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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Frauen lieben es doch, wenn man um sie kämpft.«
    Mansfield nickte schlecht gelaunt. »Stimmt, aber wenn Karen sich einmal entschieden hat, lässt sie sich nicht mehr bequatschen.«
    Eliadis’ Blick umwölkte sich. »Sie glauben also wirklich, dass sie sich entschieden hat?«
    »Ja.«
    »Für wen?«
    »Für Delvaux.«
    Eliadis’ Finger bohrten sich ins Fensterbrett. Sollte Simon es wirklich geschafft haben, Karen für sich zu gewinnen? »Sie meinen, dass er und Karen … Wie kommen Sie darauf?«
    Mansfield stellte polternd die Tasse auf den Tisch. »Sie brauchen Karen nicht in Schutz zu nehmen. Ich habe gesehen, wie sie Delvaux geküsst hat.«
    »Hat sie ihn oder er sie geküsst?«
    »Was macht das für einen Unterschied? Außerdem hat sie alles zugegeben. Sie hat es mir ins Gesicht gesagt.«
    »Was zugegeben?«
    »Dass sie … mit ihm ausgegangen ist und er … und er … auf ihr gelegen und ihre weichen Brüste gespürt hat.«
    Im ersten Augenblick schienen Eliadis’ schlimmste Befürchtungen wahr zu werden, doch dann verstand er Delvaux’ Worte und durchschaute dessen niederträchtiges Spiel und Karens Vertrauenstest. Er grinste zufrieden.
    »Ja, das stimmt. Simon und Karen haben zusammen in Galaxidi zu Abend gegessen.«
    »Gleich am ersten Tag!«, entfuhr es Mansfield.
    »Das ist bei Simon oft so. Außerdem … was ist denn schon dabei, wenn Ihre Freundin mit einem Arbeitskollegen ausgeht? Haben Sie das nicht auch schon mal gemacht?«
    Er setzte sich zu Mansfield an den Tisch und goss sich auch eine Tasse Kaffee ein.
    Mansfield überlegte und erinnerte sich, dass er mal mit Susann Thorne ausgegangen war, als Karen in Deutschland ihre Eltern besucht hatte.
    »Ja, schon, aber das war was anderes. Es war nichts dabei. Es war nur eine Kollegin, nur ein Abendessen. Nicht mehr.«
    Eliadis nickte. »Eben. Zwischen Simon und Karen war auch nicht mehr. Es war einfach nur ein Abendessen.« Und nach einer Pause: »Ich muss zugeben, Simon lässt nichts unversucht und steigt jeder attraktiven Frau im Umkreis von zehn bis zwanzig Kilometern nach, und er hat auch erschreckend oft damit Erfolg. Er sieht ja auch verdammt gut aus mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen. Das ist für unsere Frauen mal etwas anderes. Aber an Karen hat er sich bisher die Zähne ausgebissen. Darauf verwette ich meinen gesunden Fuß.«
    Mansfields rechte Hand umfasste die Tasse und zerdrückte beinahe das zarte Porzellan.
    »Womit hat Karen Ihre Treue verdient, Nikos?«
    »Womit hat Karen Ihr Misstrauen verdient, Michael?«
    »Ich misstraue ihr nicht. Delvaux hätte sagen können, was er wollte, ich hätte ihm niemals geglaubt. Aber als Karen seine Worte bestätigte …«
    Eliadis stützte die Ellbogen auf die Armlehnen und legte die Fingerspitzen aneinander. »Ja, es stimmt, Simon hat auf ihr gelegen, und wahrscheinlich hat er auch ihre weichen Brüste gespürt. Aber daran war das Erdbeben schuld.«
    »Ein Erdbeben. Natürlich.«
    »Vor drei Tagen gab es hier in Zentralgriechenland ein Erdbeben, das die Höhle verschüttete, die Karen und Simon gerade besuchten. Es ist ein Wunder, dass die beiden sich bis zu einem Höhleneingang retten konnten, aber dann erwischte es sie doch. Mehrere Steine und ein riesiger Felsbrocken kamen herunter. Die beiden wurden eingeklemmt, und ja, Simon hat auf Karen gelegen. Aber nur, um sie zu schützen. Wir fanden sie beide glücklicherweise abends. Karen kam mit einigen Blessuren davon, aber Simon musste einen Tag und eine Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Die Ärzte sagen, dass er verdammt viel Glück gehabt hat. Er hat nur zwei gebrochene Rippen abbekommen. Wenn der Felsbrocken ihn zwei Zentimeter weiter links getroffen hätte, hätte er ihm das Rückgrat gebrochen.«
    Mansfield konnte nicht glauben, was er da hörte. Delvaux’ ungeheuerliche Andeutungen und Karens Bekenntnis waren zwar die Wahrheit, aber nur ein Teil der Wahrheit gewesen. Doch für ihn war es schon Beweis genug, um Karen einen Seitensprung zu unterstellen. Er fasste sich an den Kopf.
    »Ich bin ein Idiot! Das darf nicht wahr sein!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch, dass seine Kaffeetasse vibrierte, während Eliadis immer noch völlig ruhig seine Fingerspitzen betrachtete.
    »Aber warum hat Karen Ihnen nicht sofort alles erklärt?«
    »Weil sie in dem Augenblick, als ich sie fragte, bereits verletzt war. Allein mein Verdacht war schon Verrat. Ich hätte es besser wissen müssen.«
    »Sie erträgt dieses Misstrauen nicht,

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