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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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ist. Wie dem auch sei – das solltet ihr euch nicht entgehen lassen«, schloss er und wies auf die Dorftore.
    Die Harubong, die ›steinernen Großväter‹, waren zum Leben erwacht – und gerade noch rechtzeitig, denn in diesem Augenblick strömte die Fuchsarmee in Song-up hinein.
     

     
    Jeder der vier Gefährten hatte schon den einen oder anderen Krieg miterlebt. Einen so merkwürdigen Kampf, wie er sich nun vor ihren Augen abspielte, hatte jedoch noch keiner von ihnen gesehen.
    An Größe und Stärke übertrafen die Harubong die Füchse, zahlenmäßig waren sie ihnen jedoch unterlegen. Die Tiere waren leicht zu verletzen. Andererseits setzten scharfe Zähne und kräftige Mäuler dem porösen schwarzen Stein, aus dem die Großväter bestanden, ordentlich zu. Der Ausgang des Kampfes war offen – eine Tatsache, die den Brüdern Angst machte, den Skalden und den Buddha jedoch zu belustigen schien.
    »Sieh mal, Bragi«, sagte Duk. »Das ist eine höchst bemerkenswerte Metapher. Für die Chinesen ist der Fuchs ein Symbol des Weiblichen«, erläuterte er Ham und Fischmehl, »und die Harubong - nun, es ist ziemlich offensichtlich, was sie darstellen. Zumindest die großen.«
    »Ich glaub’s nicht«, sagte Ham. »Unter uns findet eine Schlacht statt, und er macht Penis-Witze.«
    »Das ist kein Witz«, sagte Duk. »Wenn die Großväter verlieren, werden wir wahrscheinlich sterben. Für mich ist das nichts Neues, und auch Bragi scheint dem nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Aber ich nehme an, für euch beide könnte es ziemlich unangenehm werden.«
    »Na dann«, sagte Fisch und richtete seinen Blick wieder auf den Kampf, »wollen wir hoffen, dass die Großväter nicht verlieren.«
     

     
    Die Großväter verloren nicht.
    »Dem Himmel sei Dank, dass es riesige Steinpenisse gibt«, sagte Bragi.
    »Gern geschehen«, entgegnete Duk.
     

     
    Nachdem die Schlacht endgültig geschlagen war, ließen sich die erschöpften und von Schmutz bedeckten Gefährten in einer der Hütten nieder um auszuruhen. Sie entdeckten ein wenig Gemüse, und Bragi wies Ham in der Zubereitung eines Eintopfes an, während Fisch und Duk es sich vor der winzigen Feuerstelle bequem machten.
    Fischmehl starrte mit ausdruckslosem Gesicht in die Flammen. Er schien immer wieder zu einer Frage anzusetzen, verfiel dann jedoch wieder in Schweigen.
    »Na los«, sagte das Kind mit einem breiten, wissenden Grinsen. »Ich weiß, dass du etwas auf der Seele hast. Frag ruhig.«
    »O Mann«, sagte Fisch kichernd. »Woher wusstest du das?«
    »Ich bin der Buddha«, sagte das Kind. »Das gehört zu meinem Job.«
    »Ich habe mich Folgendes gefragt: Bragi hat mir erzählt, er sei ein Erlkönig und ein Jünger des Gottes Odin gewesen. Außerdem ist er derjenige, der die Sibylle Idun verraten und das ganze Neuweben der Geschichte ausgelöst hat.«
    »Ja, so kann man das wohl zusammenfassen.«
    »Aber«, fuhr Fischmehl fort, »ihr habt beide mehrmals erwähnt, dass er auch einer der Diener der großen Bibliothek gewesen ist, und zwar einige Zeit nach dir.«
    »Das ist ebenfalls richtig. Ich bin fast sechshundert Jahre älter als B.«
    Fischmehl lehnte sich abrupt zurück, sein Mund stand vor Verblüffung weit offen. »Wie ist das möglich?«
    »Bragi Boddason und Bragi der Ältere sind nicht ein und dieselbe Person. Bei beiden handelt es sich jedoch um den Mann, den ihr als Wasily Strugatski kennen gelernt habt.«
    »Ein Zen-Paradoxon?«, erkundigte sich Fischmehl.
    »Nein«, erwiderte Duk. »Eine Tatsache. Die Ewigkeit ist in die Erschaffung von Zeit vernarrt, und sie wiederholt sich gern so oft wie möglich. Der ursprüngliche Bragi, oder ›Bragi, der Ältere‹, war eine in die Mythologie eingebettete Figur. Der jüngere Bragi, ›Bragi Boddason‹, ist eher eine historische Figur. Auch wenn Geschichte und Mythologie hoffnungslos ineinander verschlungen sind, treffen sie doch selten aufeinander. In Bragis Fall ist das allerdings auf spektakuläre Weise geschehen. Mythologien waren nie als wirklichkeitsgetreue Berichte über Personen und Ereignissen der Geschichte gedacht. Stattdessen sollten sie Tatsachen, die sich dem Verständnis der Menschen entzogen, metaphorisch darstellen. Die Umwandlung des menschlichen Wissens in Mythologien bringt in der Praxis den Vorteil mit sich, dass Mythen im Gegensatz zur Geschichtsschreibung unendlich oft wiederholt und umgestaltet werden können.«
    »Entspricht das nicht genau dem, was jetzt mit dem Neuweben geschieht?«, wollte

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