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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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starrte den Jungen an. »So wie beim letzten Mal? Aber wir haben nie eine Möglichkeit gefunden, die Richtung festzustellen…«
    Er unterbrach sich, kramte in seinem Rucksack und strich damit anschließend Schnee von einem flachen Felsen.
    »Mal sehen, was der…«
    Ein Haus aus Glas.
    Diesmal konnte sich Lobsang auf die Geräusche in der Luft konzentrieren. Ein feuchter Finger an einem Weinglas? Dort konnte man beginnen. Aber es musste der Finger eines Gottes sein, der über ein himmlisches Glas strich. Und die wundervollen, komplexen und sich ständig verändernden Töne füllten die Luft nicht nur, sondern bildeten die Luft.
    Der sich hinter den Wänden bewegende Schemen kam näher. Er erreichte die nächste Wand, fand eine offene Tür… Und verschwand.
    Etwas war hinter Lobsang.
    Er drehte sich um und sah nichts, spürte aber etwas. Für den Hauch eines Augenblicks strich ihm Warmes über die Wange…
    »… Sand sagt.« Lu-Tze schüttete den Inhalt eines kleinen Beutels auf den Felsen.
    Die bunten Körner tanzten hin und her, breiteten sich aus. Sie hatten nicht die Empfindlichkeit des Mandalas, aber in dem Durcheinander bildete sich eine blaue Blüte.
    Lu-Tze bedachte Lobsang mit einem scharfen Blick.
    »Es ist bewiesen worden, dass das, was du gerade angestellt hast, völlig unmöglich ist«, sagte er. »Wir haben nie eine Möglichkeit gefunden, herauszufinden, wo eine Störung der Zeit verursacht wird.«
    »Äh, tut mir Leid.« Lobsang hob eine Hand zur Wange. Sie war feucht. »Äh, was habe ich getan?«
    »Man braucht enorm viel…« Lu-Tze unterbrach sich. »Ankh-Morpork liegt in dieser Richtung. Wusstest du das?«
    »Nein! Außerdem hast du gesagt, du hättest das Gefühl, dass in Ankh-Morpork Dinge passieren!«
    »Ja, aber ich habe ein langes Leben voller Erfahrungen und Zynismus hinter mir!« Lu-Tze strich den Sand in den Beutel zurück. »Du bist nur talentiert. Komm.«
    Vier weitere Sekunden, fein geschnitten, brachten sie unter die Schneegrenze und auf Geröllfelder, die immer wieder in Bewegung gerieten. Es folgten Erlenwälder, deren Bäume nicht größer waren als sie selbst. Dort begegneten sie den Jägern, die in einem weiten Kreis standen.
    Die Männer schenkten ihnen kaum Beachtung, denn in dieser Region waren häufig Mönche unterwegs. Der Anführer – beziehungsweise derjenige, der schrie, und das ist meistens der Anführer – sah auf und winkte sie weiter.
    Aber Lu-Tze blieb stehen und richtete einen freundlichen Blick auf das Geschöpf in der Mitte des Kreises. Es sah zu ihm zurück.
    »Guter Fang«, sagte er. »Was habt ihr nun vor, Jungs?«
    »Geht dich das irgendetwas an?«, erwiderte der Anführer.
    »Nein, nein, es war nur eine Frage«, sagte Lu-Tze. »Ihr kommt aus dem Tiefland, nicht wahr?«
    »Ja. Du würdest staunen, wie viel man für einen solchen Burschen bekommt.«
    »Ja«, bestätigte Lu-Tze. »Manchmal kann man staunen.«
    Lobsang sah zu den mehr als ein Dutzend Jägern. Sie alle waren schwer bewaffnet und beobachteten Lu-Tze aufmerksam.
    »Neunhundert Ankh-Morpork-Dollar für einen guten Pelz und noch einmal tausend für die Füße«, sagte der Anführer.
    »So viel?«, erwiderte Lu-Tze. »Das ist ziemlich viel Geld für ein Paar Füße.«
    »Weil sie so groß sind«, erklärte der Jäger. »Und weißt du, was man von Männern mit großen Füßen sagt?«
    »Dass sie größere Schuhe brauchen?«
    »Nun, ja.« Der Jäger grinste. »Es ist natürlich ein Haufen Unsinn, aber auf dem Gegengewicht-Kontinent gibt es reiche alte Knaben mit jungen Frauen, und sie zahlen ein Vermögen für einen zerriebenen Yeti-Fuß.«
    »Und ich habe sie für eine geschützte Spezies gehalten«, sagte Lu-Tze und lehnte seinen Besen an einen Baum.
    »Sie sind nur eine Troll-Art. Wer soll sie hier schützen?«, fragte der Jäger. Die einheimischen Führer hinter ihm kannten die Regel Nummer Eins und wandten sich zur Flucht.
    »Ich«, sagte Lu-Tze.
    »Ach?« Das Grinsen des Wächters verlor an Humor und gewann an Scheußlichkeit. »Du hast nicht einmal eine Waffe.« Er sah den Fliehenden nach. »Du bist einer der seltsamen Mönche aus den Tälern weiter oben, nicht wahr?«
    »Stimmt«, bestätigte Lu-Tze. »Ein kleiner, lächelnder, seltsamer Mönch. Völlig unbewaffnet.«
    »Und wir sind fünfzehn«, sagte der Jäger. »Noch dazu gut bewaffnet, wie du siehst.«
    »Es ist sehr wichtig, dass ihr gut bewaffnet seid«, meinte Lu-Tze und zog die Ärmel hoch, damit sie nicht im Weg waren. »Das macht es

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