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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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geopfert werden, um das neue, wahre Muster zu bestätigen. Joshuas Geschichte stand auf dem Spiel – es war also gleichermaßen seine Entscheidung und seine Verpflichtung, sich zu opfern.«
    »Ich habe eine Frage«, sagte Ham. »Warum sieben Tage?«
    »Weil«, erwiderte Duk, »das eines der ältesten Muster ist. Das gehört zu den Dingen, die hingenommen werden, weil niemand sie jemals in Frage gestellt hat. Davon abgesehen würde nicht einmal ich die Zweckmäßigkeit einer siebentägigen Schöpfung anzweifeln.«
    »Wie ›verankert‹ man ein Muster?«, fragte Fischmehl.
    »Mit Hilfe der vier Zwerge«, warf Bragi ein. »Als Odin den Himmel über Midgard schuf, setzte er in jede der vier Ecken einen Zwerg – in Norden, Süden, Osten und Westen. Das waren die Wächter über die Wirklichkeit. Nach der Erschaffung der Erlkönige wurden sie ersetzt: drei Könige saßen in Walhalla, während vier die Ecken der Welt verankerten. Als der große Bruch eintrat, übernahmen die Ankoriten die Verantwortung, da sie als Einzige über das entsprechende Wissen verfügten. Und dabei ist es seither geblieben.«
    »Das ist im Wesentlichen richtig«, stimmte Duk zu.
    »Die Ankoriten sind die Anker?«, fragte Ham. »Ihr macht euch über uns lustig, oder?«
    »Nun, es klingt albern, aber man hat sie nicht ohne Grund Ankoriten genannt«, sagte Duk. »Ihre Aufgabe besteht darin, jede Veränderung der Muster zu verhindern. Im Grunde halten sie die Uhr an, die dann rückwärts zu laufen beginnt und wie in einem dunklen Spiegel die sieben Tage wiederholt, die vergangen sind.«
    »Ein Entflechten«, warf Bragi ein.
    »Ja, aber kein unwiderrufliches. Die Anker bieten die Möglichkeit, den Schaden zu reparieren. Das neue Muster muss allerdings immer noch bestätigt werden, und das kann nur die angemessene und rechtzeitige Opferung eines Erlkönigs bewirken, die zudem innerhalb von sieben Tagen geschehen muss.«
    Fischmehl verschränkte nachdenklich die Arme. »Du behauptest also, das sei Jesu Werk gewesen? Er hat sich selbst geopfert, um Romulus’ Mord an Lucius rückgängig zu machen?«
    »Er richtete es so ein, dass sein Opfer den größtmöglichen Nutzen für die zukünftige Welt hätte – eine Welt, die auf seinen Lehren aufbaute.«
    »Du sagst, er hätte es ›so eingerichtet‹«, entgegnete Ham skeptisch, »aber wir wissen aus der Heiligen Schrift, dass er verraten und daraufhin gekreuzigt wurde.«
    »Nein«, sagte das Kind, schüttelte den Kopf und blickte die beiden jungen Männer, die sich nach Kräften bemühten, das Ganze zu verstehen, mitfühlend an. »Als er die Bibliothek verlassen hat, war er nicht allein. Einer derjenigen, die in Galiläa seine Jünger werden sollten, reiste mit ihm. Obwohl dieser selbst nicht zu den Ankoriten gehörte, war er würdig genug, um in Joshuas Geheimnisse eingeweiht zu sein und ihm zu dienen, wenn die rechte Zeit gekommen wäre.«
    »Ihm zu dienen?«, fragte Fischmehl. »Auf welche Weise?«
    »Indem er seinen Meister verriet, als es ihm befohlen wurde«, sagte der Buddha. »Um dafür zu sorgen, dass Romulus’ Machenschaften die Zukunft nicht entflechten würden. Er vollbrachte das Schwierigste, was ein Erlkönig jemals von einem Jünger verlangt hatte. Und mit seiner Tat bewies er, dass der treueste und loyalste von Jesus Christus’ Jüngern… Judas war.«
     

     
    Bragi wollte gerade etwas sagen, als Duk ihn mit einer unwirschen Handbewegung zum Schweigen brachte. Die drei Gefährten blickten das Kind argwöhnisch an, bevor ihnen klar wurde, dass es angestrengt auf etwas lauschte. Einen Augenblick später konnten sie es ebenfalls hören: ein gedämpftes Rascheln, als würden Blätter auf die Berghänge fallen. Es war jedoch zu regelmäßig, um zufällig zu sein.
    »Das sind keine raschelnden Blätter«, sagte Duk ausdruckslos, wie als Antwort auf ihre ungestellten Fragen. »Das sind Schritte.«
    »Schritte? Was mag da draußen sein?«, fragte Ham.
    »Es sind… ich komme gleich drauf«, sagte Fisch, ging aus der Höhle und spähte zwischen den Latten des hohen Zaunes hindurch. »Sind es… Hunde?«
    »Gut geraten«, sagte Duk. »Es sind Füchse – oder um genauer zu sein: Es handelt sich um den Mönch, der euch den Berg hinaufgeführt hat, um die Mönche aus dem darunterliegenden Dorf und – so wie sich das anhört – um einige Hundert der örtlichen Dorfbewohner. Hey«, sagte er, als er den Ausdruck auf ihren Gesichtern bemerkte, »ihr habt doch wohl nicht geglaubt, euer Schiffskapitän

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