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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Tür stemmte und sie zusammen mit Eliadis nach innen stieß. Eliadis wurde gegen einen Schrank geschleudert, doch als der Mann mit seiner Pistole nach ihm zielen wollte, zischte ein gedämpfter Schuss an dessen Kopf vorbei.
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun! Los! Schieb die Waffe mit dem Fuß rüber. Na los! Mach schon.«
    Der Mann tat wie befohlen, aber anstatt sie in Eliadis’ Richtung zu schieben, landete sie unter Karens Bett. Er grinste schief und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    Eliadis stand auf und richtete schwer atmend die Waffe auf das Herz des zweiten Mannes, der freiwillig seine Hände über den Kopf nahm.
    »He, du wirst mich doch nicht erschießen!«
    »Das kommt ganz darauf an. Los! Nimm deinen Kumpel und verschwinde!«
    Der Mann senkte jetzt wieder langsam die Arme und machte eine beschwichtigende Handbewegung.
    »Schon gut, schon gut. Reg dich ab.«
    Er half seinem Freund hoch, und Eliadis trieb beide mit vorgehaltener Pistole vor die Tür. Gegenüber brannte bei Delvaux und beim Professor bereits Licht, aber anscheinend hatten beide nichts von dem Krach in Karens Hütte mitgekriegt. Eliadis wedelte mit der Waffe herum.
    »Und jetzt verschwindet!«
    Die beiden Männer standen in der Abenddämmerung zwischen den Hütten wie auf einem Präsentierteller, dann liefen sie schnell davon.
    Eliadis sicherte die Waffe, steckte sie in den Hosenbund und eilte in die Hütte zurück.
    Im Schlafzimmer war Karen inzwischen mit höllischen Kopfschmerzen wieder zu sich gekommen. Was war passiert? War sie schon ins Bett gegangen? Nein, das konnte nicht sein. Daran konnte sie sich nicht erinnern. Aber warum hatte sie diese schmerzende Beule am Hinterkopf? Ihr Bett war mit Holzsplittern übersät, und die Schlafzimmertür hing schief, oder bildete sie sich das nur ein? Sie überlegte noch, als Eliadis atemlos ins Zimmer kam.
    »Bist du okay? Haben sie dir etwas getan?«
    »Was … wer … wen meinst du?« Sie fasste sich an den Kopf. »Ich kann mich nicht mehr erinnern.« Doch plötzlich wurden ihre Augen groß, als ihr Blick auf die Pistole in seinem Hosenbund fiel. Sie hatte auf einmal Angst. »Was ist passiert? Warum trägst du eine Pistole?«
    Er ging auf sie zu, doch sie wich vor ihm zurück. Er hob beschwichtigend die Hände.
    »Keine Angst. Du bist überfallen worden. Man hat dich niedergeschlagen und deinen Laptop zerstört, aber Hauptsache, dir ist nichts passiert.«
    »Meinen Laptop?« Das brachte wieder Leben in Karen. »Was ist mit meinen Unterlagen?«
    »Warte bitte einen Augenblick. Ich muss erst noch …« Er ging vor ihr auf die Knie und griff nach der zweiten Pistole, die in Reichweite unter dem Bett lag, und stand wieder auf. Karen warf einen unsicheren Blick auf die zweite Waffe.
    »Bist du fertig?«
    Und ohne eine Antwort abzuwarten, sprang sie vom Bett und rannte an der schiefen Schlafzimmertür vorbei ins Wohnzimmer.
    Eliadis folgte ihr.
    Vor ihnen lag Karens zerstörter Laptop.
    »Wer war das?«, fragte sie ungläubig, denn sie konnte immer noch nicht begreifen, dass sie gerade überfallen worden war.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe Krach bei dir gehört und durchs Fenster gesehen, wie zwei Männer dich niederschlugen und einer dich ins Schlafzimmer brachte. Da bin ich schnell ins Badezimmer eingestiegen und habe die beiden überrascht.«
    »Du hast alleine zwei bewaffnete Männer überwältigt?«
    »Na ja, sie waren abgelenkt. Während der eine sich hier an deinem Laptop zu schaffen machte, brachte der andere dich ins Schlafzimmer.«
    Er ging zu einer Stelle, wo einer der Einbrecher auf dem Fußboden ein Feuer mit Karens Unterlagen gemacht hatte, und trat es aus. »Sind deine Notizen alle verloren?«
    »Nein.« Mit einem schmerzlichen Lächeln bückte sich Karen und griff mit zitternder Hand in eine kleine Seitentasche ihrer Cargo-Hose, aus der sie einen dünnen USB-Stick hervorzog. »Seit ich mal die Arbeit eines halben Jahres durch eine kaputte Festplatte verloren habe, sichere ich meine Daten jeden Tag auf diesem Speicher. Meine Computerdaten sind alle noch vorhanden, doch meine Papiernotizen sind zerstört.«
    Eliadis betrachtete den kleinen schwarzen Datenspeicher in ihrer Hand.
    »Aber du kannst weiterarbeiten?«
    »Ich denke schon. Ich brauche nur einen neuen Laptop«, sagte sie, als sie sich den Kopf hielt und schwankend auf den Schreibtischstuhl niedersank. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie wirklich überfallen worden war.
    Er bemerkte ihr blasses Gesicht.

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