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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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»Soll ich dir ein Glas Wasser holen?«
    »Ja, bitte. Das wäre nicht schlecht.«
    Er ging in die Küche und kam mit einem Glas Leitungswasser zurück. Sie nahm es dankend an und trank es in einem Zug bis zur Hälfte leer.
    »Brauchst du einen Arzt?«
    »Nein, danke. Ich … ich bin vollkommen in Ordnung.«
    Im selben Moment hörten sie ein lautes Scheppern außerhalb der Hütte. Eliadis schlug eine Gardine beiseite und sah, wie zwei menschliche Schatten aus Delvaux’ Hütte herausrannten.
    »Sie sind immer noch da!«
    Er riss einen der Revolver aus dem Hosenbund und humpelte zur Tür.
    »Ich komme mit!«, rief Karen ihm hinterher.
    »Nein, du bleibst hier! Wir wissen nicht, ob sie noch mehr Waffen haben. Vielleicht sind es mehrere Männer, die das Camp überfallen. Hier, nimm … zur Verteidigung.«
    Er warf ihr einen der Revolver zu. »Kannst du damit umgehen?«
    Als Antwort zeigte sie ihm, wie man die Smith & Wes-son entsicherte. Er war ein wenig irritiert, aber nur kurz.
    »Du bleibst hier und wartest«, befahl er.
    »Nein«, widersprach Karen und stellte sich neben ihn. Sie würde auf keinen Fall allein in dieser Hütte bleiben.
    Eliadis sah in ihr entschlossenes Gesicht und wusste, dass jedes Wort umsonst gewesen wäre. »Also gut, komm.«
    Doch als sie ihm folgte, drehte sich ihr beinahe der Magen um, als sie sich vorstellte, in der Hütte vielleicht gleich auf Simons Leiche zu stoßen.
    Aus dem Innern der Hütte drang ein gedämpfter Lichtschein. Vorsichtig horchten sie nach einem verräterischen Geräusch, doch in Delvaux’ Hütte spielte nur ein Radio leise im Badezimmer. Außerdem rauschte das Wasser der Dusche.
    Langsam glitt Eliadis durch die Tür, und Karen folgte ihm. Mit einem schnellen Blick sah er auf die umgekippten Schubladen auf dem Boden. Die Schranktüren waren alle offen, aber sämtliche Papiere, Bücher und Ordner waren noch da. Links von ihm lagen zwei aufgebrochene Koffer und eine Transportkiste, aus der man das Stroh herausgerissen und über den Boden verstreut hatte. Anscheinend hatte man keine Papiere, sondern etwas Größeres gesucht. Eliadis biss sich auf die Lippe.
    Durch die leicht geöffnete Badezimmertür bemerkte Karen einen reglosen Arm auf dem Boden. Am Zeigefinger steckte ein silberner Ring mit griechischem Mäandermuster – Androuets Ring. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die Tür öffnete und Simon nackt und leblos neben der Dusche liegen sah, die linke Hand im halb heruntergerissenen Duschvorhang verkrallt.
    »Simon!«
    Karen war sofort neben ihm und hob seinen Kopf, aber er reagierte nicht. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Hand und war dankbar, dass er lebte. Sie riss ein großes Handtuch aus dem Regal und legte es ihm gerade über die Hüften, als Eliadis dazukam.
    »Lebt er?«
    »Ja.«
    »Gut. Die anderen Räume habe ich überprüft. Es ist niemand mehr hier.« Er steckte den Revolver in den Hosenbund zurück, ging in die Hocke und fühlte Delvaux’ Puls, der stark und gleichmäßig war. »Ich glaube, den Rest erledige ich«, meinte er und deutete auf die Tür, damit Karen aus dem Badezimmer verschwand. Sie nickte und ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer.
    Eliadis stellte die Dusche ab und nahm einen nassen Waschlappen, mit dem er Simons Gesicht abwischte.
    Als Erstes bewegte Delvaux seinen Arm, der in der Luft herumirrte. Dann öffnete er die Augen und grummelte etwas Unverständliches. Langsam setzte er sich auf, lehnte sich gegen die Wand und wischte sich übers Gesicht.
    »Nikos?«, fragte er schwerfällig. »Was ist geschehen?«
    »Das Camp ist überfallen worden. Zwei Einbrecher haben wohl etwas Wertvolles gesucht.«
    »Kumpel von dir?«
    »Sehr witzig«, zischte Eliadis. »Sie waren auch bei Karen.«
    »Dann hast du deinen Leuten wohl die falsche Hütte genannt, wie? Ist ihr etwas passiert?«
    »Nein, ich kam gerade noch rechtzeitig.«
    »Waren sie auch im Museum? Und bei Hillairet?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Delvaux stöhnte auf, als er mit der Hand über seinen Kopf fuhr. Die kleine Platzwunde neben seinem linken Ohr war nicht so schmerzhaft wie die große Beule an seinem Hinterkopf.
    »Hilf mir hoch.«
    Eliadis stand auf und zog ihn langsam hoch. »Kommst du alleine klar?«
    »Ja, es geht schon. Wo ist Karen jetzt?«
    »In deinem Wohnzimmer.«
    »Sie ist hier?«, fragte er überrascht.
    »Ja. Sie hat dich gefunden.«
    Delvaux schielte auf das Handtuch um seine Hüften.
    »Okay, ich bin gleich bei euch.« Er deutete mit der Hand zur Tür. Eliadis tat

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