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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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niedergeschlagen, obwohl er unschuldig gewesen war. Ganz im Gegenteil, er hatte Karen sogar das Leben gerettet. »Hi, Delvaux.«
    Delvaux schwitzte vor Nervosität. »Ich … ich habe heute Mittag meine Uhr verloren, und hier draußen liegt sie nicht. Ist sie vielleicht bei Ihnen?«
    »Ich weiß nicht. Kommen Sie rein, dann schauen wir nach.« Mansfield machte eine einladende Geste und griff nach seinem blauen Hemd, dass merkwürdig derangiert neben der Tür auf dem Boden lag. Delvaux trat ein. Mansfield zog sich das Hemd an, ließ es aber lässig vorne offen. Delvaux bemerkte eine Herrensandale, die verdreht vor Karens Schlafzimmer lag. Die andere Sandale war nicht zu sehen, aber er zweifelte nicht daran, dass sie sich hinter der Tür befand. Er hatte das Spiel also vorerst verloren. Dieses Mal. Aber das machte nichts.
    Mansfield sah sich im Wohnzimmer um, doch er konnte nirgendwo eine Armbanduhr entdecken. Es war wahrscheinlich sowieso nur ein vorgeschobener Grund, um bei Karen wieder vorbeizuschauen. Mansfield bot Delvaux einen Platz auf der alten Polstergarnitur an, doch der lehnte dankend ab. »Wenn Sie die Uhr finden, wissen Sie ja, wem sie gehört.«
    Er wollte sich umwenden und wieder hinausgehen, als Mansfields Stimme ihn aufhielt.
    »Ich habe gehört, dass Sie Karen das Leben gerettet haben. Dafür danke ich Ihnen.«
    »Nichts zu danken. Es war wohl eher Glück, dass wir beide da heil rausgekommen sind. Der Felsbrocken wurde von der engen Felsspalte aufgehalten. Er hätte uns beide zerquetscht, wenn er nicht hängen geblieben wäre.«
    »Nikos erzählte mir, dass der Brocken Ihnen zwei Rippen gebrochen hat.«
    »Nikos redet zu viel. Sie sind nur angebrochen.«
    »Unangenehm für einen jungen Mann wie Sie, nicht wahr? Man ist … in gewissen Bewegungen … ein wenig eingeschränkt. Und das Atmen fällt einem schwerer.«
    Delvaux wusste, worauf er hinauswollte, und biss zurück. »Sie scheinen damit schon Erfahrungen zu haben, Mansfield.«
    »Das habe ich. Berufsbedingt. Sehr schmerzhafte Erfahrungen.« Mit Genugtuung betrachtete Mansfield einen kleinen roten Fleck an Delvaux’ Kinn, der allmählich ins Bläuliche überging. »Für Ihr rotes Kinn entschuldige ich mich übrigens nicht. Ihr übles Spiel hätte Karen und mich beinahe auseinandergebracht.«
    »Na ja, immerhin hat Karen ja mitgespielt. Wie lange werden Sie eigentlich in Delphi bleiben?«
    Mansfields Augen glitzerten gefährlich. »Warum fragen Sie? Störe ich?«
    »Nein, aber normalerweise wohnen nur Leute im Camp, die mit den Ausgrabungen beschäftigt sind. Fremde sind hier eigentlich nicht geduldet.«
    »Ich denke, ich werde so lange hierbleiben, bis Karen mit ihren Recherchen fertig ist. Prof. Hillairet war auch damit einverstanden. Er schien keine Angst davor zu haben, dass ich das Museum ausrauben oder die Ausgrabungen sabotieren könnte.«
    Delvaux schnaubte mürrisch. »Natürlich nicht. Als Erbe eines Nachrichtensenders in New York haben Sie das wohl nicht nötig.«
    Mansfield glaubte einen neidischen Unterton herauszuhören. »Sie sind gut informiert.«
    »Prof. Hillairet hat es nebenbei erwähnt. Trotzdem arbeiten Sie als Cop in New York. Warum tun Sie das? Brauchen Sie die Action? Oder die Gefahr?«
    »Weder noch, aber ich liebe es, Gangster zu schnappen und sie hinter Gitter zu bringen. Das ist meine Aufgabe.«
    Delvaux nickte. »Eine Aufgabe, die Sie umbringen könnte.«
    »Gefährlich ist es überall, auch hier in den Bergen von Delphi. Sie sollten also auch besser vorsichtig sein, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Delvaux verstand den Hinweis nur zu gut, wollte aber nicht klein beigeben.
    »Natürlich ist es hier gefährlich. Für jeden von uns. Die Erdbeben sind in letzter Zeit wieder mehr geworden.«
    »Und Sie und Karen sind sogar hier im Camp überfallen worden, habe ich gehört. Warum ausgerechnet Sie beide? Warum nicht auch Nikos und Prof. Hillairet?«
    »Ich weiß es nicht«, log Delvaux. »Aber es gibt eben immer irgendwelche Verrückte, die für ein paar Euro ein Haus aufbrechen. Außerdem hat Nikos sie anscheinend gestört, bevor sie etwas stehlen konnten.«
    »Aber sie haben Karens Laptop nicht gestohlen, sondern zerstört. Das waren keine normalen Diebe. Sie wollten Karen an ihrer Arbeit hindern. Und vielleicht auch Sie.«
    Delvaux zuckte mit den Schultern. »Das glaube ich nicht. Bei mir haben sie nichts gestohlen und auch nichts zerstört. Wahrscheinlich haben sie Karens Laptop einfach nur fallen lassen, als sie

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