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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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weiter und pass gut auf dich auf, hörst du?«
    »Ja, auf jeden Fall. Tschüss, Julius.«
    »Tschüss, Karen.« Gedankenverloren hielt er den Telefonhörer noch einige Sekunden in der rechten Hand, ehe er ihn auflegte und mit einem ungläubigen Kopfschütteln auf die Fotos vor sich auf dem Tisch starrte, die zwei Kriminalbeamte ihm vor wenigen Minuten gebracht hatten. Sie saßen ihm gegenüber in den alten Ledersesseln und beobachteten genau, wie er auf die Fotos reagierte, und auch während des Telefonats hatten sie auf jedes Wort geachtet.
    »War das eben Frau Karen Alexander, mit der Sie telefoniert haben?«, wollte der jüngere der Beamten wissen, ein Mann Mitte dreißig, mit schmalem Gesicht und kleinem Schnauzer, der ihn um einige Jahre älter aussehen ließ.
    »Ja, das war sie.«
    Die beiden Männer warfen sich einen schnellen Blick zu. »Und warum haben Sie ihr dann nichts davon erzählt, dass der Brand in Breklum heute Nacht hauptsächlich ihr Buch betraf?«
    Julius starrte auf die Fotos, die eine große Lagerhalle zeigten, in deren hinterem Bereich schwarzer Rauch aufstieg. Seine Finger verkrampften sich, als er daran dachte, dass der größte Teil der ersten Auflage von Karens Bernhardt-Buch verbrannt war. »Weil Frau Alexander das wahrscheinlich mehr als beunruhigt hätte. Sie schreibt gerade an ihrem nächsten Buch, und ich wollte sie nicht aus dem Konzept bringen. Sie befindet sich zurzeit auf Recherchereise in Griechenland.«
    »In Delphi, wie wir Ihrem Gespräch entnehmen konnten«, wandte der ältere der Beamten ein. »Und worüber schreibt sie diesmal?«
    »Ist das für Ihre Arbeit wichtig?«, fragte Julius ungehalten.
    Der Kriminalbeamte neigte den Kopf. »Vielleicht. Manchmal sind es gerade die Details, die einem weiterhelfen.«
    »Sie schreibt eine Monographie über das Orakel von Delphi«, knurrte Julius und griff nach einem Montblanc-Federhalter, den er zwischen seinen Fingern malträtierte.
    »Aha. Und worum ging es in dem Buch, das verbrannt ist?«
    Reinhold zeigte auf ein Papier, das sie ihm zusammen mit den Fotos gegeben hatten. »Wie Sie dem Titel des Buches auf der Liste entnehmen konnten, ging es um eine Monographie über Gerald Bernhardt.«
    »Und wer war Gerald Bernhardt?«
    Julius’ linker Mundwinkel verzog sich trotz seines Ärgers minimal nach oben. »Ein deutscher Professor, der vor über hundert Jahren an der Sorbonne forschte und damals spurlos verschwand.«
    »Ein alter Kriminalfall in Paris? Aha. Und hat Frau Alexander bei ihren Recherchen vielleicht etwas herausgefunden, das jemand aus irgendwelchen Gründen nicht veröffentlicht haben will?«
    »Wir haben das Manuskript seinen Verwandten geschickt, aber die haben es problemlos akzeptiert. Von denen würde jedenfalls niemand das Buch verhindern wollen und deswegen ein Feuer legen. Außerdem ist doch noch gar nicht geklärt, ob es Brandstiftung war oder ein Kurzschluss, oder?« Er blätterte in den Papieren. »Oder wissen Sie inzwischen schon mehr, als hier drinsteht?«
    Der ältere Kommissar schüttelte den Kopf. »Nein. Die Ermittlung der Brandursache dauert noch an. Aber Sie glauben also, dass es eher ein Stromdefekt als Brandstiftung war?«
    »Aber sicher. Brandstiftung ergäbe einfach keinen Sinn.«
    Die beiden Kriminalbeamten wechselten erneut einen kurzen Blick, ehe der jüngere zum Angriff blies. »Und Sie? Erwirtschaftet Ihr Verlag noch Gewinne, oder täte Ihnen eine von der Versicherung bezahlte erste Auflage gut?«
    Julius’ Augen funkelten den Mann wütend an. »Meine Finanzen sind einwandfrei, wie Sie feststellen werden, wenn Sie sich die Mühe machen, dies zu überprüfen«, antwortete er schroff. »Ich habe dieses Verlagshaus von meinem Vater geerbt und führe es nun schon seit über vierzig Jahren. Ich habe es nicht nötig, mich durch einen Brand und Versicherungsschaden zu sanieren.«
    Doch der junge Beamte hakte noch mal nach. »Aber Ihre Verkaufsplanung wird deswegen doch nach hinten verschoben. Haben Sie dadurch keine Einkommensverluste?«
    »Die sind unerheblich. Eine Verschiebung um ein, zwei Monate ist kein Problem.«
    »Und die Druckerei? Gehört die Ihnen auch?«
    »Nein«, gab Julius unwirsch zurück. »Wir drucken nicht selbst, sondern vergeben die Aufträge. Aber die Firma Langbehn war immer ein zuverlässiger Partner. Ich arbeite schon seit vielen Jahren mit ihnen zusammen und war immer mit der gelieferten Qualität zufrieden.«
    »War vielleicht eine andere Druckerei scharf auf den Auftrag? Hat

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