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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fairer.«
    Er rieb sich die Hände. Niemand schien zum Rückzug bereit zu sein.
    »Äh, kennt einer von euch Jungs irgendwelche Regeln?«, fragte er nach einer Weile.
    »Regeln?«, wiederholte einer der Jäger. »Welche Regeln?«
    »Oh, ihr wisst schon«, sagte Lu-Tze. »Regeln wie… Regel Zwei, zum Beispiel, oder Regel Siebenundzwanzig. Regeln solcher Art.«
    Der Anführer runzelte die Stirn. »Wovon redest du da?«
    »Lasst mich noch einmal betonen, dass ich ein kleiner, weiser, alter, ganz und gar unbewaffneter und überaus seltsamer Mönch bin«, sagte Lu-Tze. »Ich möchte nur wissen, ob euch das angesichts der derzeitigen Lage ein wenig… nun, nervös macht?«
    »Du meinst, weil wir gut bewaffnet und weit in der Überzahl sind, während du langsam zurückweichst?«, fragte einer der Jäger.
    »Ah. Ja«, sagte Lu-Tze. »Vielleicht haben wir es hier mit einer kulturellen Angelegenheit zu tun. Nun, wie wär’s… hiermit?« Er stand auf einem Bein, schwankte ein wenig und hob beide Hände. »Ai! Hai-ieh! Ho? Ye-hi? Nun? Geht jemandem ein Licht auf?«
    Unter den Jägern entstand eine gewisse Verwirrung.
    »Ist es ein Buch?«, fragte einer, der ein wenig intellektuell war. »Wie viele Worte?«
    »Ich wollte nur etwas feststellen«, sagte Lu-Tze. »Nämlich, ob ihr eine Ahnung habt, was passiert, wenn viele bewaffnete Männer versuchen, einen kleinen, älteren, unbewaffneten Mönch anzugreifen.«
    »Meines Wissens wird er dadurch zu einem sehr unglücklichen Mönch«, erwiderte der Intellektuelle der Gruppe.
    Lu-Tze zuckte mit den Schultern »Na schön«, brummte er. »Dann müssen wir es eben auf die unangenehme Art und Weise hinter uns bringen.«
    Ein Schemen traf den Intellektuellen am Nacken. Der Anführer wollte vortreten und stellte zu spät fest, dass seine Schnürsenkel miteinander verbunden waren. Männer griffen nach Messern, die plötzlich nicht mehr in den Scheiden steckten, und nach Schwertern, die unerklärlicherweise auf der anderen Seite der Lichtung an einem Baum lehnten. Jäger gingen zu Boden, als unsichtbare Ellenbogen besonders empfindliche Körperteile trafen. Fausthiebe kamen aus der leeren Luft. Wer sich im Schnee wiederfand, lernte schnell, liegen zu bleiben. Ein erhobener Kopf schmerzte.
    Die Gruppe selbstbewusster Jäger verwandelte sich in einen Haufen demütig und stöhnend herumliegender Männer. Und dann erklang ein langsames, rhythmisches Pochen.
    Der Yeti klatschte in die Hände. Es musste ein langsamer Rhythmus sein, denn die Arme des Wesens waren ziemlich lang. Aber wenn sich die Hände trafen, hatten sie einen weiten Weg zurückgelegt und freuten sich über das Wiedersehen. Das Pochen hallte in den Bergen wider.
    Lu-Tze bückte sich und hob das Kinn des Anführers.
    »Wenn dir dieser Nachmittag gefallen hat, so berichte deinen Freunden davon«, sagte er. »Teil ihnen mit, sie sollen an Regel Eins denken.«
    Er ließ das Kinn los, ging zum Yeti und verbeugte sich.
    »Soll ich dich befreien, werter Herr, oder willst du das selbst erledigen?«, fragte er.
    Der Yeti erhob sich, blickte auf die primitive, eiserne Falle an seinem Bein und konzentrierte sich für einen Moment.
    Am Ende des Moments stand der Yeti einige Schritte von der Falle entfernt, die noch immer gespannt und halb im Laub verborgen war.
    »Gut«, lobte Lu-Tze. »Methodisch und glatt. Bist du zum Tiefland unterwegs?«
    Der Yeti musste sich weit hinabbeugen, um sein Gesicht auf eine Höhe mit dem von Lu-Tze zu bringen.
    »Jaa«, antwortete er.
    »Was soll mit diesen Leuten geschehen?«
    Der Yeti sah zu den Jägern, die sich noch immer nicht zu rühren wagten.
    »Es baald duunkel wird«, sagte er. »Keine Führer mehr daa.«
    »Sie haben Fackeln«, sagte Lu-Tze.
    »Ha. Ha«, sagte der Yeti, und er sagte es wirklich, anstatt zu lachen. »Daas ist gut. Fackelschein in der Naacht man gut sehen kaan.«
    »Ha! Ja. Kannst du uns mitnehmen? Es geht um eine wichtige Angelegenheit.«
    »Dich und deen saausenden Jungen doort drüben?«
    Ein Fleck aus grauer Luft am Rand der Lichtung wurde zu Lobsang, der außer Atem war. Er ließ den zerbrochenen Zweig fallen, den er in der einen Hand gehalten hatte.
    »Der Junge heißt Lobsang«, sagte Lu-Tze. »Ich unterrichte ihn.«
    »Vielleicht du schoon baald keine Dinge mehr findest, die duu ihm beibringen kaanst«, erwiderte der Yeti. »Ha. Ha.«
    »Kehrer, was hattest du…«, begann Lobsang und eilte herbei.
    Lu-Tze hob den Zeigefinger vor die Lippen. »Nicht in Anwesenheit unserer

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