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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Teufel wünschte, beeindruckte ihn ihre Entschlossenheit. Fast gedehnt sagte er: »Es ist mir ein Rätsel, wie eine so hübsche junge Frau wie Sie sich überhaupt in eine solche Sache einlassen konnte.«
    Er meinte es ernst. Aber erst als die Worte heraus waren, wurde ihm klar, daß sie der Eröffnungszug in der von Grannis vorgeschlagenen Hofierung sein konnte. Eine zweite Möglichkeit bot sich ihm. Er stand auf. »Dort, wo ich herkomme, wußte ein junges Mädchen sofort, daß ein Soldat, der ihr verliebte Augen machte, sich nicht über die Ideale unterhalten wollte, für die er kämpfte.«
    Diese Bemerkung mußte völlig unerwartet und ihre Bedeutung nicht sofort verständlich gewesen sein, denn sie blickte ihn verwirrt an, dann runzelte sie die Stirn. »Kommen Sie mir ja nicht nahe!« sagte sie kurz.
    Cargill ging langsam auf sie zu. Er hatte den Eindruck, daß Grannis diese kühle junge Frau falsch eingeschätzt hatte – aber er sah in ihrer offensichtlichen Verwirrung die Lösung zu seinem sekundären Problem. »Sie müssen unter sehr merkwürdigen Verhältnissen aufgewachsen sein«, sagte er. »Es ist äußerst ungewöhnlich, daß eine Frau von Ihrem Mut soviel Angst vor sich selbst hat.«
    Sie blieb stehen. Ihr Ton bewies, daß seine Worte sie zutiefst getroffen hatte. Scharf erwiderte sie: »Unsere Gruppe kennt nur ein einziges Ziel: die Schatten zu vernichten. Wenn wir das geschafft haben, ist noch Zeit genug, an Heirat und Kinder zu denken.«
    Cargill blieb vor ihr stehen. »Sie haben die falsche Vorstellung über die Entwicklung während eines Krieges. Die Geburtenrate fällt nicht, sondern steigt an. Jedes Krankenhaus ist voll von Frauen, die die Früchte der verzweifelten Entschlossenheit eines Mannes tragen, wenigstens in seinen Nachkommen weiterzuleben.«
    »Wir werden die Überlebenden heiraten«, sagte Ann Reece ruhig. »Es wäre unklug für ein Mädchen, sich die Last eines Kindes von einem Toten aufzubürden.«
    Cargill lachte trocken. »Wenn ich den Volorpiloten Unterricht gebe, werde ich sie gern darauf aufmerksam machen, daß die Mädchen einen Zivilisten als Ehemann vorziehen.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte ...«
    Cargill unterbrach sie. Er kam bei ihr ohnehin nicht weiter, also war es das beste, sie so schnell wie möglich in die Flucht zu schlagen. »Und was«, fragte er, »ist mit dem Mann, den Sie ganz beiläufig konditionierten, das Kraftwerk der Schatten auszuschalten? Verdient nicht wenigstens er den Kuß eines hübschen Mädchens?«
    Er streckte die Arme nach ihr aus, um sie an sich zu ziehen. Mit rotem Gesicht wirbelte Ann Reece herum und rannte durch die Tür und hinauf zu ihrem Schlafzimmer. Er hörte den lauten Knall der Tür, als sie zuschlug.
    Cargill stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und eilte über die Terrasse hinaus in die Dunkelheit. Eine Minute später erfuhr er von Withrow, wie er erwartet hatte, daß es zumindest einen Monat dauern würde, bis die Untergrundbewegung auf der Zellenbasis aufgebaut war.
    Später, auf dem Weg zu seinem Zimmer, klopfte Cargill an Anns Tür. »Darf ich hineinkommen?« fragte er.
    Einen Augenblick herrschte Stille, dann rief sie aufgebracht: »Wagen Sie es nicht, auch nur die Hand auf die Klinke zu legen!«
    Cargill grinste und rüttelte geräuschvoll daran. Natürlich war die Tür zugesperrt. Für heute abend würde er es genug sein lassen. Aber er beabsichtigte durchaus, Ann Reece zu erobern. Allerdings beschäftigten ihn bereits andere Gedanken, als er sein Zimmer erreichte. Im Bett fiel ihm wieder ein, wie er in Vietnam verwundet worden war und wie ihn dieses Gefühl des Weitweitwegseins überwältigt hatte. Ich muß dieses Gefühl wiederherstellen, befahl er sich. Und es gelang ihm. Er analysierte Augenblick um Augenblick, indem er zuerst die Zeit in Vorwärtsrichtung und dann zurück verlaufen ließ. Er versuchte den genauen Moment festzustellen, an dem der Wechsel vom Leben zum Fasttod stattgefunden hatte. Er spürte eine Aufregung in sich, die wachsende Überzeugung, daß irgend etwas geschehen würde.
    Plötzlich empfand er etwas wie einen Stromstoß durch seinen ganzen Körper. In der Ferne sah er eine goldene Kugel durch den Raum wirbeln. Sie war so schön, daß er die Augen schließen wollte. Er konnte es nicht. Sie war die materialisierte Schönheit. Während er sie beobachtete, bemerkte er, daß sie Funken ausstieß. Die Funken eilten durch den Raum und nahmen Spiralenform an. Jetzt erst fiel ihm auf, daß die

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