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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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etwas, das sie hier festhielt. Sie spürte es. Vor allem, wenn sie in Nikos Nähe war. Da war ein inneres Kribbeln, das sie fast verrückt machte. Es war, als ob die delphische Pythonschlange sie umschlungen hätte, sie festhalten würde und nicht gehen lassen wollte.
    Sie hatte hier noch etwas zu erledigen. Sie durfte nicht abreisen. Sie wusste es. Sie spürte es.

49
    Karen hätte in der vergangenen Nacht erheblich besser geschlafen, wenn sie gewusst hätte, wer sie heute in Delphi erwarten würde. Sie war morgens so müde, dass sie sich nur schwer aufraffen konnte, ins Dorf zu fahren. Doch nach dem Frühstück holte sie ein Fahrrad aus dem Schuppen und kaufte in einem kleinen Elektrogeschäft in Delphi einen neuen Laptop und im Supermarkt nebenan noch einige Lebensmittel, ehe sie gegen Mittag ins Camp zurückkehrte.
    Sie wollte gerade die Tür aufschließen, als diese plötzlich von innen geöffnet wurde und Michael vor ihr stand.
    Karen zuckte erschrocken zurück, da sie im ersten Moment wieder Einbrecher erwartet hatte, doch dann realisierte sie, dass er es war, und blinzelte ihn völlig verblüfft an.
    Er stand dort ruhig mit ernster Miene und wartete.
    »Michael!«, rief sie überglücklich, merkte aber im selben Moment, wie er sein Gewicht schwerfällig aufs rechte Bein verlagerte, und an der linken Schläfe sah sie eine frische Narbe. Sein Gesicht wirkte blass und mitgenommen.
    »Um Himmels willen, was ist geschehen?« Sie setzte die Einkaufstüte und das Paket mit dem Laptop ab und fiel ihm in die Arme, was ihn schmerzhaft aufstöhnen ließ und fast aus dem Gleichgewicht brachte. Trotzdem genoss er ihre Umarmung und ihre Küsse wie ein Ertrinkender.
    Er drückte sie so fest an sich, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Das entging ihr nicht.
    »Was ist geschehen? Warum bist du hier?«
    »Mach erst mal die Tür zu, Darling.«
    Karen löste sich von ihm, stellte die Tüte und das Paket in die Hütte und warf die Tür mit einer raschen Handbewegung zu.
    Dann fiel sie ihm wieder in die Arme, aber diesmal etwas vorsichtiger. Sie versuchte in seinen Augen zu lesen und fand dort Schmerz und Angst.
    Angst um sie?
    Karen hatte das Gefühl, als ob sie sich zehn Jahre nicht gesehen hätten, dabei waren es nur einige Tage gewesen. Sie strich ihm vorsichtig oberhalb der Wunde durchs Haar.
    »Du bist verletzt«, stellte sie fest. »Wissen Winslow und Tom, dass du hier bist?«
    Mansfield schmunzelte. »Keine Angst, diesmal bin ich nicht vom Dienst suspendiert«, sagte er milde, aber da war dieser Schmerz in seinen Augen, den sie vorher noch nie gesehen hatte. Michael hatte sich verändert.
    »Hat … hat man versucht dich umzubringen?«
    »Das versucht man doch andauernd, oder nicht?«
    »Du weichst mir aus. Weißt du, wer es war?«
    Mansfield zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich einer von Brennars Leuten. Ist doch jetzt egal.«
    »Das ist dir egal? Aber …«
    Er ließ sie los und humpelte zu seinem Koffer, aus dem er einen Brief herausholte. Er reichte ihn Karen.
    »Ich soll ihn dir geben. Er ist von Alicia.«
    Karen war alarmiert. »Alicia? Um Himmels willen, ist mit Tom auch etwas passiert?«
    »Nein, Tom geht es gut. Lies ihn.«
    Karen überflog Seite für Seite, auf denen ihr Alicia die vergangenen Tage im Krankenhaus in New York beschrieb. Alles Blut wich aus ihren Wangen, während sie kopfschüttelnd las. Zum Schluss hob sie den Blick, und das Blut kehrte in ihr Gesicht zurück. Karen war völlig fassungslos.
    »Man hat auf dich geschossen, du lagst im Koma, und niemand sagt mir Bescheid? Warum hat Tom mich nicht angerufen?«
    Mansfield nahm seinen Freund in Schutz. »Er wollte dich nicht beunruhigen.«
    »Mich nicht beunruhigen? Dazu gab es wohl allen Grund!«
    »Er hat es nur gut gemeint. Ich hätte es in seinem Fall genauso gemacht.«
    »Was? Niemals. Du hättest Alicia mit Sicherheit Bescheid gesagt, wenn Tom im Koma gelegen hätte.«
    Mansfield knirschte mit den Zähnen. »Das ist etwas anderes.«
    »Es ist nicht anderes, rede dich nicht heraus. Du hättest sie angerufen!«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie wohnt in New York, du warst in Griechenland. Tom hatte die Hoffnung, dass ich früher aufwachen würde, als du in New York sein würdest. Immerhin hat er damit auch Recht gehabt.«
    »Und wenn es nicht so gewesen wäre? Was, wenn du länger im Koma gelegen hättest?«
    »Dann hätte er dich auf jeden Fall angerufen.«
    »Du hättest sterben können!«
    »Nein, körperlich war ich okay. Es war kein

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