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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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auszugraben.«
    »Monsieur Delvaux’ Ururgroßvater war auch bei den Ausgrabungen dabei, nicht wahr?«
    »Ja, und jetzt tritt Simon in seine Fußstapfen. Sehr schöne Fortführung der Familientradition und ein Glücksfall für uns, dass er uns die Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt hat. Vielleicht wären die alten Fotos ja auch etwas für Ihr Buch? Sie sollten Simon mal danach fragen. Er wird sie Ihnen sicherlich gern zeigen.«
    Karen unterließ es, ihm mitzuteilen, dass sie schon von den Fotos wusste und mit Delvaux bereits einen Termin abgemacht hatte.
    Hillairet nahm einen Schluck Rotwein, der ihn immer redseliger machte. »Es ist schon fantastisch – kein Mensch hat von diesem Brunnenbecken etwas gewusst, nicht einmal die Delpher selbst.«
    Karen kaute nachdenklich auf ihrem Kugelschreiber herum. »Vielleicht wollten sie nur ein altes Geheimnis bewahren?«
    »Auch möglich, obwohl ich das nicht glaube, denn die Dorfbevölkerung freut sich über jede neue Sensation, die mehr Touristen hierherlockt.«
    Karen merkte, dass sie nicht mehr ganz bei der Sache war, und wollte das Gespräch lieber beenden. Demonstrativ legte sie den Collegeblock beiseite, nahm einen Schluck aus ihrem Weinglas und stand auf.
    »Vielen Dank, Prof. Hillairet, aber es war für mich ein langer Tag mit vielen neuen Eindrücken. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, wenn ich Sie nun alleine lasse.«
    Hillairet stand auch auf und reichte ihr die Hand. »Es war mir eine Freude, und außerdem danke ich Ihnen, dass Sie so einem alten Mann wie mir Gesellschaft geleistet haben. Wenn ich Monsieur Artois richtig verstanden habe, sollen Sie bei Prof. Laskaridis ein Buch abholen. Haben Sie das schon gemacht?«
    »Nein, noch nicht. Als ich in Athen ankam, wollte ich erst mal nach Delphi.«
    »Nun, morgen fahren Simon und Nikos nach Athen, um dort einige Besorgungen zu machen. Sie würden Sie bestimmt gern in die Stadt mitnehmen, wenn Sie es möchten.«
    Karen nickte und packte ihren Collegeblock in den Rucksack zurück. »Ja, das ist eine gute Idee. Ich bin schon sehr gespannt, was das für ein Buch sein wird. Kennen Sie Prof. Laskaridis persönlich?«
    »O ja. Ohne seine Genehmigung könnten wir hier in Delphi nicht graben. Meine Berichte gehen unter anderem auch an ihn. Grüßen Sie ihn von mir, wenn Sie ihn sehen.«
    »Das werde ich gerne tun. Au revoir.«

20
    Es war früher Abend, als Thomas Davidson in New York im Polizeirevier an Mansfields Schreibtisch saß und eine E-Mail an Karen schrieb. Er und Mike kannten die Log in-Passworte des anderen, um in Notfällen die Mails des Partners abrufen zu können. Und dies hier war nun so ein Notfall, hatte Tom entschieden.
    Es war merkwürdig. Er hatte bei seiner Polizeiarbeit so oft bluffen und lügen müssen und hatte gedacht, dass es ihm viel leichter fallen würde, diese Mail an Karen zu schreiben.
    Es war eben etwas anderes, einem Banditen draußen im Revier vorzumachen, man habe zehn Kollegen dabei, um das Haus zu stürmen, als der Freundin seines Partners eine einfache »Es-geht-mir-gut-ich-liebe-dich«-E-Mail zu schicken. Welche Kosenamen benutzten Karen und Mike eigentlich füreinander? Er hatte nie darauf geachtet. Also schrieb er möglichst kurze, unverfängliche Sätze und schickte die E-Mail endlich ab.
    Seufzend lehnte er sich zurück, verschränkte die Arme hinterm Kopf und schloss die Augen. Einen Moment Ruhe … doch dann klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch. Die Rufnummer auf dem Display verriet nichts Gutes.
    »Nicht jetzt, Karen, nicht jetzt«, murmelte er, ohne das Gespräch anzunehmen. Gedulde dich noch, dachte er.
    Vielleicht wirst du ja bald wieder mit ihm reden können. Hoffentlich.
    Doch es dauerte nur wenige Sekunden, ehe sein Handy klingelte. Seufzend nahm er es aus der Hosentasche und blickte auf Karens Namen auf dem Display. »Du kannst aber auch verdammt hartnäckig sein«, knurrte er und wies das Telefonat mit einem Knopfdruck ab.
    In Delphi saß Karen vor ihrem Laptop am Schreibtisch, wo sie seit drei Stunden die ersten Eindrücke und Informationen über Delphi eingab. Zwischendurch versuchte sie wieder mal mit Michael zu telefonieren, doch er nahm das Telefonat nicht an. Und auch Tom hatte ihren Anruf abgewiesen. Was war denn nur mit den beiden los? Hatten sie wieder einen dieser Sondereinsätze, der tagelang ihre Aufmerksamkeit forderte?
    Aber immerhin hatte Michael ihr noch eine E-Mail geschickt, in der er fragte, ob sie gut in Delphi angekommen sei und schon

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