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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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als hypothetisch angesehen werden, obwohl verspannungen zwischen den pazifischen und kontinentalen krusten ...
     
    »Ein Job an der Küste von Kalifornien?« fragte das Mädchen Wolkenwanderer. Sie schaute durch das Fenster in die Straßenschluchten von Chicago hinab, die ein paar Straßen weiter im leichten Schneetreiben verschwanden. Sie war eine rundliche Person mit kleinen Füßen und langen, derbfingrigen Händen. Ihr Haar hatte die schillernd blauschwarze Farbe des Krähengefieders und war in Kronenzöpfe geflochten. »Die da draußen werden allmählich ziemlich hysterisch.«
    »Birdeena Ora Oza Yadon, meine Süße ...«, begann ihr Chef zögernd.
    »Sprichst du mit gespaltener oder ungespaltener Zunge?«
    »Deena, von uns bekommst du sechs Monate frei, von der Mundy Foundation erhältst du die doppelte Bezahlung und dazu alle Spesen. Das ist eine ganze Menge wampum, meine kleine Indianerfreundin. Arbeit im großen Wigwam. Wohnung und Essen werden dir nachgeworfen, mein Schatz.«
    »Gespaltene Zunge. Hm. Vielleicht rufe ich mal Rand McNally wegen eines Jobs an. Und was hast du von der ganzen Sache?«
    »Nichts als Ärger, glaub' mir das. Du bist in der Branche die beste Kollagistin, aber Mrs. Arlis Mundy hat achtunddreißig Prozent der Aero Precision Survey. Und wer soll dich ersetzen? Weißt du, wie gering die Abweichung war auf den zweiundachtzig Meilen Autobahn in Indiana? Eine ganze Handbreite!«
    »Wie hat man das gemessen? Mit einer Schnur?«
    »Mit einer Laser-Dreiecksrechnung.«
    »So? Ist ja schön. Aber schau mal, John ...«
    »Birdeena, lenke mich jetzt nicht ab.«
    Sie schaute sich in dem Raum um, in dem sie seit drei Jahren arbeitete. Er war ihr vertraut – der schräggestellte Zeichentisch, der Schreibtisch, die Werkzeuge, die Rechenmaschine, das Telefon und die Schreibmaschine, die sich in den Schreibtisch schwenken ließ. Das hier war Präzision, Rationalisierung und Schönheit. Es war ein sicherer Platz.
    »Na, John?«
    »Zum Teufel damit!« rief er plötzlich. »Wir werden jetzt beide Rand McNally anrufen, auch wenn es ihr nicht paßt.« Er hatte in Oak Park Frau und Kinder, aber es war ihm ernst. Er war Syrer, ein Dickkopf und von seinem eigenen Wert überzeugt.
    »Nur nicht so hastig«, mahnte sie. »Vielleicht ist es an der Zeit, daß man geht.«
    Das Mädchen Wolkenwanderer stellte niemals Entscheidungen in Frage, die das Leben aus der Summe ihres Lebens heraus formte. Ihr Vater war Metallarbeiter gewesen und hatte eine Menge gekonnt. Sie hatte in Virginia ein Jahr College gemacht, ein zweites in Nebraska. Als sie vom College genug hatte, fand sie in Chicago diesen Job.
    »Baby, du bist so genau das, was zu mir paßt, daß ich dich einfach nicht gehen lassen will. Denn, Deena, du wirst vermutlich nicht zurückkommen. Es könnte dir da draußen gefallen.«
    »Könnte«, antwortete sie. »Wie soll ich wissen, ob mir dieser Fleck hier wirklich so gesegnet vorkommt, bevor ich nicht einen anderen gesehen habe? So ungefähr sagen die alten Indianer.«
    »Klar«, meinte er bedrückt.
     
    Vier Tage später flog Birdeena Ora Oza Yadon vom O'Hare zum San Francisco International. Der Pilot der Beech Queen Air holte sie ab. Er flog sie in nördlicher Richtung die Küste entlang und ging südlich vom Kap Mendocino auf einem Landestreifen nieder.
    »Was bist du?« fragte sie den Piloten.
    »Fast ein Verrückter, aber nicht ganz. Sonst würde ich nämlich dreißig Meilen weiter weg landen.« Er grinste breit. »Schwarzfuß.«
    »Und ich Jicarilla Apache. Meine Mutter ist eine Navajo.«
    Er rollte die Queen Air zu einem Hangar. Er lief zu einem Tor, und sie saß da mit den Händen auf dem Schoß. Im dicken Nebel konnte sie die Spitzen der Rottannen hinter dem Hangar nicht sehen. Die riesigen Türen schoben sich von der Mitte her auf. Er befestigte am Bugrad ein Schleppseil und zog daran die Maschine in die hellerleuchtete Halle. Das war ein ganz erstaunlicher Ort, so weitläufig und erstklassig eingerichtet, daß man Flugzeuge hier hätte bauen können.
    Ihr Gepäck trug er zu einem Kastenwagen, und dann fuhren sie in den Regen und Nebel hinaus. Er drückte einen Knopf am Armaturenbrett, und die Hangartüren schlossen sich automatisch, die Lichter erloschen.
    »Erstklassige Mechanik.«
    »Und was geschieht mit all dem Geld?«
    »Da wird ein Hangar für eine Viertelmillion gebaut. Dann folgt eine acht Meter breite Asphaltstraße, die am Landestreifen entlangläuft. Und die geht dann in den Regenwald

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