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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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wäre der Einzige, der von den Veränderungen betroffen sein wird, oder?«
    »Um ehrlich zu sein, Duk, wussten wir nicht, was wir erwarten sollten«, sagte Ham ängstlich, »und ich weiß es immer noch nicht.«
    »Nun, ich sage euch, was ich denke«, sagte der kindliche Buddha. »Ich denke, wir sollten die Beine in die Hand nehmen oder wir werden dieses Gespräch in unserem nächsten Leben weiterführen müssen.«
     

     
    »Wie bist du darauf gekommen, im hinteren Teil der Höhle einen Geheimausgang zu graben?«, fragte Fischmehl, als sie sich durch den engen Durchgang zwängten, der in einen schneebedeckten Garten auf der östlichen Seite von Sanbang führte.
    »Buddha sorgt vor«, sagte Ham grinsend.
    »Sei kein Klugscheißer«, schalt ihn Bragi, »und verliert nicht den Kopf.«
    »Beeindruckend«, sagte Duk, als die anderen aus dem dicht bewaldeten Garten ins Freie traten. »Es scheinen Tausende zu sein.«
    Nur wenige Meter vor ihnen erstreckte sich in der Dunkelheit ein rötlicher Teppich, eine endlose Menge von Füchsen. Die Tiere beobachteten sie aus funkelnden Augen, als würden sie auf ein Zeichen zum Handeln warten. Offenbar wurde das Signal gegeben – denn einen Augenblick später stürmte das Rudel durch die Bäume auf die Gefährten zu, die kehrt machten und die steilen Abhänge hinunterstolperten.
    »Füchse!«, schrie Fisch. »Wir werden von Füchsen verfolgt!«
    »Halt die Klappe und lauf, Kartograf!«, rief Bragi und sah sich um. »Sie holen auf.«
    »Aber das sind buddhistische Mönche – oder zumindest waren sie das«, keuchte Ham. »Heißt das nicht, dass sie dich verehren müssten?«
    »Schon möglich«, wandte Duk ein. »Andererseits folgen sie einer Tradition, die älter ist als die Welt: Jeder Gläubige möchte von Zeit zu Zeit seinen Gott umbringen. Da befinde ich mich in bester Gesellschaft.«

 
KAPITEL ZEHN
Das Gleichnis
     
    Die Flucht verlief lautlos. Vom Keuchen der Verfolgten und den mühelosen Schritten ihrer Verfolger abgesehen, störte kein Geräusch die frische Nachtluft des heiligen Berges auf der Insel Cheju. Die beiden Afghanen liefen mit weit ausgreifenden Schritten neben dem flinken koreanischen Kind her. Der Kopf flüsterte Gebete, während er zusah, wie die Welle von Füchsen näher kam.
    »Ich verstehe das nicht«, keuchte Fisch. »Die Füchse sind schneller als wir. Wieso haben sie uns noch nicht eingeholt?«
    »Mangelnde Erfahrung«, rief ihm Duk über die Schulter hinweg zu. »Wir sind schon unser ganzes Leben lang Menschen. Sie dagegen sind gerade erst zu Füchsen geworden.«
    »Das soll mir nur recht sein.«
    »Hey«, sagte Ham. »Du bist doch angeblich ein Gott. Kannst du nicht irgendetwas tun? Sie in Brotlaibe und Fische verwandeln – oder in Wein oder so?«
    »Du verwechselst mich mit einem Freund von mir«, erwiderte Duk. »Das Wesen des Buddha besteht darin, ein Teil von allem zu sein. Ich bin also auch Teil der Füchse – und wie kann ich mich selbst in einen Kampf verwickeln?«
    »Mist«, fluchte Bragi.
     

     
    Es mochte Duk widerstreben, sich dem Feind zu stellen, doch wenn es darum ging, Verfolgern zu entkommen, war er in seinem Element. Mehrere versteckte Pfade und geheime Höhlen führten sie über etliche kleinere Gipfel. Sie blieben den Füchsen immer ein gutes Stück voraus. Nachdem sie einige Kilometer zurückgelegt hatten, hielten sie inne, nicht weit vom Dorf Song-up entfernt.
    Als das Kind auf den Felsvorsprung hinaustrat, auf dem das Dorf errichtet war, nahm sein Gesicht einen neugierigen Ausdruck an, der langsam durch Erstaunen und schließlich Freude ersetzt wurde. »Kommt«, sagte er und winkte den anderen zu, die an einen Baum niedergesunken waren. »Wenn wir einen Unterschlupf finden können, der sich hoch über dem Boden befindet, glaube ich, dass wir uns wegen der Füchse keine Sorgen mehr machen müssen.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Fisch und warf einen Blick auf die Vierbeiner, die in der Ferne rasch den Berg hinab auf sie zugelaufen kamen, »ich kann nämlich nicht mehr lange so weiter rennen.«
    Zwei Felsnasen in der Nähe des Dorfrandes boten ihnen in vier Metern Höhe Schutz. Von dort aus beobachteten sie, wie die Füchse die Lichtung erreichten.
    »Das wird nichts nützen«, sagte Ham besorgt. »Sie werden unseren Geruch in kürzester Zeit wieder aufnehmen.«
    »Macht euch keine Sorgen«, versicherte ihm Duk. »Meine Freunde werden das nicht zulassen.«
    »Freunde?«, fragte Bragi.
    »Oder Stiefkinder, wenn dir das lieber

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