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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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mir.« In den nächsten Minuten gab er ihr nicht mehr die Möglichkeit, ihn mit irgendwelchen Argumenten zu quälen, doch Karen war noch nicht ganz fertig mit ihm.
    »Du darfst nie wieder an mir zweifeln, hörst du? Ich ertrage es nicht, wenn man mir misstraut.«
    »Aber immerhin habe ich gesehen, wie ihr euch geküsst habt.«
    »Es war ein erzwungener Kuss. Simon hat ihn als Lohn dafür gefordert, dass er mir das Leben gerettet hat.«
    »Aha. Und warum hast du mir das nicht gleich gesagt?«
    »Weil ich nicht glauben konnte, dass du mir tatsächlich ein Verhältnis mit Simon zutrauen würdest. Wie konntest du nur im Entferntesten daran denken, dass ich jemanden wie Simon gegen dich eintauschen würde?«
    »Stimmt. Mir fallen im Augenblick auch keine Gründe ein, einen so tollen Kerl wie mich beiseitezuschieben«, erwiderte er schmunzelnd. »Wie kann ich das wieder gutmachen, Darling?«
    »Vielleicht, indem du mir beim Essenmachen hilfst?« Nach einem letzten Kuss entwand sie sich seinen Armen, griff nach dem Küchenmesser und schnitt die rote Paprika in kleine Streifen.
    Mansfield schaute sich in der Küche um und sah alle Zutaten seines Lieblingsgerichts, wie es Tante Amelie in Kanada immer zubereitet hatte, wenn er als Kind dort Urlaub gemacht hatte – Tourtière.
    Er hatte die Hackfleischtörtchen in Blätterteig zu Weihnachten für Karen gekocht, doch sie hatte bisher nie Interesse an diesem Essen gezeigt. Bis jetzt.
    »Belle cuisine québécoise«, murmelte Mansfield, während er auf die kleinen Portionen Hackfleisch auf der Arbeitsplatte neben dem Herd blickte. »Das Fleisch für die Tourtière reicht merkwürdigerweise für zwei Personen«, stellte er mit einem breiten Grinsen fest und naschte mit einem Löffel von einer Gemüsebrühe, die auf dem Herd vor sich hin köchelte.
    »Ach ja? Komisch. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich hoffte, dass ein gut aussehender Amerikaner, einsfünfundachtzig groß, mit kurzen braunen Haaren und dunkelbraunen Augen vorbeikommen und mir beim Zwiebelschneiden helfen würde.«
    »Ich würde dir auch gern bei noch ganz anderen Sachen helfen, Darling.« Er umfasste wieder ihre Taille und drehte sie zu sich um.
    »Beim Abwaschen?«
    »Da fällt mir bestimmt noch etwas Besseres ein, Ma’am«, flüsterte er, und seine Augen blickten sie leidenschaftlich an, während er mit seiner rechten Hand durch ihre braunen Locken strich.
    »Michael, die Tourtière …«
    »Interessiert mich nicht.« Er drehte alle Schalter des Herds auf null und schob Karen dann mit sanfter Gewalt aus der Küche zum Schlafzimmer.
    Karen bemerkte es mit einem zufriedenen Schmunzeln. »Du willst … Aber Darling, es könnte jemand hereinkommen. Die Tür ist nicht abgeschlossen.«
    »Ist mir egal.« Sie ließen sich aufs Bett sinken. »Ist mir völlig egal. Ich will nur dich.«

55
    Nachmittags klopfte es an Karens Tür, und als Mansfield öffnete, stand Delvaux vor ihm. Der Belgier zuckte kurz zurück. Hatte er sich getäuscht? Er hatte doch gesehen, wie Mansfield und Nikos vor Karens Hütte gestanden hatten und dann beide zu Nikos gegangen waren. Delvaux hatte innerlich gejubelt und glaubte noch mehr Öl ins Feuer gießen zu können, indem er Karen heute Nachmittag noch mal besuchte. Auf keinen Fall hatte er damit gerechnet, dass Mansfield schon wieder bei Karen war und ihm die Tür öffnen würde.
    Mansfield stand in Jeans und mit nacktem Oberkörper vor ihm. Seine Haut war gleichmäßig gebräunt, aber Delvaux beeindruckten die weißen Narben am rechten Rippenbogen und an der linken Schulter mehr als der kräftige Brustkorb.
    Er hatte keine Angst vor diesem Kerl, auch wenn dieser ihm körperlich überlegen war. Er wusste, dass Mansfield ein Cop war und vor einigen Tagen noch im Koma gelegen hatte. Er war wahrscheinlich traumatisiert und durch sein verwundetes Bein angeschlagen.
    Eigentlich hatte Delvaux angenommen, dass er heute Mittag gewonnen hatte, auch wenn er selbst im Staub gelandet war. Doch Karen hatte Mansfield anscheinend nur eine Lektion erteilen wollen und ihm wenige Stunden später schon wieder die Tür geöffnet. Frauen! Schade, dachte Delvaux, der tatsächlich gehofft hatte, einen dauerhaften Keil zwischen die beiden treiben zu können und Mansfield aus dem Camp zu jagen. Jetzt würde der Kerl ihm weiterhin im Weg stehen.
    Mansfield betrachtete Delvaux mit gemischten Gefühlen. Einerseits fand er es von ihm ziemlich unverfroren, schon wieder hier aufzutauchen, andererseits hatte er Simon

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