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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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in Ordnung, oder?«
    »Ich kann zumindest noch telefonieren.«
    Julius hielt den Atem an. »Was heißt das? Liegst du im Krankenhaus mit den Beinen in Gips?«
    »Nicht ganz. Ich bin gestern entlassen worden.«
    »Was? Du machst Spaß, oder?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Was ist passiert?«
    »Einer der Archäologen, Simon Delvaux, wollte mir die Pythonhöhle zeigen, doch dann kam das Erdbeben und hat den Eingang der Höhle verschüttet. Wir mussten einen anderen Gang nehmen, und da hat uns dann auch ein Felsen erwischt. Wenn Simon nicht gewesen wäre, könnte ich jetzt nicht mit dir telefonieren, Julius. Er hat mir das Leben gerettet.«
    Julius sah auf den Skarabäus auf seinem Tisch und war für einige Sekunden sprachlos und verwirrt. Schließlich fragte er: »Delvaux hat dir also das Leben gerettet? Und wie?«
    »Er hat mich niedergerissen, und als wir ins Stolpern kamen, hat er mich mit seinem Körper vor dem herabstürzenden Felsen geschützt.«
    Julius hatte auf einmal ein Kratzen im Hals und hüstelte kurz. »Soso, hat er das? Aber vielleicht wollte er nur schnell an dir vorbei und hat dich deswegen umgestoßen.«
    Bei Karen bildete sich eine kleine Falte zwischen den Augenbrauen. »Was soll das, Julius? Ohne Simon wäre ich jetzt nicht hier.« Doch in Gedanken musste sie zugeben, dass er vielleicht nicht ganz Unrecht hatte, denn kurz bevor sie im Höhlengang hinfiel, hatte sie einen leichten Stoß in den Rücken bekommen. Nur deswegen war sie gestolpert und hingefallen.
    »Hat Delvaux überlebt?«, holte Julius’ Stimme sie in die Gegenwart zurück.
    »Ja, es geht ihm gut. Die Ärzte wollten ihn zwar noch länger im Krankenhaus behalten, aber er hat sich heute auf eigene Gefahr selbst entlassen.«
    »Er ist also wieder in Delphi. Na gut. Und du? Was hast du für Blessuren davongetragen?«
    »Zum Glück nur einige blaue Flecken und Hautabschürfungen. Und meine Schulter tut weh, aber ansonsten geht’s wieder. Ich kann auf jeden Fall schreiben, falls du deswegen Angst hast.«
    »Das Buch ist nicht wichtig. Hauptsache, dir ist nichts passiert, Kind. Ist sonst alles in Ordnung? Wie geht es Michael?«
    »Gut, ich habe gerade mit ihm telefoniert, aber es war leider nur ein kurzes Gespräch. Er hat anscheinend viel Arbeit.«
    »Ja, dann will ich dich nicht länger stören. Ich bin auf jeden Fall froh, dass es dir gut geht. Mach weiter so und komm gut nach Hause, meine Liebe. Tschüss, Karen.«
    »Tschüss.«
    Sie beendete das Gespräch und starrte einen langen Augenblick auf ihr Handy. Warum hatte Julius so merkwürdige Andeutungen über Simon gemacht? Oder täuschte sie sich und er hatte es gar nicht so gemeint, wie es sich angehört hatte? Karen war irritiert, aber nach einigen Sekunden ließ sie es dabei bewenden.
    Stattdessen öffnete sie erneut den Kühlschrank, während hinter ihr im Flur zwei fremde Männer standen, die auf Geräusche in der Küche horchten. Sie waren vor wenigen Minuten unbemerkt durch das offene Schlafzimmerfenster in die Hütte eingedrungen und lautlos in den Flur geschlichen. Sie wechselten einen kurzen Blick und horchten nochmals in die Küche.
    Die Frau war also zu Hause. Ihr Pech.

47
    Karen stand vor dem geöffneten Kühlschrank und überlegte, ob sie noch mal ins Dorf fahren sollte, als sie von hinten niedergeschlagen wurde und lautlos auf die Bretterdielen sank. Einer der Männer zog sie ins Schlafzimmer und wollte sie knebeln und fesseln, während ein anderer ins Wohnzimmer eilte und sich ihren Laptop und ihre Unterlagen vornahm.
    Der Mann im Schlafzimmer legte seinen Revolver neben Karen aufs Bett und zog einige Kunststoffstricke aus seiner Hosentasche, um sie damit zu fesseln, als er plötzlich hinter sich ein Geräusch hörte und im nächsten Moment durch die Wucht eines Holzstuhls niedergerissen wurde. Fluchend fiel er neben Karens Bett und befühlte seinen schmerzenden Kopf, als er Eliadis mit seinem Revolver neben sich stehen sah.
    Der Krach hatte seinen Kumpel herbeigelockt. »Trakis? Ist alles in Ordnung bei dir, oder macht die Kleine Schwierigkeiten?«
    Der Einbrecher wollte etwas rufen, doch Eliadis warf ihm einen vernichtenden Blick zu und zielte genau auf seinen Kopf.
    »Trakis?«
    Der zweite Mann nahm seine Pistole und öffnete vorsichtig die Tür zum Schlafzimmer, als sich Eliadis mit voller Kraft dagegenstemmte und den rechten Arm des Mannes im Holzrahmen einquetschte. Dieser ächzte vor Schmerzen und ließ seine Waffe fallen, während er sich ebenfalls gegen die

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