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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vermutete er.
    Tolpatsch nickte.
    »Vergiss ihn, Tolpatsch. Der Mantel ist nicht wichtig. Denk nur
    daran, dass du das leere Blatt Papier bist, auf dem ich
    schreiben werde, wie…« Wen hob die Hand, als Tolpatsch den
    Mund öffnete. »Nur eine Metapher, eine weitere Metapher. Und
    jetzt kümmere dich bitte um das Mittagessen.«
    »In metaphorischer Hinsicht oder wirklich, Meister?«
    »Sowohl als auch.«
    Einige weiße Vögel stiegen aus den Baumkronen auf, drehten
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    mehrere Kreise und flogen dann über das Tal.
    »Es wird Tauben geben«, sagte Wen, als Tolpatsch forteilte,
    um ein Feuer zu entzünden. »Jeden Tag wird es Tauben
    geben.«

    Lu-Tze ließ den Novizen im Vorzimmer zurück. Jene, die ihn nicht
    mochten, hätte es vielleicht überrascht zu beobachten, wie er seine Kutte zurechtrückte, bevor er die Gemächer des Abts betrat. Zwar achtete Lu-Tze keine Regeln, dafür aber Personen. Er drückte die Zigarette aus und klemmte sie sich hinters Ohr. Seit fast sechshundert Jahren kannte er den Abt und respektierte ihn. Es gab nicht viele Personen, die Lu-Tze respektierte; die meisten tolerierte er nur.
    Normalerweise kam der Kehrer mit anderen Leuten umso besser
    zurecht, je niedriger ihr Rang war. Und andere Leute kamen mit ihm
    umso schlechter zurecht je höher ihr Rang war. Was die ranghohen
    Mönche betraf… So erleuchtete Personen konnten sicher nichts
    Schlechtes denken, aber der Anblick eines Lu-Tze, der frech und dreist durch den Tempel schlenderte, befleckte einige Karmas. Ein einfacher Kehrer, dem eine formelle Ausbildung ebenso fehlte wie ein offizieller Status, mit seinen dummen kleinen Eigenheiten und einem
    unglaublichen Erfolg… Gewisse Denker fühlten sich von der Gegenwart
    einer solchen Person beleidigt. Deshalb war es überraschend, dass der Abt ihn mochte, denn nie hatte es einen Bewohner des Tals gegeben, der sich mehr vom Kehrer unterschied. Der Abt war nicht nur gelehrter als alle anderen, sondern auch sehr unpraktisch veranlagt und überaus
    anfällig.
    Doch Überraschung bildete die Natur des Universums.
    Lu-Tze nickte den einfachen Akolythen zu, die die große, lackierte
    Doppeltür öffneten.
    »Wie geht es Hochwürden heute?«, fragte er.
    »Die Zähne machen ihm noch immer Probleme, o Lu-Tze, aber er
    wahrt die Kontinuität und hat gerade die ersten Schritte hinter sich gebracht, auf eine sehr zufrieden stellende Weise.«
    »Ja, ich dachte schon, dass ich Gongs gehört habe.«
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    In der Mitte des Raums standen einige Mönche und wichen zur Seite,
    als sich Lu-Tze dem Laufstall näherte, der leider nötig war. Der Abt hatte nie die Kunst des zirkulären Alterns beherrschen gelernt. Deshalb musste er das Ziel der Langlebigkeit mit einer traditionelleren Methode erreichen: mit wiederholter Reinkarnation.
    »Ah, Kehrer«, gluckste er, warf schwerfällig einen gelben Ball beiseite und strahlte. »Was machen die Berge? Möchte Keks möchte Keks !«
    »Inzwischen hat sich eindeutig Vulkanismus eingestellt, Hochwürden.
    Das ist sehr ermutigend.«
    »Und bist du weiterhin guter Gesundheit?«, fragte der Abt, während
    eine kleine pummelige Hand eine hölzerne Giraffe gegen die Gitterstäbe hämmerte.
    »Ja, Hochwürden. Freut mich, dich wieder auf den Beinen zu sehen.«
    »Bisher sind mir leider nur einige wenige Schritte gelungen Keks Keks will Keks. Unglücklicherweise haben junge Körper einen eigenen Willen KEKS !«
    »Du hast mir eine Nachricht geschickt, Hochwürden. Sie lautete: ›Prüfe diesen Jungen.‹«
    »Und was hältst du von unserem will Keks will Keks will Keks JETZT
    jungen Lobsang Ludd?« Ein Akolyth eilte mit einem Tablett herbei, auf dem Zwieback lag. »Übrigens, möchtest du einen Zwieback?«, fügte der Abt hinzu. »Mhmm Keks lecker!«
    »Nein, Hochwürden, ich habe alle Zähne, die ich brauche«, erwiderte
    der Kehrer.
    »Ludd ist ein Rätsel. Seine Lehrer haben Keks lecker mhm mhmm Keks mich darauf hingewiesen, dass er sehr talentiert ist, aber nicht immer aufpasst. Du bist ihm nie begegnet und kennst ihn nicht, und deshalb mhm Keks wäre ich an deiner unbeeinflussten Meinung interessiert mhm KEKS .«
    »Er ist schneller als nur schnell«, sagte Lu-Tze. »Ich glaube, er reagiert auf Dinge, bevor sie passieren.«
    »Wie lässt sich so etwas feststellen? Will Teddy will Teddy will will TEDDY!«
    »Ich habe ihn mit dem Apparat für unberechenbare Bälle im Dojo der
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    Mönche getestet. Einen Sekundenbruchteil bevor der Ball zum
    Vorschein kam, wandte er

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