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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gefallenen Freunde«, sagte er. »Ich möchte gewährleisten, dass man der Regel Eins in dieser Gegend von jetzt an mehr Beachtung schenkt.«
    »Aber ich musste die ganze…«
    »Wir gehen jetzt«, sagte Lu-Tze und bedeutete dem Jungen mit einem Wink zu schweigen. »Ich schätze, wir können ein Nickerchen machen, während unser Freund hier uns trägt.«
    Lobsang starrte an dem Yeti empor, blickte zu Lu-Tze und sah dann erneut zum Yeti. Er war groß. In gewisser Weise ähnelte er den Trollen in der Stadt, aber im Vergleich mit ihnen wirkte er wie ausgewalzt. Die Gestalt ragte mehr als drei Meter weit auf und schien zum größten Teil aus dürren Beinen und Armen zu bestehen. Der Körper war eine Kugel aus Pelz, und die Füße erwiesen sich tatsächlich als riesig.
    »Wenn er sich jederzeit aus der Falle befreien konnte…«, begann Lobsang.
    »Du bist der Schüler, klar?«, erwiderte Lu-Tze. »Und ich bin der Lehrer. Ich glaube, das habe ich irgendwo aufgeschrieben…«
    »Du hast mir versprochen, auf das Ich-weiß-alles zu verzichten…«
    »Denk an Regel Eins! Oh, und nimm eins der Schwerter. Wir brauchen es bald. So, es kann losgehen… «
    Der Yeti hob sie vorsichtig hoch, legte sich Lehrer und Schüler in jeweils eine Armbeuge und stapfte durch den Schnee.
    »Gemütlich, nicht wahr?«, sagte Lu-Tze nach einer Weile. »An einigen Stellen scheint die Wolle aus Stein gesponnen zu sein, aber im Großen und Ganzen ist es recht komfortabel.«
    Es kam keine Antwort aus der anderen Armbeuge.
    »Ich habe einige Zeit mit Yetis verbracht«, fuhr Lu-Tze fort. »Erstaunliche Leute. Haben mir das eine oder andere beigebracht. Nützliche Dinge. Denn steht nicht geschrieben ›Wir leben und lernen‹?«
    Es war weiterhin still – eine verdrießliche, absichtliche Stille.
    »Ein Junge in deinem Alter sollte sich glücklich schätzen, von einem echten Yeti getragen zu werden. Viele Leute im Tal haben nie einen gesehen. Inzwischen halten sie sich von den Siedlungen fern. Seit das Gerücht über ihre Füße entstanden ist.«
    Lu-Tze gewann den Eindruck, dass er einen Dialog für eine Person führte.
    »Möchtest du irgendetwas sagen?«, fragte er.
    »Ja, ich möchte tatsächlich etwas sagen«, erwiderte Lobsang. »Du hast mich die ganze Arbeit erledigen lassen! Du wolltest überhaupt nichts unternehmen!«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass ihre ganze Aufmerksamkeit mir galt«, sagte Lu-Tze glatt.
    »Warum?«
    »Damit du nicht ihre volle Aufmerksamkeit hattest. Natürlich setze ich uneingeschränktes Vertrauen in dich. Ein guter Lehrer gibt dem Schüler Gelegenheit, sein Geschick zu zeigen.«
    »Und was hättest du getan, wenn ich nicht zugegen gewesen wäre?«
    »Dann hätte ich vermutlich eine Möglichkeit gefunden, die Dummheit der Jäger auszunutzen«, meinte Lu-Tze. »Meistens gibt es eine. Siehst du irgendein Problem?«
    »Nun, ich… habe gerade daran gedacht, dass es sich vielleicht… um eine besondere Lektion handelt.«
    »Ich unterrichte dich die ganze Zeit über«, sagte Lu-Tze. »Aber vielleicht lernst du nicht.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Lobsang. »Sehr schlau. Willst du versuchen, mir etwas über diesen Yeti beizubringen und zu erklären, wozu ich das Schwert brauche?«
    »Du brauchst das Schwert, um mehr über Yetis zu erfahren«, erwiderte Lu-Tze.
    »Wie?«
    »In einigen Minuten halten wir an einem hübschen Ort an, und dann kannst du ihm den Kopf abschlagen. Bist du damit einverstanden, werter Herr?«
    »Oh, klaar«, sagte der Yeti.
     
    In der Zweiten Schriftrolle des ewig überraschten Wen steht eine Geschichte geschrieben, und darin geht es um den Tag, als sich der Schüler Tolpatsch in einer rebellischen Stimmung an Wen wandte und so sprach:
    »Meister, was ist der Unterschied zwischen einem humanistischen, mönchischen Glaubenssystem, in dem man mit einem anscheinend unsinnigen System aus Fragen und Antworten nach Weisheit sucht, und einem Haufen mystischen Unsinn, den man einfach aus dem Stegreif erfindet?«
    Wen dachte eine Zeit lang darüber nach und sagte dann: »Ein Fisch!«
    Und Tolpatsch ging zufrieden fort.
     
    Tick
     
    Der Kodex der Igors war sehr streng. Nie widersprechen: Es gehörte nicht zu den Pflichten eines Igors, Dinge zu sagen wie »Nein, Herr, daf ift eine Arterie.« Der Herr hatte immer Recht.
    Nie klagen: Ein Igor würde niemals sagen: »Aber ef find taufend Meilen bif dorthin!«
    Keine persönlichen Bemerkungen: Einem Igor käme es nie in den Sinn, etwas in der Art von »An deiner

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