Der Zeitdieb
Ftelle würde ich etwaf gegen daf Lachen unternehmen« zu sagen.
Und auf keinen Fall Fragen stellen. Igor wusste natürlich, dass damit GROSSE Fragen gemeint waren. Gegen »Möchteft du eine Taffe Tee?«, gab es nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil zu »Wofu brauchft du hundert Jungfrauen?«, oder »Wo foll ich mitten in der Nacht ein Gehirn auftreiben?«. Ein Igor stand für loyalen, zuverlässigen, diskreten Dienst mit einem Lächeln, oder zumindest mit einem schiefen Grinsen, oder vielleicht auch nur mit einer krummen Narbe an der richtigen Stelle. 12
Und deshalb machte sich Igor allmählich Sorgen. Die Dinge waren verkehrt, und wenn das ein Igor dachte, so waren sie wirklich verkehrt. Das große Problem bestand darin, Jeremy darauf hinzuweisen, ohne gegen den Kodex zu verstoßen. Igors Unbehagen nahm immer mehr zu, denn noch nie zuvor hatte er es mit jemandem zu tun gehabt, der sich durch ein so enormes Maß an geistiger Gesundheit auszeichnete.
Er beschloss trotzdem, einen Versuch zu wagen.
»Heute Morgen kommt Ihre Ladyschaft erneut«, sagte er, als sie beobachteten, wie ein weiterer Kristall in seiner Lösung wuchs. Und ich weiß, dass du das weißt, fügte Igor in Gedanken hinzu, denn du hast dein Haar mit Seife glatt gestrichen und ein sauberes Hemd angezogen.
»Ja«, sagte Jeremy. »Ich wünschte, wir könnten bessere Fortschritte vorweisen. Aber ich bin sicher, dass wir es jetzt fast geschafft haben.«
»Ja, daf ift feltfam«, sagte Igor und nutzte die gute Gelegenheit.
»Was ist seltsam?«
»Nun, vielleicht bin ich dumm, Herr, aber mir scheint, wir ftehen immer kurz vor dem Erfolg, wenn unf Ihre Ladyschaft einen Befuch abftattet, und dann bekommen wir ef mit neuen Schwierigkeiten fu tun.«
»Worauf willst du hinaus, Igor?«
»Ich, Herr? Oh, ich will auf nichtf hinauf, Herr. Aber beim letften Mal brach ein Teil des Trennmechanifmuf.«
»Du weißt ja, was ich glaube. Meiner Ansicht nach lag es an einer dimensionalen Instabilität!«
» Ja, Herr.«
»Warum siehst du mich so seltsam an, Igor?«
Igor zuckte mit den Schultern. Was bedeutete, dass sich die eine Schulter für kurze Zeit auf einer Höhe mit der anderen befand. »Ef liegt an meinem Geficht, Herr.«
»Warum sollte sie uns gut bezahlen und dann das Projekt sabotieren? Welchen Sinn hätte so etwas?«
Igor zögerte. Er stand jetzt mit dem Rücken an der Kodexwand.
»Ich frage mich noch immer, ob fie wirklich daf ift, waf fie fu fein scheint, Herr.«
»Wie bitte? Das habe ich nicht ganz verstanden.«
»Ich frage mich, ob wir ihr trauen können, Herr«, sagte Igor geduldig.
»Ach, geh und kalibriere den Komplexitätsresonator.«
Igor grummelte leise und kam der Aufforderung nach.
Als Igor Ihrer Ladyschaft zum zweiten Mal gefolgt war, hatte sie ein Hotel aufgesucht. Am nächsten Tag begab sie sich zu einem ziemlich großen Haus in der Königsstraße, wo sie einen öligen Mann traf, der ihr mit viel Aufhebens einen Schlüssel reichte. Wenig später folgte Igor dem öligen Mann zu seinem Büro in einer nahen Straße, und weil es kaum Dinge gibt, die man jemandem mit Nähten im Gesicht zu verschweigen wagt, erfuhr er dies: Die Lady hatte die Miete für das Haus mit einem großen Barren Gold bezahlt.
Anschließend griff Igor auf eine alte Tradition in Ankh-Morpork zurück und bezahlte jemanden, um Ihre Ladyschaft beschatten zu lassen. Es gab genug Gold in der Werkstatt, und der Herr interessierte sich überhaupt nicht dafür.
Lady LeJean besuchte die Oper. Lady LeJean besuchte Kunstausstellungen. Lady LeJean kostete das Leben voll aus. Aber soweit Igor das feststellen konnte, hielt sie sich von Restaurants fern, und es wurden auch keine Speisen in das gemietete Haus geliefert.
Lady LeJean plante etwas – das konnte Igor leicht erkennen. Lady LeJeans Name war weder in Twurps Adelsstände noch im Gotischen Almanach oder anderen Nachschlagwerken aufgeführt, die Igor überprüfte. Was bedeutete, dass sie etwas zu verbergen hatte. Natürlich war Igor in den Diensten von Herren gewesen, die eine Menge zu verbergen hatten, manchmal gegen Mitternacht in tiefen Löchern. Doch diese Situation wies in moralischer Hinsicht zwei Unterschiede auf. Erstens war Ihre Ladyschaft nicht seine Herrin; Igors Loyalität galt Jeremy. Und zweitens hatte Igor entschieden, in dieser Situation einen moralischen Unterschied zu sehen.
Er näherte sich jetzt der gläsernen Uhr.
Sie sah fast fertig aus. Jeremy hatte einen Mechanismus für die Rückseite des
Weitere Kostenlose Bücher