinunterkommen!«
    Die Männer bei den Zylindern wurden hektisch aktiv, und das Mandala unter den Balkonen veränderte sich. Die Linien und Farben befanden sich plötzlich an anderen Stellen. In der Mitte erschien ein blauweißer Kreis.
    »Na bitte«, sagte Lu-Tze. »Dieses Muster zeigte das Mandala weniger als zehn Tage vor dem Zwischenfall mit der Uhr.«
    Die Mönche schwiegen.
    Lu-Tze lächelte grimmig. »Und zehn Tage später…«
    »Hielt die Zeit an«, sagte Lobsang.
    »Das ist eine Möglichkeit, es zu beschreiben«, erwiderte Lu-Tze. Sein Gesicht hatte sich gerötet.
    Ein Mönch legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Es ist alles in Ordnung, Kehrer«, sagte er in beruhigendem Tonfall. »Wir wissen, dass du nicht rechtzeitig zur Stelle sein konntest.«
    »Es ist unsere Aufgabe, rechtzeitig zur Stelle zu sein«, entgegnete Lu-Tze. »Ich war fast an der verdammten Tür, Charlie. Zu viele Schlösser, nicht genug Zeit…«
    Hinter ihm veränderte sich das Mandala erneut und maß wieder die Gegenwart.
    »Es war nicht deine Schuld«, sagte der Mönch.
    Lu-Tze schüttelte die Hand von seiner Schulter ab und wandte sich dem Abt zu. Über die Schulter des Akolythen hinweg sah er ihn an.
    »Ich bitte um Erlaubnis, dieser Sache sofort auf den Grund zu gehen, Hochwürden«, sagte er und klopfte sich an die Nase. »Ich habe einen Riecher dafür! Seit vielen Jahren warte ich auf eine solche Möglichkeit! Diesmal bin ich bestimmt erfolgreich!«
    Stille folgte, und auf den Lippen des Abtes formte sich eine Milchblase.
    »Bestimmt geschieht es wieder in Überwald«, fuhr Lu-Tze fort. »Dort spielen sie mit der Elektrik herum! Ich kenne jeden Quadratzentimeter des Landes! Gib mir zwei Männer mit – dann können wir diese Sache im Keim ersticken!«
    » Bababababa… Wir müssen es besprechen, Lu-Tze, aber wir danken dir für dein Angebot babababa «, erwiderte der Abt. »Rinpo, alle für den Außeneinsatz vorbereiteten Mönche sollen sich bdumb-dumbdum in fünf Minuten im Raum der Stille einfinden. Arbeiten die Zauderer bdumbdum in Harmonie?«
    Einer der Mönche sah von einer Schriftrolle auf, die man ihm gereicht hatte.
    »So scheint es, Hochwürden.«
    »Ich gratuliere dem Tafelmeister KEKS !«
    »Schoblang ist tot«, murmelte Lu-Tze.
    Der Abt hörte auf, Blasen zu machen. »Das sind traurige Neuigkeiten. Er war ein Freund von dir, soweit ich weiß.«
    »Es hätte nicht auf diese Weise geschehen sollen«, brummte der Kehrer. »Nein, nicht so.«
    »Fass dich wieder, Lu-Tze. Du hörst bald von mir. Keks !« Der Chefakolyth setzte sich in Bewegung, als ihm der Abt einen Gummiaffen gegen das Ohr schmetterte.
    Das Gedränge auf dem Balkon ließ nach, als auch die anderen Mönche fortgingen. Lu-Tze und Lobsang blieben allein zurück und blickten auf das Mandala hinab, das sich immer wieder veränderte.
    Lu-Tze räusperte sich. »Siehst du die Zylinder auf der gegenüberliegenden Seite?«, fragte er. »Die kleinen zeichnen die Muster eines Tages auf, und die großen speichern alle anderen interessanten Dinge.«
    »Ich habe mich gerade daran erinnert, dass du das sagen würdest.«
    »Gut. Nicht schlecht. Der Junge hat Talent.« Lu-Tze senkte die Stimme. »Beobachtet uns jemand?«
    Lobsang sah sich um. »Es sind noch immer einige Leute in der Nähe.«
    Lu-Tze hob die Stimme wieder. »Hast du jemals vom Großen Zusammenbruch gehört?«
    »Nur gerüchteweise, Kehrer.«
    »Ja, es gab viele Gerüchte. ›Der Tag, an dem die Zeit stillstand‹ und so weiter.« Lu-Tze seufzte. »Weißt du, die meisten Dinge, die man dich lehrt, sind gelogen. Es geht auch gar nicht anders. Manchmal kann man die Wahrheit nicht verstehen, wenn man sie in einem Stück bekommt. Du kennst Ankh-Morpork ziemlich gut, nicht wahr? Bist du jemals in der Oper gewesen?«
    »Um mein Geschick als Taschendieb auf die Probe zu stellen, Kehrer.«
    »Und hast du jemals darüber nachgedacht ? Auf der anderen Straßenseite gibt es ein kleines Theater. Es heißt ›Die Scheibe‹, glaube ich.«
    »O ja! Wir haben billige Eintrittskarten gekauft, uns auf den Boden gesetzt und Erdnüsse auf die Bühne geworfen.«
    »Und es hat dich nicht nachdenklich gestimmt? Eine große Oper, überall Plüsch, vergoldete Dinge und große Orchester. Und dann das kleine Theater mit einem Strohdach. Alles ist aus Holz, und es gibt keine

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