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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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gleich zum Schierlingsbecher, wenn es sich vermeiden lässt. Und gibt es da nicht auch gefährliche Felsen? Also, pass auf die Felsen auf, wenn du in die Berge gehst.«
    »Ja, mein großer Bruder. Ich werde auf mich aufpassen. Bis bald.«
    Sie beendete das Gespräch, steckte das Handy in die Hosentasche und fuhr dann an kleinen Tavernen mit grün gestreiften Markisen in der Osiou-Louka-Straße vorbei, deren Sitzplätze draußen vor der Tür zum Essen einluden. Ein gelbes Schild pries Pizza, Gyros, Souvláki und Pitta an, aber darauf hatte Karen keinen Appetit, und so fuhr sie weiter auf der steilen Apollon-Straße hinab und schwenkte dann nach links auf die Nationalstraße in Richtung Museum ein.

7
    Karen radelte in östlicher Richtung aus dem Ort hinaus und folgte der Straßenführung um einen Berghang herum, bis sie kurze Zeit später den kleinen Sandweg zum Archäologen-Camp erreichte und vor ihrer Hütte anhielt. Sie nahm die Tüte vom Lenker, stellte das Fahrrad auf seinen Ständer und ging die drei Stufen zur schmalen Holzveranda hoch, als sie hinter sich ein leises Ächzen vernahm und im Umdrehen nur noch mitbekam, wie ihr Fahrrad samt Einkaufstüte umstürzte. Sie hörte Gläser zerbrechen und splittern.
    »O nein«, seufzte sie und eilte zu ihrem umgestürzten Fahrrad und der Kunststofftüte, aus der eine Dose mit grünen Bohnen den Weg zu Eliadis’ Hütte runterrollen wollte. Mit einem langen Satz war sie bei der Dose, schnappte sie sich und versuchte einige Zitronen aufzuhalten, die sich ebenfalls unerlaubt in Bewegung gesetzt hatten. Sie griff nach allen Seiten um sich, als ein brauner Opel näher kam und vor ihr anhielt. Simon Delvaux stieg aus und half ihr unaufgefordert beim Einsammeln der Lebensmittel.
    »Na, hatten Sie ein bisschen Pech mit dem Fahrrad? Vielleicht hätte ich Sie warnen sollen, dass unsere Camp-Räder ihre beste Zeit vor dreißig Jahren hinter sich hatten, aber ich dachte, dass Sie das selber merken würden.«
    Er griff nach einem Glas Gewürzgurken und betrach tete es argwöhnisch, als ein beunruhigender Gedanke ihn beschlich. Dann warf er Karen, die seitlich von ihm einige Schokoladenriegel vom Boden aufklaubte, einen prüfenden Blick zu, doch er konnte an ihrem Bauch keine verdächtige Rundung feststellen. Fürs Erste beruhigt, legte er einige zerbrochene Gläser vorsichtig in die Kunststofftüte zurück, während Karen den Salat und einen aufgesprungenen Joghurtbecher in die Hand nahm und dann die Hütte aufschloss.
    Delvaux folgte ihr mit seiner gefährlichen Splitterfracht und stellte die Tüte dann neben sich auf den Küchentisch. Er warf der Haustür einen kurzen Blick zu.
    »Schließen Sie immer ab, wenn Sie weggehen? Das ist hier im Camp eigentlich nicht üblich. Hier klaut niemand, da können Sie sicher sein.«
    »Bien. Wenn Sie das sagen … Ich bin es nur nicht gewohnt, bei unverschlossener Tür zu schlafen. Und hier in den Bergen …«
    Delvaux biss in einen Apfel, der ihm gerade eben vor Karens Haustür entgegengerollt war. »Hier ist es normalerweise sicherer als in der Stadt. In Athen würde ich auf keinen Fall mit offener Tür schlafen.« Er sah an Karen hinunter und betrachtete heimlich ihre schlanken Beine, während sie die letzten Lebensmittel zu retten versuchte und im Kühlschrank verstaute. »Sagen Sie, hätten Sie vielleicht Lust, mit mir essen zu gehen? Ich wollte gerade nach Galaxidi, als ihre Zitronenlawine auf mich zurollte.«
    Karen räumte eine kleine Zuckerpackung in den Hängeschrank über der Spüle, als Delvaux mit diesem unvermittelten Angebot kam. Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie auf den Fußspitzen stand und Delvaux von der Seite her sämtliche weibliche Rundungen perfekt betrachten konnte. Sofort schloss sie die kleine Schranktür, stellte sich wieder normal hin und begann auf der Arbeitsplatte schwarze und grüne Oliven zu sortieren.
    »Nein, danke. Ich wollte heute Abend etwas Ruhe haben und mir mein Abendbrot selbst machen.«
    »Das habe ich gesehen.« Er hielt den Rest eines halben Würstchenglases hoch und schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. »Es kann doch nicht Ihr Ernst sein, dass Sie nach Griechenland fahren und sich dann hier in dieser Hütte Frankfurter Würstchen und Kartoffelsalat machen.«
    Karen fühlte sich ertappt und vermied den Blickkontakt zwischen ihnen. »Was haben Sie gegen Würstchen und Kartoffelsalat?«
    »Eigentlich nichts. Und schon gar nicht, wenn Sie ihn machen und mich dazu einladen würden, aber da sich

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