Der Zeitläufer
hinein.«
»Was tust du hier?«
»Ich bin nur ein kleiner Pilot bei der Mundy Foundation, der Obertreuhänder und Maschinenwart. Im Haus wirst du's warm haben. Wir haben einen Generator, dreißigtausend Gallonen Propangas in Tanks und fünfzigtausend Gallonen Diesel. Wir haben Sicherheitssysteme, die andere Sicherheitssysteme überwachen. Die ganze Anlage hier ist ein Komplex im Wert von zweikommaacht Millionen Dollar.«
Der Kastenwagen verließ den Wald und hoppelte über eine schmale Paßstraße. Irgendwo unten im Nebel donnerte die Brandung, und der Regen peitschte an die Wagenfenster.
»Die Stiftung hat mir in den letzten fünf Jahren mehr Geld bezahlt, als ich in den nächsten zehn zu sehen erwarte.« Er mußte, um das Klatschen des Regens zu übertönen, ziemlich laut reden. »Ich gehe doch wieder nach Montana zurück und arbeite als Cowboy. Dumm ist nur, daß ich den ganzen Platz hier in- und auswendig kenne.«
Sie erreichten einen großen, gepflasterten Hof, der mit Mauern aus Felsbrocken eingefaßt war und ein Dach hatte. Das Tor öffnete sich ferngesteuert, und durch einen kurzen Tunnel kamen sie zu einer Garage. Dort waren zwölf Wagen um ein verglastes Zentralbüro herum abgestellt. Neben der Tür stand ein Mann, der lachte, weil sich ein anderer mühsam in eine Regenausrüstung zwängte.
»He, Marty, die andere Brückenseite ist schon wieder zu, und Mesi Stevens hängt dort fest.« Er lehnte sich an einen roten Jaguar und zog seine Stiefel an.
»Verdammt«, sagte der Pilot. »Wir müssen doch glatt mit dieser Linie unter die Erde gehen. Ed, das hier ist Birdeena Yadon, neu beim technischen Personal. Ed Fukahara, elektrisches Genie und Kummerjäger.« Dann machte er Birdeena auch mit Doc Crowell im Glasbüro bekannt. Er war ein knochiger, blonder Mann mit weißen, vorstehenden Zähnen, der ihr versprach, daß er am folgenden Morgen für sie einen Schlüssel und eine Ausweiskarte bereitstellen werde.
Birdeena folgte dem Piloten zu einem Lift. »Wer ist Mesi Stevens?« fragte sie. »Ist das hier eine Zweigstelle der Vereinten Nationen?«
»Mesi ist unser Dunkelkammergenie. Alle Leute, die hier arbeiten, sind Superspezialisten.«
Die Tür öffnete sich in einen großen, teppichbelegten Raum, und der Pilot führte Birdeena zur Haushälterin Rose Chiappetta. Sie hatte gerade den Finger an einem Schalter, und weiche, primelfarbene Vorhänge wurden über schwarze, regenverhangene Fenster herabgelassen. Sie brachte Birdeena zu ihrem Zimmer, das sehr behaglich, ja fast luxuriös eingerichtet war.
Die Leute, die sie beim Abendessen kennenlernte, wirkten erstaunlich offenherzig und schienen zu wissen, was sie wert waren.
Der Name des Piloten lautete Martin Sanderson ... Sie lächelte müde und ein wenig verträumt und beschäftigte sich voll Hingabe mit der tiefgefrorenen Schokoladentorte, die Paul Maniatti, der Koch, gemacht hatte.
Das Mädchen Wolkenwanderer schlief in jener Nacht mit einem Gefühl ungeheurer Sicherheit und Integrität ein.
Am nächsten Morgen traf sie Arlis Mundy im Zeichensaal.
Arlis Mundy sah wie eine Königin der Hölle aus. Sie war groß und mit einem zinnoberroten Strickkleid angetan. Dazu trug sie weiche, kirschrote, knöchelhohe Stiefel.
»Birdeena Ora Oza Yadon, wie nett, daß du bei uns arbeiten willst. Wir sind hier ganz formlos und verkehren wie gute Kameraden miteinander.«
Birdeena war ein wenig zurückhaltend, aber nicht ausgesprochen schüchtern. Arlis Mundys Charme ließ keine Befangenheit aufkommen, obwohl man sehen konnte, daß sie unter dem Strickkleid nackt war.
Sie führte Birdeena durch ihr nüchternes Büro in Orange, Schwarz und Weiß zu einem Balkon, von dem aus man einen riesigen Raumwürfel überblicken konnte, der ein ganzes Gebäudeende einnahm und fünf Stockwerke hoch war. Fenster gab es hier keine. Temperatur und Luftfeuchtigkeit wurden absolut konstant gehalten. Unter der Decke liefen Schienen entlang, von denen ganze Reihen Luftaufnahmen in Vergrößerung hingen. Links befand sich eine Montage eines Erdbildes, das aus einer Reihe von Satellitenaufnahmen zusammengestellt war.
Über Treppen gelangten sie zum untersten der drei Balkone. »Wir sind bestrebt, die genauesten Fotomontagen herzustellen«, erklärte Mrs. Mundy. »Der Maßstab ist eins zu drei-sechzehn-acht-null-fünf ... Liebes Kind, wie ist dein Geheimname? Wir werden während einiger Monate zusammenarbeiten.«
»Meine Eltern nannten mich Deena.«
»Gut, Deena. Es hat sich als
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